Systemische Repression und familiäre Abgründe überschneiden einander in László Nemes geisterhaftem Geschichtsgleichnis. Vor dem Hintergrund der eskalierenden stalinistischen Schrecken entspinnt sich eine pessimistische Familiensaga, die das Konstrukt einer idealen Vaterfigur ebenso auseinandernimmt wie die Illusion ethischer Integrität. Das historische Setting entfaltet seine Wirkung durch eine Detailtreue und subtile Verweise auf formative Ereignisse. Die Komplexität der düsteren Bildsprache erdet das markante Schauspiel, dass jeder der differenzierten Figuren eigen Ambivalenzen gibt. Optisch geschliffen, formal versiert und psychologisch anspruchsvoll liefert dieser stilistische Höhepunkt im Wettbewerb der Filmfestspiele von Venedig eine gleichermaßen persönliche und universelle Vision historischen Traumas.