Die weiße Rose (1985)
Kritik:
[…] Natürlich macht Verhoeven mit seinem Film auf wichtige Punkte aufmerksam. Die Notwendigkeit sich mit den politischen Aktivitäten seines Landes auseinanderzusetzen arbeitet ebenso heraus wie die Wichtigkeit von Widerstand und die Kritik an Mitläufer. All das liegt der historischen Begebenheit jedoch bereits von selbst zugrunde und so ist es eben nicht Verhoevens Verdienst diese Themen zu behandeln, sondern schlichtweg ein positiver Nebenaspekt, der beim Aufbereiten der Geschichte von selbst entsteht. Denn sonderlich politisch gibt sich Die weiße Rose nämlich nie. Natürlich weiß jeder normaldenkende Zuschauer warum die Organisation damals zum Protest gegen Hitlers Regime aufgerufen hat und dennoch hätte der Film die Motivation der Charaktere behandeln müssen. Aus dem Kontext gegriffen wirkt es sonst nämlich so, als ob die Studenten nur aufgrund des Protestes selbst protestieren. Das eigentliche Ziel gerät dabei jedoch aus den Augen und so verpasst es Verhoeven seinem Film eine wirkliche Aussage zu verleihen. […]
Das schreckliche Mädchen (1990)
Kritik:
[…] Der Film beginnt mit einer persönlichen Schilderung und Widmung des Regisseurs. Er sagt, dass sein Werk Das schreckliche Mädchen als Parabel zu verstehen sei und für jede Stadt Deutschlands Gültigkeit besäße. Dass der Film nun in Bayern spielt hängt nur mit der Vergangenheit des Regisseurs zusammen. Die Titelsequenz des Films ist dann schon wieder ganz anders - die Widmung war weiße Schrift auf schwarzem Grund, die Namen der Mitwirkenden jedoch werden über ein tatsächliches Bild projiziert. An eine Wand wurde ein Graffiti geschmiert: „Wo wart ihr zwischen `39 und `45? Wo seid ihr jetzt?“ steht da. Das ewige Problem der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Auf einmal war niemand mehr Nazi, niemand hat Hitler wirklich für voll genommen. Auschwitz? Nie gehört. Es gehört schon einiges an Charakterschwäche dazu, um seine eigene Schuld nicht einzugestehen. Und einiges an Dummheit und Ignoranz, um die gleichen Fehler von damals heute zu wiederholen. Zu viele deutsche Filme beschäftigen sich mit dem Dritten Reich, sagen viele. Wenn man sich das politische Weltgeschehen und Reaktionen in Deutschland anguckt, scheint es eher so, als täten dies nicht genug. […]
Mutters Courage (1995)
Kritik:
[…] Hier und da erinnert der Humor des Streifens fast schon an jenen aus Forrest Gump, die Weise der Erzählung ebenso. Einerseits besteht die Mischung aus pointiertem und drolligem Humor, für den wohl am besten der seltsame Begriff des „durch den Kakaoziehens“ passt. Andererseits aber inszeniert Verhoeven immer wieder enorm tragische Szenen. Die Sortierung der Juden am Bahnhof zum Beispiel, wenn unzählige Menschen in kleine Waggons gepfercht werden, wo sie dann gerne auch endlich ihre Notdurft verrichten dürfen. Die Verbrechen der Nazis werden mit lähmender Direktheit gezeigt; die Verschleppungen, Vergewaltigungen und die schematische und fast schon mechanische Ermordung von Menschen. Wahrscheinlich müsste man es als Ding der Unmöglichkeit abtun, einen Film über ein solches Thema mit Humor fertigzustellen. Und tatsächlich scheint man hier und da eine gewisse Unsicherheit von dem Filmemachern erkennen zu können. Unsicherheit dahingehend, dass dieser Film ein Wagnis ist, das nur knapp an Verherrlichung grenzt, es aber tatsächlich nie so weit kommen lässt. Und das zeugt von einem großes Talent des Regisseurs. […]