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Die Morgan Freeman Box

von Sebastian Pierchalla

Akt 1: Große Erwartungen

Gäbe es einen Mann, dem ich erlauben würde mein Leben als Off-Sprecher zu begleiten, die Wahl würde sicherlich auf Morgan Freeman fallen. Zugegebenermaßen kein besonders kreativer Wunsch, denn über die langen Jahre seiner Karriere hat sich der charismatische Amerikaner in die Herzen vieler Filmfans gespielt, nicht zuletzt wegen seiner markanten Stimme.
Egal ob er einen flüchtigen Sträfling, einen Chauffeur, den Berater von Batman, oder Gott höchstpersönlich verkörpert, Freeman scheint in jeder Rolle zu überzeugen.
Mit dieser Erwartungshaltung bin ich auch an die kürzlich erschienene Morgan Freeman Box gegangen. Die Idee eine Handvoll Filme eines berühmten Hollywood Schauspielers zusammen in einer Box zu veröffentlichen ist ja nichts neues mehr und gerade bei der Fülle an hochkarätigen Filmen, die der gute Herr im laufe seines Lebens so gedreht hat, dürfte da sicherlich die ein oder andere Perle mit dabei sein.
So war zumindest mein grundlegender Gedankengang, doch wie so oft im Leben kam dann doch alles ganz anders.

Akt 2: Die neuen Leiden des jungen Kritikers

Bereits der erste Blick auf das Cover ist vielversprechend, scheint Morgan Freeman dort doch direkt dem Set von „Seven“ entsprungen zu sein, wodurch meine Erwartungshaltung noch ein bisschen mehr geschürt wurde. Auf den zweiten Blick bahnte sich jedoch bereits das Grauen an, mit dem ich in den nächsten 230 Minuten Laufzeit zu kämpfen hatte. Alleine jene Zahl machte mich schon stutzig, denn  mit grob gerechnet 77 Minuten pro Film war die Hoffnung hier große Hollywood Blockbuster zu finden schnell ad acta gelegt. Auch die Titel der Filme, namentlich „Malcolm X“, „Resting Place“ und „I want to Kill“, konnten mich ad hoc nicht vom Hocker hauen. Für eine halbe Sekunde musste ich bei ersterem an den großartigen Film von Spike Lee denken, bis mir bewusst wurde, dass Freeman in dem Werk gar nicht mitspielt und dass jenes 200 minütige Historiendrama den Rahmen der Box vermutlich gesprengt hätte.
Die dunklen Omen sollten sich verdichten, als das schmucklose Bedienmenü der Scheibe nicht nur jegliche Bonus Inhalte vorenthält, sondern darüber hinaus die letzten beiden Titel nur in deutscher Sprache anbietet und das im Jahre 2014.

Dementsprechend demotiviert widmete ich mich also „Malcolm X“, der sich als 60 minütiger TV Film heraus stellen sollte, ganz im Stile jüngerer BBC Produktionen, nur eben mit wesentlich weniger Budget, sowie schlechter Bild- und Tonqualität. Freeman verkörpert hier den berühmten schwarzen Bürgerrechtsaktivisten Malcolm X in seinen letzten Tagen. Zwar spielt Mr. Freeman wie immer ganz ordentlich, dennoch war jene Stunde bereits eine Tortur, was nicht zuletzt an der unglaublich langweiligen Erzählstruktur lag, die immer wieder von O-Ton Interviews unterbrochen wurde. Kein Vergleich zum Werk von Lee, oder der ebenfalls recht empfehlenswerten Doku „Malcolm X“ von 1972.

