Weihnachten, das Fest der Liebe, der Güte und des Friedens. Hach, so schöööööön. Es geht aber auch anders: Explosiv? Brutal? Gallig? Blutig? Wie bieten von allem etwas. Jacko, Souli und Stu wünschen euch viel Spaß bei ihrer exklusiven Auswahl von Weihnachtsfilmen, bei denen es ordentlich kracht und spratzt – oder beides.
Nach einem rabenschwarzen, bösartigen Start versackt „Santa Slay“ in bemühten Angriffen gegen Weihnachten und das Spießbürgertum. Dass ist wenig originell und durch seine eher zahmen Grusel- und Actioneinlagen auch nicht so müllig unterhaltsam wie „Stille Nacht, Horror Nacht“. Trotzdem, wenn draußen Leute ihre Tannenbäume durch die Straßen schleppen und die Kaufhäuser Sonderschichten schieben, entfaltet „Santa Slay“ dennoch ein rudimentäres Unterhaltungspotenzial, woran auch Hauptdarsteller und Ex-Wrestler Bill Goldberg beteiligt ist. Dieser darf als muskulöser Weihnachtsmann schön grimmig durch den Schnee stapfen und bekam von dünnen Script ein paar nette Szenen spendiert.
Der niederländische Regisseur Dick Maas (ja, ein Name wie ein europäischer Pornodarsteller), der Erfinder der kultigen Anarcho-Familie Flodder schickt in „Saint“ einen Weihnachtsmann, bzw. Nikolaus mit spitzen wie scharfem Bischofsstab und Freddy Krüger-Gedächtnisfratze durch die winterlicher Stadtlandschaft der Niederlande. Dabei spießt, schlitzt, schlägt und schreddert er sich durch arglose Holländer, die eigentlich ein friedvolles Fest verbringen wollen. Originell ist das Ganze eher weniger, aber schön deftig (vor allem wenn man bedenkt das die FSK eine gnädige 16er Freigabe vergab) und herrlich stupide. Kein Film für ein gemütliches Fest, aber zum passiven Aggressionsabbau vor der heimischen Glotze doch ganz brauchbar.
Kennt ihr Shane Black? Der Autor und spätere „Iron Man 3“-Regisseur hat ein Faible für die Weihnachtszeit. Allerdings vermischt er diese gerne Action und so verwundert es nicht, dass ihr gestern aber auch heute den einen oder anderen Film finden wird, bei dem Black beteiligt war. So wie diesen hier: „Tödliche Weihnachten“, in dem eine Hausfrau und Lehrerin mit Amnesie herausfindet, dass sie eigentlich eine eiskalte Killerin ist, die im Auftrag des CIA für viele gefüllte Leichensäcke sorgte. „The Long Kiss Goodnight“, so der Originaltitel, bietet knackige Action, markige Sprüche und macht aus dem Weihnachtsfest eine knallige wie bleihaltige Angelegenheit. Die Erkenntnis, dass man seine Ersatzwaffe immer in der Nähe des Genitals verstecken sollte, gibt’s gratis dazu.
Wirklich gut ist dieser Film ganz sicher nicht. Eher im Gegenteil, aber genau deshalb ist das irgendwie volle Lotte unterhaltsam. Die Schauspieler können wenig bis nichts, die Inszenierung ist, naja, „zweckdienlich“, die Story total albern und der „psychologische“ Aspekt so haarsträubend primitiv (immer, wenn er Möpse sah…), das geht kaum flacher. Trotzdem, voll egal. Hier ist so viel Charme und Unterhaltungswert drin, einfach mal Fünfe gerade sein lassen. Manche Szenen sind schlicht zum Schreien Sobald dem Weihnachtsmann wider Willen alle Kontakte durchgeschmort sind (was sehr schnell und in der Konsequenz sehr drastisch geschieht, why not?), wird böse bestraft. Strafe ist wichtig, Strafe ist gut. Ab jetzt werden alle die nicht brav waren von ihm höchstpersönlich bestraft. Mit der Lichterkette, mit der Axt, dem Hirschgeweih an der Wand oder auch mal mit dem Flitzebogen aus dem Warensortiment, dessen Pfeile erwachsene Menschen mühelos durchbohren. Und das aus einem Spielzeugladen, so was gibt es wohl nur in den USA. Heftiger Unfug aus der Hochphase der Fließbandslasher, der durch sein Thema und seine dusselig-liebenswerte Art erstaunlich viel Freude bereitet.
