Story: Francis Urquhart hat in seinem politischen Leben alles erreicht, doch die Herrschaft der Konservativen bröckelt. In den eigenen Reihen formieren sich die Gegner, um ihn zu beerben. Doch Francis ist noch nicht bereit aufzugeben, er will sich durch einen historischen Friedensvertrag für Zypern einen Platz in den Geschichtsbüchern sichern und zugleich sein finanzielles Altenteil aufbessern. Doch sein entlassener Außenminister Tom Makepeace ist ein harter Gegner, der ihn um jeden Preis entmachten will. Francis zieht in seine letzte große Schlacht…
Während es in „Das Lied von Eis und Feuer“ so beiläufig als „Spiel der Throne“ bezeichnet wird, gestaltet sich auch unsere tägliche politische Realität reichlich blutig (im metaphorischen Sinne). Da wird intrigiert, im Schatten agiert sowie skrupellos der eigene Vorteil ausgebaut, bis das selbst gesteckte Ziel erreicht wird. Das „Spiel“ aus Machthunger, Geld, Titel und Prestige, wird hierbei jeden Tag in seiner besten Form zelebriert. Und dennoch, für uns bleibt der eigentlich größte Teil davon ungewiss und im Hintergrund. Jedoch nicht für Regisseur Paul Seed, der uns mit den Mini-Serien „House of Cards – Ein Kartenhaus“ und „House of Cards – Um Kopf und Krone“ genau diesen makaberen wie zynischen Einblick gewährte, der so oft im Dunkeln bleibt: Dem Kampf der Politik um die Seele des Bürgers. Kein Wunder also, dass auch das Remake „House of Cards“ mit Kevin Spacey ein maßloser Erfolg wurde. Doch angefangen hat alles mit Francis Urquhart.
Nun erscheint, dank der Hilfe von Ascot Elite Home Entertainment, endlich der dritte und letzte Teil der „House of Cards“-Reihe. Das letzte Kapitel, der letzte Weg und vielleicht auch die letzte Schlacht des gerissenen Politikers Francis Urquhart. Ein würdiger Abschluss der genialen Serie, der zwar gemessen an der Qualität nicht mehr seine beiden Vorgänger erreicht, jedoch genau das Endspiel liefert, welches sich so viele Fans gewünscht haben. Und selbst Hauptdarsteller Ian Richardson gab für seine Besetzung bereits die Zielrichtung vor: Ein Ende des Schachspieles. Dieses war es unterdessen immer gewesen. War es doch Urquharts Intelligenz, seine Skrupellosigkeit sowie sein Kalkül, welches ihn schließlich auf den Posten des Premiers brachte. Kurz davor auch noch sein letztes Ziel zu erreichen, in die Geschichtsbücher als bedeutender Politiker aufgenommen zu werden, gibt es somit seinen letzten Kampf zu bestaunen. Einen, der abermals geprägt ist von der kongenialen Leistung von Ian Richardson, aber auch vom erneuten politischen Schauspiel rund um Macht, Interessen sowie Habgier.
Dennoch liefert uns „House of Cards – Das letzte Kapitel“ ein wenig Wehmut: Nicht nur aufgrund des bevorstehendes Endes einer wahren Ära (die heute zu Recht Kultstatus genießt), sondern auch aufgrund einiger handwerklicher Schwächen. Zwar hat Regisseur Mike Vardy die Inszenierung des Vierteilers grandios im Griff, doch in Sachen Erzählung gibt es ein paar Stolpersteine. Während Urquhart sichtlich müde wirkt, arroganter als jemals zuvor sowie teils gar überheblich, gibt es immer wieder viele Nebenplots (gerade in Bezug auf sein Privatleben), die mehr und mehr in den Fokus geraten und dadurch etwas der eigentlichen Schärfe der Serie wegnehmen. Zwar gibt es mit dem Zypern-Konflikt sowie einigen neuen Feinden eine hervorragende Zielrichtung, doch Längen bleiben dieses Mal nicht aus. Dafür können jedoch abermals der zynische Humor sowie die gezeigte politische Bühne überzeugen. Nur selten, gibt es einen so schonungslosen Eindruck des Spieles rund um die Macht über das Volk.
Ein weiteres Highlight ist indes natürlich auch erneut ganz klar Hauptdarsteller Ian Richardson. Seine Monologe, die gekonnt die vierte Wand durchbrechen (auch ein Highlight der Neuauflage), sind abermals raffiniert, zynisch, ironisch, bissig, bitterböse und somit unglaublich faszinierend. Urquhart ist Bösewicht und Held in einer Person. Gleichzeitig Sympathieträger sowie Monster in einem. Eben ein von machtzerfressender Mensch, der vor nichts und niemanden zurückschreckt. Schlichtweg grandioses Fernsehen. Währenddessen ist auch der Rest des Castes exzellent ausgewählt, wobei vor allem erneut Diane Fletcher als clevere Ehefrau Urquarts auftrumpfen kann.
Fazit
„House of Cards – Das letzte Kapitel“ liefert uns, trotz einiger kleiner Schwächen, einen würdigen Abschluss einer absolut meisterlichen Serie, die heute ohne Zweifel und vollkommen zu Recht Kultstatus genießt. Und während das Remake mit Kevin Spacey den Geist der 90er gekonnt in unsere Zeit bringt, konnte damals Ian Richardson als skrupelloser, intelligenter wie zynischer Politiker überzeugen. Perfekte Unterhaltung und grandioses Fernsehen, welches aktueller denn je erscheint.
Wertung: 8 von 10