Seit gut einer Woche läuft „Fantastic Four“ in den deutschen Kinos und genau wie in den USA, erweist sich der neuste Versuch von Studio Fox das Helden-Quartett als Blockbuster-Hit zu etablieren als gescheitert. Das ist wenig überraschend. Die Ersteindrücke waren negativ, die Kritiken vernichtend, die Konkurrenz stark und dazu mehrten sich diverse Geschichten über einen katastrophalen Dreh, bei dem sich Jungregisseur Josh Trank mit dem Studio und Produzenten überwarf.
Das Resultat: mangelnde Kommunikation beim Dreh, miserables Arbeitsklima, mehrere Institutionen die gegen-und nicht miteinander arbeiteten. Das alles gipfelte in einem (mittlerweile gelöschten) Tweet von Josh Trank, in dem er klar machte, dass der „Fantastic Four“, der nun im Kino zu sehen ist, nicht seiner Vision entspräche. Das war der Startschuss für diverse Gerüchte rund um weitere Horrorgeschichten rund um den Dreh des Films.
Doch es gibt viele Filme, die von der Kritik zerrissen und eine eher unharmonische Produktionsgeschichte vorzuweisen haben, die allerdings trotzdem Erfolge an der Kinokasse verbuchen konnten. Wieso gelang „Fantastic Four“ das nicht? Konnte dieser Flop überhaupt verhindert werden – außer durch den Produktionsverzicht? Und wieso wird nur so viel auf den Film draufgedrescht, als wäre es ein Sandsack? Zwei unserer Autoren, Aurea und Smooli, versuchen sich an einer Erklärung.
Aureas Meinung
Misserfolge zu erklären ist immer eine schwierige Angelegenheit. Aber die Suche nach Schuldigen macht ja immer enormen Spaß, also will ich auch mal meinen hochgradig subjektiven Senf aus meiner ganz persönlichen Warte zum Flop von „Fantastic Four“ beisteuern. An einer Ermüdung in Sachen Comicverfilmungen liegt es bei mir nicht. Ich freue mich auf jeden neuen Film, egal aus welchem Franchise und von welcher Produktionsfirma immer schon Monate im Voraus. Und auch Reboots stressen mich nicht. Ich mochte die neuen Spider-Man Filme und ich bin optimistisch dass auch das nächste Reboot irgendeine Form von Mehrwert bieten wird. An einer Abneigung den Fantastic 4 gegenüber kann es auch nicht liegen, denn im Gegensatz zu vielen anderen gefielen mir sogar die alten beiden Filme. Klar, die waren irgendwie ein bisschen trashig, aber irgendwo auch einfach sympathisch. Und wer kann schon „nein“ zu Chris Evans sagen? Ich jedenfalls nicht.
Aber woran lag es dann, dass der neue Film mich kein bisschen ansprach? War es, weil ich den Trailer zu Beginn immer mit dem von „Interstellar“ verwechselt habe? Weil das Ding auf einmal zum Strich in der Landschaft geschrumpft war, während Mr. Fantastic den Eindruck erweckte für 5 Millionen abgenutzter, mieser Kellerkind-Witze herhalten zu müssen? Weil ich einfach eine riesige Abneigung Kate Mara und ihrem ausdruckslosen Gesicht gegenüber habe? Oder lag es doch eher daran dass der Trailer beinahe schon verzweifelt schrie „schau mich an, ich nehme einen bunten, witzigen Comic von Marvel und lasse ihn aussehen wie irgendwas, das DC schamerfüllt in seinem Hinterhof vergraben würde“? Daran dass ich zwar gewöhnt bin dass Special Effects im Trailer meistens nicht fertig sind, hier aber besonders unfertig aussahen? Jedenfalls stand mein Entschluss schon vor Eintrudeln der ersten Kritiken fest: den Film schaue ich nicht im Kino. Vielleicht schaue ich ihn irgendwann zuhause an, aber vermutlich nicht.
Alles an diesem Film macht ungesehen einen lieblosen Eindruck, nichts daran übt irgendeinen Reiz auf mich aus. Ich kann nicht mal genau sagen, wieso das so ist. Ich schätzte mich bisher als jemand ein, der wirklich jedem Film eine Chance gibt. Doch hier stoße ich an mein Limit. Nun warte ich darauf, dass mir irgendein Profi Zahlen und Daten liefert, die meine Einstellung erklären könnten. Und bis dahin lese ich wohl nochmal die alten Comics, in denen die Welt noch in Ordnung war.