Wir kennen und lieben sie alle: Die Griswolds. Diese durchschnittliche US-Familie mit Oberhaupt Clark (Chevy Chase). Aber warum eigentlich? Sein wir doch mal ehrlich, was die Familie vor allem an Weihnachten erlebt ist an Brutalität kaum überbieten: Umweltverschmutzung, Zerstörung von fremden Eigentum, Tierquälerei und Körperverletzung. Das alles geschieht bei „Schöne Bescherung“ im gefühlten Minutentakt und gibt ein Bild der Familie Griswold preis, welches uns eigentlich abschrecken und ängstigen sollte. Wer will schließlich solche Menschen in seiner direkten Nachbarschaft haben? Diese Sippschaft ist das Grauen, wenn man so will, könnte man sie auch als Vorbild für Rob Zombies Firefly-Familie bezeichnen.
Einige Jahre vor "Halloween" und "Freitag, der 13." schuf die kleine, kanadische Produktion "Black Christmas" die Basis für dieses Sub-Genre bzw. verwendete Anleihen aus dem europäischen Giallo auch jenseits des großen Teichs. Schon die ersten Szenen, die der Zuschauer aus der Ego-Perspektive eines röchelnd-atmenden Unbekannten erlebt, unschwer als wahrscheinlicher Killer zu identifizieren, stammt daher und wurde später unzählige Mal wiederverwendet. Allein deshalb ist der Film für Freunde des Genres eine interessante Angelegenheit. Der Bodycount ist für das Genre zwar sehr gering, viel Blut fließt nicht und der unbekannte Killer hätte ruhig etwas mehr in Erscheinung treten können. Dafür bietet "Black Christmas" einen schönen 1970er Charme und leicht eingestreuten, dabei nicht deplatzierten Humor. Das hat seinen Reiz. Kleines Highlight sind die widerwertigen Anrufe des Psychopathen, die ein wirklich gestörtes Monster am anderen Ende der Leitung vermuten lassen. In den Momenten würde wohl jedem angst und bange werden. Frohe Weihnachten!
Unter der Führung von Action-Legende John Frankenheimer („Ronin“) verbringt Ben Affleck als frisch entlassener Knacki ein Weihnachtsfest, welches er eigentlich mit warmem Kakao und Apfelkuchen verbringen wollte, doch auch durch seine eigene Schuld schliddert er mitten hinein in eine äußerst unglückliche Situation, in deren Höhepunkt ein paar bewaffnete Weihnachtsmänner an den Festtagen ein Indianercasino überfallen. „Wild Christmas“ ist eine geradlinige Mischung aus verschmitzter Gaunerkomödie und unerbittlichem wie leicht sexuell aufgeladenem Hard Boiled-Kino, bei dem Nächstenliebe entweder mit gelber oder auch gerne mal mit roter Flüssigkeit in den weihnachtlichen Schnee geschrieben wird.
