Bildnachweis: Fox

Empire - Staffel 1 - Kritik

von Sebastian Stumbek

Mit seinem Musiklabel Empire hat der Geschäftsführer Lucious Lyon den Musikmarkt fest im Griff. Er selbst ist ein begnadeter Künstler, aber zugleich auch ein knallharter Geschäftsmann! Doch seine heile Welt bekommt einen Riss, als er erfährt, dass er schwer krank ist und nicht mehr lange zu leben hat. Die Uhr tickt und Lucious oberstes Bestreben ist es von nun an einen Nachfolger aufzubauen. Seine drei Söhne, die unterschiedlicher nicht sein könnten, sind dafür aus verschiedenen Gründen derzeit noch nicht bereit, doch Lucious ist fest entschlossen einen von ihnen zum neuen König von Empire Entertainment zu machen. Möge das Spiel um den Thron beginnen.

Mit "Empire" kreierten Lee Daniels ("Precious", "The Butler") und Danny Strong eine neue Serie, die in den USA schnell zum großen Hit avancierte. In Deutschland blieb der Erfolg aus, wie so oft bei amerikanischen Erfolgsserien, die inmitten unserer armseligen TV-Landschaft nur selten Fuß fassen können. Und so verfolgten nur wenige Zuschauer hierzulande das groß umworbene  Musik-Drama auf Pro7. Für all jene, an denen die Serie bisher vorbei ging, möchten wir nun einen Blick auf "Empire" werfen, zumal schon diesen Monat die zweite Staffel in den USA anläuft und die erste Staffel demnächst in Deutschland im Handel zu erwerben ist.

Macht, Gier, Ruhm, Fame: "Empire" mag zwar im Herzen eine Familiengeschichte sein, doch Liebe, Wohlwollen oder Zusammenhalt findet man hier vergebens. In der Welt der Reichen und Schönen gönnt sich eben niemand etwas. Zumindest ist das die Welt, wie sie in "Empire" dargestellt wird. Wir lernen zunächst alle Charaktere kennen, die teilweise etwas überzeichnet und extrem rüberkommen mit all den Macken oder Lastern, die auf ihren Schultern lasten. Das mag im ersten Moment fast schon ein wenig abschreckend auf den Zuschauer wirken, schnell aber entsteht eine Bindung zum gut aufgelegten Hauptcast der letztendlich auch der treibende Motor hinter "Empire" sein wird und zum weiterschauen motiviert. Denn dieser ist nicht nur prominent besetzt, sondern besitzt hinter der schrillen Hülle genügend Charme und interessante Züge, die die Neugier wecken.

