In der sibirischen Mafia aufzuwachsen ist nichts für Weicheier. Die sogenannte Ukri folgt einem strengen Verhaltenskodex und Mafiaoberhaupt Kuzya (John Malkovich) kennt kein Pardon für Fehltritte. Schon als Kinder werden die besten Freunde Kolyma und Gagarin vom Alten mit allen Mitteln abgehärtet. Da wird das Zustechen in menschliche Körper schon mal stundenlang an Schweinehälften geprobt. Das Schicksal reißt die Jungen später eine Weile auseinander – seit ANGELS WITH DIRTY FACES mit Bogart und Cagney ist das eine willkommene Konstellation. Aber Gabriele Salvatores‘ (Oscar-Gewinner für MEDITERRANEO) untrügliches Gespür für Stimmungen, und wie er es versteht, mit Handlung und Figuren im Sprung zwischen zwei Zeitebenen zu spielen, ist faszinierend. Klar muss man beim Anblick all der schwer tätowierten, vierschrötigen Hackfressen auch unweigerlich an Cronenbergs EASTERN PROMISES denken. Aber Salvatores ist eher am Verlust der Unschuld seiner Protagonisten interessiert. Einmal toben Kolyma und Gagarin als junge Männer völlig ausgelassen im Schnee zum Sound von Bowies „Absolute Beginners“. Eine starke, berührende Szene inmitten einer durch und durch gefühlsfeindlichen Welt. Die meisterhafte Verfilmung der 2009 erschienenen Autobiographie des Sibirers Nicolai Lilin schlägt ähnlich derb auf den Magen wie ihr italienisches Pendant GOMORRHA.