Bildnachweis: © Artsploitation | Familie in froher Gemeinsamkeit aus "Der Bunker"

Moviebreak auf der Berlinale: Ein kurzer Rückblick

von Levin Günther

Der Bunker“ (momentan in ausgewählten Kinos) geht in eine überaus andere Richtung als die beiden vorigen Filme. Der Film, der schon auf dem Fantasy Filmfest 2015 glänzte, ist eine Groteske, ein verrücktes Erstlingswerk, ein seltsamer Mix aus Backwood-Film, Komödie und Horror, ein humoristisches Glanzstück. Allerdings ist es auch ein Film, der nicht leicht zu entschlüsseln ist, der alles kann und nichts muss und es dem Zuschauer so irgendwie überaus schwer macht. Schwer in der Hinsicht, dass man nicht wirklich über die Oberfläche des Filmes hinwegkommt, wenn man sich nicht in Spekulationen verlieren möchte. Lustig ist der Film eigentlich immer (wobei mein Sitznachbar dem Humor des Films gar nichts abgewinnen konnte), inszenatorisch ist das erstklassig und die Beleuchtung ist fast schon eine Klasse für sich. Aber was, wenn das nicht reicht und die tieferen Sphären des Films erkundet werden wollen? Er habe sich schon immer für Erziehung interessiert, sagte der Regisseur Nikias Chryssos nach der Vorführung und stieß damit in einen von mir nicht wirklich beachteten Themenkomplex vor. Mir ging es eher um den Einfluss, den Personen gewinnen können, die - aus welchem Grund auch immer - als groß angesehen werden. Beethoven, Groucho Marx, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Der achtjährige Sohn des Hauses (gespielt vom 31-jährigen Daniel Fripan) wäre der hauptsächliche Bezugspunkt. Aber inwiefern ist dieser Einfluss von Persönlichkeiten anders als Erziehung?


Der Nachtmahr“ wartet noch auf seinen Kinostart im März und wird hiermit empfohlen. Nicht, weil der Film gewohnte Kost ist, die einem breiten Publikum gefallen wird. Nicht, weil es hier irgendwie spektakuläre Aufnahmen gibt. Einfach, weil es wohl keinen vergleichbaren Film gibt und kein Kino-Erlebnis so erdrückend brachial sein kann, wie die Vorführung von Akiz’ „Der Nachtmahr“ im Zoo Palast. Eine kurze Epilepsie-Warnung, ein kleiner Hinweis darauf, dass der Film mit lauten asynchronen Tönen arbeitet und schon steckt man mitten in diesem knapp anderthalbstündigen Techno-Rausch. Einen kurzen aber reinrassigen Horrorfilm habe ich unvorbereitet erwartet. Klassifizieren kann man den Film dabei nicht. Horror ist das nicht, trotzdem habe ich geschwitzt und mich unwohl auf dem Kinositz gewunden, bei den zermalmenden Techno-Beats und Strobo-Blitzen. Worum es genau geht, soll dann auch an dieser Stelle verschwiegen werden, eine Erklärung würde eh nichts bringen. Diesen Film muss jeder für sich in Angriff nehmen, über sich ergehen lassen und dann eine Einstellung dazu einnehmen. Der Regisseur Akiz, den meine Kollegen und ich nach einer langen Publikumsfragerunde noch im Foyer des Kinos trafen, hielt sich an die Regel, der Künstler soll sein Werk nicht erklären, verwies auf David Lynch als Vorbild und sicherte sich einige Sympathiepunkte mit seiner offenen und entspannten Art. Der Schlüssel zu „Der Nachtmahr“ existiert in zwei Hälften. Eine davon ist im Film versteckt. Die andere in uns.

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