„Das kleine Fernsehspiel“ ist seit langem eine Institution wenn es um junges, unverbrauchtes Fernsehen und Filme geht. Gefeierte Perlen wie etwa der deutsche Zombiehorror „Rammbock“ entstanden unter dem Banner des Fernsehspiels und spätere Größen wie etwa Tom Tykwer wurde hier die Möglichkeit geboten sich auszuprobieren. Das ist Montagnachts im ZDF zusehen und dies schon seit 1963. Ja, im ZDF, der Sender der als das Epizentrum des Senioren-TVs gilt. Doch seit einigen Jahren bereits, versucht sich der Mainzer Sender davon zu trennen, wenn auch nur schrittweise. Mit der „heute show“, „Der Anstalt“ oder dem Spartensender zdf_neo wurden erste, erfolgreiche Schritte getan und auch „Lerchenberg“, eine Art Remake der US-Hitserie „30 Rock“, soll dabei helfen das ZDF für jüngere Zuschauer wieder interessant zu gestalten.
Nun erschien vor kurzem die zweite Staffel von „Lerchenberg“. Die vier neuen Folgen konnte man wöchentlich auf zdf_neo ansehen, als einen großen Block im ZDF-Nachtprogramm oder ganz bequem in der Mediathek. Wem das nicht genügt, der kann sich Staffel 2 nun auch als DVD nach Hause holen. Es lohnt sich! Allerdings nur wenn man ein paar Bedingungen erfüllt.
Die erste und wohl klarste ist, dass man die vorangegangen Staffel kennt, denn die neuen Episoden erzählen die Geschichte der ZDF-Redakteurin Sybille (Eva Löbau, „Meine schöne Bescherung“) weiter, die von ihren Vorgesetzten die Mission erhalten sich, sich um TV-Star Sascha Hehn (er selbst) zu kümmern. Wegen diversen interen Zankereien und Intrigen, sowie Hehns übergroßen Ego erweist sich diese Aufgabe allerdings als echte Plackerei, in der die arme Sybille meist auf verlorenen Posten steht.
Gedreht wurde diese Staffel, genau wie ihr Vorgänger, an Originalschauplätzen auf dem Mainzer Lerchenberg, dem Stammsitz des ZDFs und das führt uns zur zweiten Bedingung, denn um mit der Serie wirklich seine Freude zu haben, sollte man sich mit dem Thema „deutschen Fernsehen“ sowie „Medien“ auskennen. Die Serie strotzt nämlich nur so vor Anspielungen, die allesamt satirisch sind. Das ZDF bekommt dabei sogar am meiste ab und beweist echte Nehmerqualitäten.
Für wen das deutsche Fernsehen sowie dessen Ruf und Image aber ein großer Unbekannter ist, wird wohl wenig finden bei „Lerchenberg“ vor allem weil Staffel 2 mit noch mehr Deutlichkeit und Inbrunst mit dem teutonischen Fernsehen abrechnet. Da kommt es dann auch zu teils grandiosen Gastauftritten, etwa von Jan Böhmermann oder Robert Blanco, dessen Auftritt in der Serie ganz wunderbar auch als Antwort auf den Satz von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann während der Talksendung „Hart aber fair“ funktioniert. Zur Erinnerung: Der Politiker nannte Blanco „einen wunderbaren Neger“.
Es sind solche Details sowie der Hang über sich selbst lachen zu können und die eigenen Schwächen amüsant zu offenbaren, die „Lerchenberg“ so unterhaltsam und einnehmend machen. Das toll aufspielende Ensemble leistet ebenfalls einen sehr beachtlichen Teil, dass die Serie zumindest qualitativ ein Erfolg ist. Leider sind nur vier Folgen etwas mager und so wie das ZDF „Lerchenberg“ innerhalb ihres Programms vermarket hat, bleibt der Eindruck zurück, dass der Sender am Ende doch lieber wieder Krimiserien und Seniorenbeschallungen vertraut, als dem deutschen „30 Rock“. Wirklich schade.
Die DVD: Bild und Ton der DVD sind auf gutem Niveau. Die Extras sind amüsant aber etwas kurz und ein wenig mehr hintergrundwissen wäre auch schön gewesen. insgesamt eine solide Heimkino-Veröffentlichung. Die DVD ist ab sofort im Handel erhältlich und wird vertrieben von Studio Hamburg Enterprises.
Fazit: Staffel 2 acht da weiter woe die erste aufhörte. Das macht „Lerchenberg“ neben „Pastewka“ zur aktuell besten deutschen Comedyserie. bleibt zu hoffen, dass eine dritte Staffel kommt und diese auch die nötige Aufmerksamkeit erhält, denn „Lerchenberg“ ist der beste Beweis, dass es noch Hoffnung gibt. Wer von der zweiten Staffel einen Ersteindruck erhalten möchte, unten haben wir die erste Episode (via ZDFlachbar) für euch eingefügt.