Zynische Legitimation von unzweckmäßiger Polizeigewalt? Ach so. Wenn man „Lethal Weapon“ wirklich so verkopft gegenübertreten möchte, dann bietet er sicher genug Angriffsfläche, um ihn kurzerhand mittels jedweder Stigmatisierung zu verdammen. Nur würde man sich damit gleichwohl jede nötige (Sub-)Genre-Affinität aberkennen, mit der man problemlos erkennen würde, dass „Lethal Weapon“ ein prägendes Buddy-Movie wie aus dem Lehrbuch darstellt. Ganz Kind der goldenen 1980er Jahre und doch wird man irgendwie nie zu alt für diesen ebenso zeitlosen Scheiß. Die beiden Hauptprotagonisten (Großartig: Mel Gibson & Danny Glover) bewegen sich auf ein und demselben Level, niemand versucht dem anderen die Präsenz zu nehmen oder auszustechen. Riggs und Murtaugh sind Charaktere mit Ecken und Kanten, Menschen, keine Maschinen, vollkommen unterschiedlich in ihrer charakterlichen Disposition, aber Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an. Und im besten Fall, wie hier, ergeben sie einen mehr als sympathischen Einklang, der den Zuschauer in Windeseile um den Finger zu wickeln weiß. Darüber hinaus glänzt „Lethal Weapon“ mit astreiner, dem Umständen entsprechend harter 80s-Action und treffsicheren Humor, der sich nie im Bereich unnötiger Albernheiten aufhält, sondern den zuweilen durchaus düsteren Charme aufrecht hält. Richard Donners großartiger Startschuss für eine der qualitativ konstantesten Reihen, die man einfach gern haben muss.
Okay, bei fremden Leuten einbrechen ist sehr unchristlich, aber was Satansbraten Kevin McAllister hier mit zwei minderbemittelten Gaunern anstellt am Weihnachtsabend anstellt ist in Sachen Sadismus und Brutalität kaum in Worte zu fassen. Als wären die angeblichen Schurken nicht schon genug mit ihrer eher unterdurchschnittlichen Intelligenz bestraft, werden sie vom Teufelsjungen auch brutal misshandelt. Dabei werden nicht nur Haushaltsgegenstände zweckentfremdet, sondern auch weihnachtliche Dekoration, die doch eigentlich die Unschuld und die Friedfertigkeit des Festes symbolisieren soll, mutwillig gefoltert. Klar, es sieht so aus, als ob der kleine Junge das alles nur tut, weil er keine Wahl hat, aber die Freude die er sichtbar empfindet, wenn er anderen Schmerzen zu fügt macht deutlich, dass der blonde Kevin der wahre Teufel im Film ist. Ohne Zweifel einer der brutalsten Weihnachtsfilme aller Zeiten.
Weihnachten steht vor der Tür, die Familie wartet vor dem heimischen Kamin und Terroristen verschanzen sich samt einer Gruppe Geiseln im 30. Stock des Nakatomi Plaza und machen unserem Helden John McClane die Feiertage so richtig madig: „Stirb langsam“ erblickte das Licht der Welt. Es ist diese Situation einer gegen alle, auf vielleicht nicht engstem, aber begrenztem Raum. Dieser Eine ist barfuß und im Unterhemd unterwegs, leidet, blutet und kämpft verzweifelt gegen eine Übermacht. McClane ist der Star, der improvisiert, kurzzeitig droht zu verzweifeln, aber sich festbeißt und niemals aufgibt. Bruce Willis glänzt nicht nur durch seine Präsenz, er bringt das nötige darstellerische Talent mit, um diese Figur für den Zuschauer jederzeit glaubhaft zu verkörpern, mit ihm zu leiden und zu bluten. Dennoch geht ihm mal ein flotter Spruch über die Lippen, was seiner Figur in Bezug auf die vorherigen Punkte aber nie schadet. Es ist Galgenhumor, pure Wut, zum Teil auch Hilflosigkeit, aber vor allem eine "Leck-mich-am-Arsch-ich-gebe-nicht-auf"-Attitüde, die ihn dazu treibt. Das ist nachvollziehbar, menschlich. Eben nicht die Kampfmaschine, die über den Dingen steht. Ein Muss.
Und um am Gewinnspiel teilzunehmen, beantwortet folgende Frage (nicht als Kommentar): Der Hauptdarsteller in einem der vorgestellten Filme wurde im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein geboren. Welcher ist es?
Teilnahme: Zum Gewinnspiel
Autoren: Sebastian Groß, Jacko Kunze & Pascal Reis