Eine Tragödie steht am Beginn von Carmens Leben: Ihr Vater, der berühmte Matador Antonio Villalta, wird in der Arena vom Stier schwer verletzt. Der Schock leitet bei ihrer hochschwangeren Mutter die Wehen ein und die schöne Flamencotänzerin stirbt bei Carmens Geburt. Fortan hat die Kleine mit den großen Kulleraugen unter ihrer bösartigen Stiefmutter Encarna, der ehemaligen Krankenschwester des nach dem Unfall gelähmten Antonio, zu leiden, sofern diese nicht gerade im Domina-Outfit den Chauffeur züchtigt. Als Carmen heranwächst, wird sie Encarna ein solcher Dorn im Auge, dass sie ihr nach dem Leben trachtet. Doch damit treibt sie Carmen sieben kleinwüchsigen Toreros in die Arme, die ihr ererbtes Talent für den Stiefkampf erkennen und sie als ihren Star auf den hinreißenden Namen Blancanieves – Schneewittchen taufen. Die Brüder Grimm verirren sich mit THE ARTIST im Wald und treffen auf Tod Brownings FREAKS – so könnte man in Ansätzen diese wohl bezauberndste und skurrilste Adaption des Märchens von Schneewittchen und den sieben Zwergen umschreiben. Mit seiner perfekt inszenierten, bildgewaltigen Stummfilm-Ästhetik wirkt Pablo Bergers BLANCANIEVES wie ein vergessener Schatz aus den 20er-Jahren und wurde völlig zu Recht mit Preisen geradezu überhäuft. Derart poetisch, berührend und schrullig hat man diese Fabel noch nie erzählt gesehen.