Ein kleines Mädchen verschwindet beim Versteckspiel im Wald – wenig später wird ihr kopfloser Körper am Ende einer verstörend arrangierten Spur aus Süßigkeiten entdeckt. Sie ist nur das jüngste Opfer in einer langen Reihe bestialischer Kindermorde, deren Grausamkeit die Polizei in Atem hält. Als höchst tatverdächtig gilt der sanfte und unauffällige Lehrer Dror. Doch als die ermittelnden Beamten ihm zum wiederholten Male nichts nachweisen können, greift der von dem Fall besessene Polizist Miki zu härteren Mitteln. Seine unkonventionelle und für Dror äußerst qualvolle „Befragung“ in einem leerstehenden Fabrikgebäude wird jedoch heimlich gefilmt und landet im Internet, was Miki wiederum die Suspendierung einbringt.
Auf eigene Faust recherchiert der beinharte Bulle weiter, doch als er den Lehrer erneut zu einem Geständnis zwingen will, tritt aus dem Nichts ein unerwarteter Mitspieler auf den Plan: Gidi, der verzweifelte Vater des getöteten Mädchens. Er hat schlagkräftige Argumente und einen großen Kofferraum, und schon bald entspinnt sich zwischen Gidi und seinen beiden unfreiwilligen Gästen im schallisolierten Keller seines Wochenendhauses ein perfides Spiel der Schmerzen. Als die Folter immer unerträglicher wird, stellt sich unweigerlich die Frage, wer sich hier eigentlich die größere Schuld auf die Schultern lädt – doch aus der selbst erschaffenen Hölle findet keiner der Protagonisten mehr den Weg zurück …
Aharon Keshales und Navot Papushado schrieben 2010 Filmgeschichte – ihr knackiges Slasher-Debüt RABIES galt als der erste israelische Horrorfilm und konnte weltweit Festivalerfolge einfahren. Nun meldet sich das Erfolgsduo mit derart unerhörter Wucht zurück, dass das anfängliche Lächeln über die absurden Charaktere und Situationen bald einer lähmenden Schockstarre weicht. Die dann wieder in Gelächter endet, worüber wir zu Recht nochmals entsetzt sind. BIG BAD WOLVES ist ein Film, der einfach keine Kompromisse macht.
Das israelische Regisseur-Gespann verwebt stilsicher Elemente des harten Revengethrillers mit der absurden Situationskomik tiefschwarzer Genremeister, wie wir sie (in Form von Álex de la Iglesia und Pedro Almodóvar) eher aus Spanien kennen, und behält in jeder Szene die Kontrolle über den Zuschauer. Was als geschmacklose Torture-Porn-Comedy hätte enden können, wird in den Händen von Keshales und Papushado zu einem bittersüßen Bastard, dessen groteske Gewaltphantasie endlos zwischen Zwerchfell und Magen widerhallt und der in seiner Eindringlichkeit wie kaum ein anderer Film den Zuschauer dazu zwingt, Stellung zu nehmen. Auch wenn es noch so weh tut.