Das Glanzstück der Sammlung sollte sich hinter Tür Nummer zwei verbergen, denn auch wenn es sich bei „Resting Places“ erneut nur um einen TV Film handelte und man dementsprechende Abzüge in Sachen Qualität und Umfang in kauf nehmen musste, ist das Drama von John Korty, der  unter anderem im Regiestuhl für „Star Wars: Ewoks – Karawane der Tapferen“ saß, doch auf einem recht soliden Niveau.
Wer im übrigen den subtilen Hinweis der folgenden Zeile nicht richtig einzuordnen weiß, hier nochmal das Ganze in ausformulierter Form. Star Wars TV Filme aus den 80ern, die sich um die Ewoks und ihre Abenteuer drehen. Wer spätestens in diesem Moment nicht Amazon aufgerufen hat, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.
Doch zurück zum Thema Morgan Freeman, auch wenn ich eigentlich lieber bei den Ewoks bleiben würde.
In „Resting Places“ verkörpert er die Rolle Luther Johnson, dessen Sohn auf mysteriöse ums Leben gekommen ist. Die Tatsache, dass dieser einer der ersten farbigen Offiziere in der US Armee war, wirft natürlich ein ungleich düsteres Licht auf die Geschichte, da ein Verbrechen aus Rassenhass nicht auszuschließen ist. Major Kendall Laird, gespielt von John Lithgow untersucht daraufhin den Fall und stößt dabei auf die grausame Wahrheit hinter jenem Verbrechen.
Sicherlich kein Film den man unbedingt sehen muss, aber auch kein Totalausfall.

Akt 3: Sin City

Eine schlechte Doku und ein mittelmäßiger TV Film, war dies wirklich das Beste was die „Morgan Freeman Box“ zu bieten hatte? Meine Hoffnung hier am Ende doch noch einen guten Film zu sehen schwanden von Minute zu Minute, doch immerhin versprach der Titel „I want to Kill“ zumindest einen flotten Action Film, nicht das schlechteste um so einen verkorsten Abend ausklingen zu lassen. Wie immer warf ich vorher einen kurzen Blick auf den Rücken der DVD, um mir die Kurzbeschreibung des Streifens durchzulesen. Der dort angegebene Plot laß sich auf den ersten Blick zumindest ganz ordentlich. New York in den 70er Jahren, die Kriminalitätsrate ist so hoch wie nie zuvor und Detective Jim Blade stellt sich alleine gegen korrupte Polizisten, hinterlistige Politiker und Schwerverbrecher. 
Doch zwei Dinge wollen auf Anhieb nicht zusammen passen. Zum einen fehlt in der Beschreibung der Name des Schauspielers hinter einer der Rollen, was zumindest in den Texten der vorherigen Filme immer der Fall war. Zum anderen wirkt das Filmposter unterhalb des Textes noch iritierender, denn hier sehen wir Herrn Freeman in bester „Sin City“ Manier vor verregnetem Hintergrund posieren und selbst der Fond scheint von Frank Millers Kultfilm übernommen worden zu sein.

Leider bestätigt sich jene dunkle Vorahnung recht schnell, denn hinter „I want to Kill“ steckt in Wahrheit ein Film namens „Blade – der Kontrabulle“ und als ob jener Titel nicht schon schlimm genug wäre, wird besagter Bulle nicht von Morgan Freeman, sondern von John Marley gespielt, der untere anderem für „The Godfather“ vor der Kamera stand. Nun ja, auch in „Resting Places“ gab es für Freeman ja nur eine Nebenrolle, wie groß fällt also seine Beteiligung in diesem Werk aus ? 
Laut der Stoppuhr meines iPhones ganze 145 Sekunden und da sagt nochmal einer heutige Cameos wären kurz. Der Film selbst reiht sich in die endlose Riege von Polizeithrillern ein, mit denen man vermutlich einen Stapel bis zum Mond bauen könnte.
Die Qualität des Filmes ist es jedoch nicht was mich im Nachhinein so wütend gemacht hat, sondern die strikte Täuschung des Kunden, der hier gute Filme mit einem der sympathischsten Personen Hollywoods erwartet und dann so einen Dreck serviert bekommt.
Die Titel der Filme, die falschen Filmplakate und die gesamte Verpackung der Box sind eine reine Mogelpackung, einzig und allein dafür gedacht ahnungslose Kunden hinters Licht zu führen.

Ich hoffe das Niemand für diesen Schund sein Geld ausgeben wird, denn selbst der recht niedirgen Preis von 8,30 auf Amazon rechtfertigt nicht den Kauf, zumal man für 70 Cent mehr bereits die Blu Ray von „The Shawshank Redemption“ erhält.

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