In den 50er und 60er Jahren gehörte Rock Hudson zu den gefragtesten Schauspielern Hollywoods. Vor allem mit seinen klassischen Liebhaber- und Heldenrollen konnte er das Kinopublikum begeistern und Filme wie Giganten, Bettgeflüster oder Ein Pyjama für zwei sind heute zu Recht Klassiker. In über 75 Produktionen hatte er im Laufe seiner Karriere mit einigen Größen des Geschäfts zusammen gearbeitet und doch sticht eine Zusammenarbeit besonders hervor. Mit dem deutschstämmigen Regisseur Douglas Sirk (eigentlich Hans Detlef Sierck) drehte Rock Hudson ganze 9 Filme und ein gemeinsamer Film war es, der Hudson den endgültigen Durchbruch in Hollywood bescherte. Das Melodram Die wunderbare Macht von 1954 machte ihn zum Filmstar und doch ist der Film heute ziemlich in Vergessenheit geraten, wie auch einige weitere Werke Hudsons. OneGate Media hat nun drei dieser Zusammenarbeiten von Rock Hudson und Douglas Sirk in einer Edition neu veröffentlicht und diese wollen wir euch einmal etwas näher vorstellen:
Die wunderbare Macht (1954)
Manchmal treibt der Zufall ein böses Spiel: Playboy und Millionenerbe Bob Merrick (Rock Hudson) wird durch einen Motorbootunfall indirekt für den Tod des Arztes Dr. Phillips verantwortlich gemacht. Nach der Flucht aus der Klinik lernt Bob die Witwe des Arztes, Helen (Jane Wyman, Alle lieben Pollyanna), kennen und verliebt sich in sie. Als Helen nach einigen Annäherungsversuchen des Frauenhelds erfährt, dass Bob eine Mitschuld für den Tod ihres Mannes trägt, will sie das Weite suchen, wird aber tragischerweise von einem Auto angefahren. Helen überlebt, ist aber fortan erblindet. Wird die Liebe zu der Frau Bob nun endlich dazu bringen, seine egoistische Natur zu überdenken?
Die wunderbare Macht ist ganz klar ein Produkt seiner Zeit, das heute so sicherlich nicht mehr inszeniert werden würde. Das Melodrama strotzt nur so vor klischeehaften Figuren und Handlungssträngen, die heute wohl allenfalls in Seifenopern noch in dieser Form eine Berechtigung haben. In den 50ern konnte man damit noch Kinosäle füllen, aber Zeiten ändern sich und so auch die gesellschaftlichen Normen und der Geschmack des Publikums. Dabei ist die Ausgangslage des Films gar nicht uninteressant und eignet sich für ein spannendes Drama. Der Lebemann Bob Merrick wird von Schuldgefühlen geplagt und versucht sich irgendwie seiner Verantwortung für den Tod des beliebten Arztes Dr. Phillips bewusst zu werden. Doch alle seine Versuche der Wiedergutmachung scheitern und verschlimmern eher die Lage und ziehen ein weiteres dramatisches Ereignis nach sich. Der Wandel der Figur des Merrick, der sein lockeres Leben als Playboy aufgibt, ist durchaus überzeugend. Ebenso glaubhaft ist die Darstellung der oscarnominierten Jane Wyman als trauernde Witwe, die dem Verantwortlichen für den Tod ihres Mannes (noch) nicht verzeihen kann. Was als sehenswertes Stück über Schuldgefühle und Verzeihung beginnt, endet leider zu sehr in einer nicht sonderlich romantischen, eher kitschigen und altmodischen Gefühlsduselei mit klassischen Rollenbildern des Helden, der die Frau retten muss.
Wenn die Ketten brechen(1955)
Der junge Michael Martin (Rock Hudson) ist im Jahr 1815 Mitglied einer revolutionären Widerstandsgruppe in Irland. Nachdem er gezwungen ist, vor den Behörden zu fliehen, landet Michael in Dublin und trifft dort auf den berühmten Rebellenführer „Captain Thunderbolt“ (Jeff Morrow, Angriff der Riesenkralle). Schnell steigt er zu dessen Stellvertreter auf und kämpft an seiner Seite gegen die britische Herrschaft. Als Captain Lightfoot wird er zu einem gefeierten Helden des irischen Freiheitskampfes, doch seine Liebe zu Thunderbolts Tochter Aga (Barbara Rush, Der Mann aus Philadelphia) bringt nicht nur ihre Beziehung, sondern auch ihren gemeinsamen Kampf in Gefahr.