Smoolis Meinung:
Ein vor allem im Mediengeschäft weit verbreitetes Sprichwort lautet: „Only bad news is good news.“. Denkt man ein wenig darüber nach, möchte man zustimmend nicken (wie sonst kann man den Erfolg des großen deutschen Boulevard-Blattes erklären?). Sobald man jedoch anfängt, diesen Spruch auf Filme und die Kritiken zu jenen anzuwenden, so gerät man ein wenig ins Stocken. Der neue „Fantastic Four“ hat von uns bei Moviebreak noch eine einigermaßen wohlwollende Kritik bekommen, die jedoch den allgemeinen Spott schon prophezeit hat. Und Spott kam zuhauf. Die Vorab-Kritiken waren vernichtend, hämisch; fast schon lüstern stieg jeder in den allgemeinen Kanon ein. Aber sind diese schlechten Nachrichten gute Nachrichten für den Film? Nein, denn an den Kinokassen ist „Fantastic Four“ noch immer ein Flop.
Der Film hatte ein Budget von 120 Millionen Dollar, wozu man gut und gerne 30 Millionen für das Marketing addieren kann. Nun bekommt die Hälfte des Kinoerlöses das Kino selbst, weshalb der Film 300 Millionen einspielen müsste, um aus den roten Zahlen zu verschwinden. Ob das was wird? Das wird die Zeit zeigen, interessanter ist aber natürlich die Frage, woran dieser Misserfolg liegen mag. Eine saubere Produktions-Geschichte kann der Film schon mal nicht vorweisen. Streitigkeiten um Cast, Geschichte, Drehbuch, Inszenierung und so weiter und so fort. Die alte Leier des Krieges zwischen Studio und Regisseur. Diese Dissonanz mag dafür verantwortlich sein, dass das Endergebnis ein nicht wirklich gerade und stabiler Film ist. Aber schlechte Kritiken bedeuten ja nie auch ein geringes Einspielergebnis. Hier könnte man den Vergleich zu Michael Bays Arbeit heranziehen.
Woran liegt das Desinteresse des Publikums? Liegt es schlicht daran, dass die „Fantastic Four“ noch nie wirklich erfolgreich verfilmt wurden bzw. erfolgreich ein Massenpublikum ansprachen? Die Filme mit Jessica Alba kennt doch jetzt schon kein Schwein mehr. Konnten die vier Helden also dem Pöbel nie wirklich schmackhaft gemacht werden? Liegt es vielleicht gar daran, dass Fox abseits der „X-Men“ generell keine Bedeutung im Superhelden-Kino beigemessen wird? Allerorts hört man vom steten Kampf zwischen Marvel und DC, Fox bleibt dabei auf der Strecke. Sollte es tatsächlich eine Übersättigung sein? Sind die Menschenmassen abgefüllt mit zu vielen Helden-Verfilmungen, die ihnen um die Augen und Ohren geschlagen werden, dass sie schlicht und ergreifend keine Lust mehr haben? Das wäre schön, weil es ein Signal an die Studios senden würde, aber dies wird wohl der unwahrscheinlichste Punkt sein. Es würde überraschen, wenn die Zuschauer ebenso wenig Lust auf die nächsten Marvel- und DC-Highlights hätten, wie auf die „Fantastic Four“.
Dazu kann man außerdem noch mehrere Kleinigkeiten betrachten. Der Film zum Beispiel wurde anfangs als 3D-Film angekündigt, dann jedoch nur in 2D vertrieben - da fehlt dann natürlich der 3D-Zuschlag, der Filme heutzutage innerhalb von wenigen Wochen über die Milliarden-Grenze schießen kann. Außerdem fiel der Trailer lediglich auf, weil er spektakulär unspektakulär ist und zu keiner Zeit all die tollen moneyshots zeigte, mit denen Marvel so gerne herumwirft. Vielleicht war die Konkurrenz zum ersehnten „Mission: Impossible - Rogue Nation“ zu groß, der relativ erfolgreich Schilling um Schilling grinsend einsackt. Vielleicht, vielleicht, vielleicht. Wahrscheinlich ist es einfach eine Kombination aus all dem. Letztendlich kann man eh nichts machen, als die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und akzeptieren, dass die absolute Antwort wohl nicht existiert.
Was ist eure Meinung? Wieso ist „Fantastic Four“ so ein großer Flop gewurden?