Wenn es um paranormale Puppen geht, darf deren wohl berühmteste nicht fehlen. Erst recht, wenn sie mit Tom Hollands Child‘s Play ein noch populäreres Leinwand-Pendant inspirierte und - zumindest lassen Handlungselemente das vermuten - auch William Brent Bells The Boy beeinflusste. Die Rede ist von Robert the Doll. Wie so viele gruselige Dinge stammt Robert ursprünglich aus Deutschland, wo ihn Anfang des 20. Jahrhunderts die steinreichen US-amerikanischen Eltern des Malers Robert Eugene „Gene“ Otto als Geschenk für ihren Sohn kauften. Die Puppe der Posh-Plüschtier-Marke Steiff war eigentlich nie als Kinderspielzeug gedacht, sondern ein Ausstellungsmodell für ein Schaufensterarrangement von Narren und … Clowns (Traut keinen Clowns!). Der kleine Gene war begeistert von der Puppe - um nicht zu sagen: besessen.
Er ließ ihr einen eigenen Mini-Teddy anfertigen, der in beängstigendem Äußeren der Puppe kaum nachsteht. Noch befremdlicher war, dass Gene die Puppe nach sich selbst benannte. War im Haus etwas kaputt gegangen oder in Unordnung, sagte Gene, das sei Robert gewesen. Schwer zu sagen, welcher der beiden Roberts creepier war. Dienstpersonal hörte, dass Gene beim Spielen mit Robert dessen Stimme unerklärlich erwachsen klingen ließ und sahen manchmal aus den Augenwinkeln eine kleine Gestalt im Matrosenanzug - Roberts Outfit - durchs Haus huschen. Gene schien von Robert nicht nur eingenommen, sondern zunehmend eingeschüchtert. Er gab ihm ein eigenes Zimmer im Anwesen seiner Eltern und war als Erwachsener überzeugt, alle unglücklichen Ereignisse in seinem Leben seien Roberts Werk.
Genes Gattin Anne verfrachtete Robert schließlich in eine Kiste auf den Dachboden. Weder Gene noch Robert waren sonderlich glücklich mit diesem Arrangement. Vom Dachboden hörten Angestellte unheimliches Gekicher, Schritte und Rumpeln. Nach Genes Tod berichteten Passanten, eine kindliche Silhouette an den Dachbodenfenstern gesehen zu haben, und ein Klempner, der die Puppenkiste umstellte, fand Robert später an anderer Stelle wieder. Dank dieser Anekdoten ist Robert Besuchermagnet des Fort East Martello Museums. Bevor er dort eintraf, befand er sich im Privatbesitz einer gewissen Myrtle Reuter, die ihn dem Museum als Schenkung überließ. Es beunruhigte sie nämlich, dass Robert, so ihre Überzeugung, selbstständig durch ihre Wohnung wanderte.
Im Museum rissen die bizarren Geschehnisse nicht ab; zum finanziellen Glück der bis zu Roberts Ankunft eher obskuren Sammlung, in der ihr Mini-Roberts und allerlei Souvenirs mit dem kleinen Schrecken im Matrosenanzug erwerben könnt. Kameras streiken regelmäßig vor seiner Vitrine und Besuchende, die ihn „verärgern“, verfolgt das Pech. Robert erhält Briefe und Geschenke von Leuten, die ihn leichtfertig beleidigten. Falls ihr also gerade laut über Robert gespottet habt, bereitet schon mal die Abbitte vor. Was den anderen Robert, Eugene Otto, angeht: Manche glauben, sein Geist gastiere nunmehr in Puppen-Robert, der ihn in jeder Hinsicht überdauert: physisch, populär und residenziell. Was immer man vom Rest hält, das ist auf jeden Fall unheimlich.