Douglas Sirks war in den 50ern so etwas wie der Meister des Melodrams und einige dieser Werke gelten noch heute als Meilensteine des Genres. Mit Wenn die Ketten brechen wagte sich Sirks jedoch in ein anderes Genre und bewies, dass er genauso gute historische Abenteuerfilme inszenieren kann. Vor allem sein Händchen für beeindruckende Landschaftsaufnahmen machen sich in dem Film auch dank des Cinemascope-Verfahrens bemerkbar und lassen die irischen Originalschauplätze auf der Leinwand erstrahlen. Inhaltlich ist Wenn die Ketten brechen ein netter Abenteuerfilm über den Freiheitskampf der Iren, der ein paar schöne Kampf- und Actionelemente enthält und durchweg für Spannung sorgt. Rock Hudson ist die Heldenrolle auf den Leib geschrieben und er weiß sie auszufüllen. Man bekommt einen klassischen Abenteuerfilm seiner Zeit und da muss sich Wenn die Ketten brechen nicht hinter anderen Werken verstecken. Das große Aber darf natürlich nicht fehlen: Der Film hat wie viele Filme der damaligen Zeit aus heutiger Sicht ein recht altmodisches Frauenbild. Hier darf die Frau noch gezüchtigt werden, wenn sie nicht spurt und das Ganze findet sie gar nicht so schlimm, sondern das führt nur dazu, dass sie sich noch in den schlagenden Frauenheld Hals über Kopf verliebt und von heute auf morgen heiraten will. Glücklicherweise steht dies nicht allzu sehr im Vordergrund, sodass man ohne weiteres den Abenteuerpart des Films genießen kann.
Duell in den Wolken (1957)
1932, New Orleans: Ex-Kampfflieger Roger Shumann (Robert Stack, In den Wind geschrieben) führt mit seiner Frau LaVerne (Dorothy Malone, Der Agentenschreck), einer Trapezartistin, eine halsbrecherische Flugschau vor. Ihre schwindelerregenden Auftritte ziehen nicht nur Bewunderung, sondern auch Kritik auf sich, besonders von Seiten des Sensationsreporters Burke Devlin (Rock Hudson), der sich in LaVerne verliebt hat. Während Devlin nun endlich sein Leben in den Griff bekommt, setzt Roger mit immer gefährlicheren Flugmanövern das Leben seiner Familie aufs Spiel.
Mit Duell in den Wolken wagte sich Douglas Sirk an die Verfilmung eines Romans des amerikanischen Schriftstellers und Nobelpreisträgers William Faulkner. Obwohl Faulkner sich sonst stets kritisch gegenüber den Verfilmungen seiner Werke äußerte, lobte er Duell in den Wolken und bezeichnete den Film als die beste Verfilmung. Ein solches Lob muss man sich verdienen und Sirk gelingt es tatsächlich mit Duell in den Wolken ein überzeugendes Actionmelodram abzuliefern. Wie von Sirk gewohnt, liefert er erneut starke Bilder, die vor allem die Weite des Himmels und die waghalsigen Flugmanöver gekonnt einfangen. Die damit verbundene Flugaction kann sich ebenfalls sehen lassen und sorgt für gehörige Spannung, wenn die wagemutigen Piloten in die klapprigen Flugzeuge steigen und sich ein Wettkampf liefern. Doch auch abseits des Fluggeschehens vermag der Film zu überzeugen. Sirk entfaltet ein verworrenes Liebesdrama um die junge Artistin LaVerne. Diese ist unglücklich in ihrer Ehe mit Roger Shumann, dem Piloten, dem sie selbst ihr Leben bei den waghalsigen Aktionen in der Luft anvertrauen muss. Dieser schert sich nicht wirklich um sie, sondern verlangt sogar von ihr, sich anderen Männern hinzugeben, wenn es dabei hilft an ein neues Fluggerät zu kommen. Auf der anderen Seite steht der treue Mechaniker Jiggs (Jack Carson, Ein neuer Stern am Himmel), der nicht mehr nur heimlich in LaVerne verliebt ist, aber Roger treu ergeben ist. Zu guter Letzt kommt dann noch der Reporter Burke Devlin hinzu, der das Dreiergespann auf der Suche nach einer neuen Story beobachtet und sich dabei dann ebenfalls in LaVerne verliebt und versucht sie aus ihrer toxischen Beziehung zu befreien. Dieses Liebesgeflecht birgt einige Dramatik in sich, die die Darsteller allesamt glaubhaft vermitteln.
Technischer Daten
OneGate Media veröffentlichte die Rock Hudson Edition als exklusive 3-Blu-ray-Box am 6. September 2024 in altersangemessener ordentlicher Bild- und Tonqualität auf Deutsch und Englisch (jeweils in DTS-HD Master Audio 2.0; Bild in Full HD 1920x1080p) mit englischen Untertiteln im Keep Case. Bonusmaterialien sind leider keine enthalten.
Fazit
Für Fans von Rock Hudson, Douglas Sirk oder des 50er-Jahre-Kinos ist diese aus drei Filmen bestehende Edition ein Highlight, bietet sie doch drei heute eher unbekanntere Filme in einer ordentlichen Bild- und Tonqualität in HD. Jeder der Filme hat seine Schauwerte und liefert einen tollen Einblick in das Schaffen von Hudson, abseits seiner heute noch bekannten und beliebten Filme. Es ist nur schade, dass es keinerlei Bonusmaterial gibt.