Bildnachweis: © “The AMityville Horror” WVG Medien | © “Amityville: An Origin Story” MGM+

Echt unheimlich: Die wahren Begebenheiten hinter 12 Horrorfilmen

von Lida Bach

Was passt nach dieser lauschigen Anekdote über Familienwerte besser als ein Exkurs zu häuslicher Harmonie? Jene erhofften sich George und Kathy Lutz, als sie mit ihren drei Kindern im Jahr 1975 in ein seit kurzem leerstehendes Haus in Amityville einzogen. Der Name ist mittlerweile Synonym für Haunted House Stories, weshalb man nicht groß drumherumreden muss, wie das Ganze ausging. Nach vier Wochen ergriff die Familie die Flucht aus dem Kolonialstil-Bau, in dem ein Jahr zuvor Ronald DeFeo, Jr. mutmaßlich seine Verwandtschaft erschossen hatte. Was sie vertrieb war angeblich ein Poltergeist-Phänomen. 


Jenes zählt dank Jay Ansons darüber verfassten Bestseller The Amityville Horror und Stuart Rosenbergs gleichnamiger Verfilmung zu den bekanntesten seiner Art. Mitbeteiligt an Erzeugung und Einnahmen des paranormalen Profits waren die selbsternannten Geisterjäger Lorraine und Ed Warren. Wenn es irgendwo gewinnbringend Geister zu ermitteln gibt, sind die Warrens nicht weit. In dem Anwesen, das Familie Lutz in Kenntnis der mörderischen Vorgeschichte gekauft hatten, schossen die Warrens unter anderem das Foto eines vorgeblichen „Geisterkindes“ mit auffälliger Ähnlichkeit zu ihrem eigenen Sohn. Bereits direkt nach dem Einzug erhielt der Priester, den Kathy zur Segnung des Hauses bestellt hatte, eine dämonische Ohrfeige, fing sich eine Erkältung ein und hörte eine Stimme „Get out!“ rufen. 

Kirchenvertreter würden garantiert nie die Wahrheit überstrapazieren, selbst, wenn sie wie besagter Priester ihres Amtes schließlich enthoben wurden. Zudem blieb es nicht bei rabaukiger Ruhestörung. In dem alten Bau roch es komisch, nachts knallten Türen laut zu und es dauerte Tage, bis die Räume gemütlich warm wurde. Zudem wimmelte es von Fliegen, die bekanntlich des Teufels Lieblingstierchen sind, und feuchte grünliche Flecken entstanden auf dem Boden. All dieser spukige Stress hinterließ seine Spuren an Kathy Lutz, die sich laut ihres Gatten vor seinen Augen in eine alte Frau mit den Falten einer 90-Jährigen verwandelte. Nur absolute Ignoranten würden behaupten, ein altes Gebäude, das aufgrund schlechter Isolierung trotz Heizen nasskalt bleibt, und daher ein Paradies für Schimmel (auf den manche mit Allergiesymptomen reagieren) und Ungeziefer ist, sei genauso normal wie ein unsensibler Ehemann. 

Familie Lutz jedenfalls beharrte zeitlebens auf ihrer Version, die auf über 45 Stunden Tonbandaufnahmen für die Nachwelt festgehalten wurden. Die Spekulationen darüber, was hinter dem ganzen Spuk steckte, mehrten sich über die Jahre von dämonischen Mächten oder einem clever refinanzierten Fehlkauf bis hin zu einem Marketing-Manöver zur Finanzierung einer besseren Verteidigung Ronald DeFeos. Zwei Dinge jedenfalls haben die Lutz-Leute nachhaltig beeinflusst: den Genre-Kanon und ihre Kinder. Die glauben fest an eine übernatürliche Ursache; womöglich ein Fall kollektiver Psychose - was mindestens genauso gruselig sein kann.

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