Überdreht sind nicht nur die Charaktere, generell geht es in "Empire" narrativ drunter und drüber wie auf einer Achterbahnfahrt. Tatsächlich ist das schon wieder zu viel des Guten, denn wenn sich eine Tragödie im Minutentakt an die nächste reiht, artet es dramaturgisch in einem Zirkus aus, den man irgendwann nur noch bedingt ernst nehmen kann. Solch eine erzählerische Struktur kennt man eigentlich nur aus dem Fernsehen, genauer gesagt aus täglichen Soaps, und tatsächlich muss man "Empire" auch als solche fast schon bezeichnen. Nur eben weit edler verpackt. Dass damit nicht jeder Zuschauer etwas anfangen kann dürfte nicht verwunderlich sein, der Einstieg in die glitzernde Welt von "Empire" ist tatsächlich etwas gewöhnungsbedürftig mit teils sogar trashigen Ausflügen. Und dennoch, trotz zahlreicher Albernheiten, trotz des Ärgers, der sich vereinzelt einstellt und zahlreicher unfreiwillig komischer Momente schafft es "Empire" dennoch auf wundersame Weise, den Zuschauer um den Finger zu wickeln und zum immer weiterschauen zu animieren. Und hat man sich irgendwann an den Stil gewöhnt und weiß damit umzugehen, fallen viele Dinge, die zuvor noch gestört haben, kaum noch negativ auf.
Das funktioniert unter anderem, wie zuvor erwähnt, dank der interessanten Figuren und ihren Geschichten. Welcher der drei Söhne macht das Rennen um das Erbe? Ist es der machtgierige Intrigant André (Trai Byers aus "90210"), der die Geschäfte von "Empire" leitet, der talentierte und gefühlvolle RnB-Sänger Jamal (Jussie Smollet aus "North", "The Mighty Ducks"), der seinem Vater durch seine Homosexualität ein Dorn im Auge ist, oder der junge Rapper und Playboy Hakeem (Newcomer Bryshere Y. Gray), der zwar ebenfalls Talent besitzt, dem es aber noch an Reife fehlt? Auch seine Ex-Frau Cookie (Taraji P. Henson aus "The Curious Case of Benjamin Button", "Person of Interest") mischt im Geschehen ordentlich mit, nachdem sie aus dem Knast entlassen wird. Dort verbrachte sie die letzten 17 Jahre und will jetzt ebenfalls ein Stück vom Kuchen abhaben, immerhin hat sie "Empire" zuvor mitaufgebaut. Letztere stellt sich übrigens schnell als das vermutlich größte Highlight der Serie heraus, da sie mit ihrem großen Mundwerk und ihrem frechen Vorgehen für zahlreiche humorvolle Momente sorgt und so schnell zum Zuschauerliebling wird. Nicht verwunderlich also, dass sogar schon von einem Spin-Off die Rede ist, in welchem sie die Hauptrolle übernehmen würde, ähnlich wie es Saul Goodman in "Breaking Bad" bereits gelang. Wem und ob Lucious Lyon (Terrence Howard) letztendlich sein Vermächtnis vererbt und ob ihn die kriminellen Machenschaften seiner Vergangenheit nochmal einholen, gilt es ebenfalls herauszufinden. Viele Fragen, viele Handlungsstränge, viele Intrigen und Machtspielchen. Das mag, wie zuvor erwähnt, zwar schon ein kleiner Overkill sein, doch ist es wie bei einem Unfall: Man kann einfach nicht wegschauen (was an dieser Stelle durchaus positiv zu verstehen ist).
Was wäre "Empire" letztendlich aber ohne die passende Musik? Liebhaber von Hip Hop, Soul und RnB dürfen sich hier auf einen großartigen Soundtrack freuen, der unter anderem vom Hitproduzent Timbaland mitproduziert wurde. Wer gefühlvolle Songs mag, ist mit Jamal bestens bedient, Hakeem versorgt den Zuschauer mit zahlreichen coolen Raps. Und dazwischen gibt es noch zahlreiche Auftritte und Features von Künstlern wie Jennifer Hudson, Mary J. Blidge, Snoop Dogg oder Juicy J. Auf musikalischer Seite macht "Empire" also alles richtig. 

Zum Ende hin schlägt "Empire" auch einen deutlich düsteren Ton an, wird zunehmend schmutziger, zieht das Tempo ordentlich hoch und verfällt auch nur noch seltener in seine Trashecke, so dass die Staffel mit einem gelungenen Finale endet, das Lust auf mehr macht. Und mehr gibt es bereits bald zu sehen, Staffel 2 läuft, zumindest in den USA, schon ab dem 23. September auf Fox und ist mit seinen 18 Folgen, gegenüber den 12 aus Staffel 1, um stolze 6 Episoden erweitert worden. In unserer heutigen Zeit, in der Serien einen Standard von nur noch rund 10 Folgen pro Staffel pflegen, weil die Sender dahinter kein Risiko mehr eingehen wollen, ein sehr mutiger Schritt und zugleich ein Zeichen von starker Zuversicht, dass auch Staffel 2 die Zuschauermassen begeistern wird.Und damit es auch in Deutschland klappt, soll angeblich Schlagerqueen Helene Fischer einen Gastauftritt erhalten. Ob an dem Gerücht etwas dran ist und ob dieser gruselige Einfall tatsächlich fruchtet, erfahren wir schon bald.

Fazit
: "Empire" schafft es auf kuriose Weise, trotz alberner trashiger Einschübe und einer ordentlichen dramaturgischer Flutüberreizung, den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Zu verdanken ist es unter anderem dem interessanten Cast, der stets weckenden Neugier auf Antworten sowie der starken Musik, welche hier im Mittelpunkt steht. Für Staffel 2 darf man sich dennoch wünschen, dass die Serie wieder etwas mehr Boden unter den Füßen gewinnt. Nichtsdestotrotz darf man nach dem gelungenen Finale schon gespannt darauf sein wie es in der Schlammschlacht um das Vermächtnis von Empire weitergeht. 

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