12:00 Der zweite Tag der Gamescom beginnt für mich zunächst recht entspannt im Residenz Kino in Köln. Über „Codename U.N.C.L.E.“ darf ich leider erst am Dienstag etwas sagen, daher beschränkt sich mein Feedback heute nur auf das Kino selbst, denn holla die Waldfee, was einem dort geboten wird ist aller erste Sahne und lässt mich durchaus neidisch auf die Kollegen in Köln blicken. Nicht das es in Düsseldorf nicht auch schöne Kinos gäbe, aber bequeme Ledersessel samt dazugehöriger Fußbank, dazu eine bombastische Soundanlage und als dies verpackt in einer edlen Optik, da können andere Vertreter der Branche nur schwer mithalten.
14:30 Angekommen auf dem Gelände der Gamescom erwarte ich eigentlich von einer wahren Menschenmasse erdrückt zu werden, schließlich sollte man sich besser früh genug anstellen, um an die begehrten Nachmittags Tickets zu kommen. Der Platz rund um das Gelände wirkt jedoch recht friedfertig, doch das verstärkte Aufgebot an Polizei lässt bereits vermuten, dass es in den Hallen selbst nicht so rosig aussehen wird.
14:35 Meine schlimmsten Erwartungen wurden zum Glück nicht erfüllt, dennoch kommt man auf den Gängen nur im Schneckentempo voran, da die Veranstalter in weiser Voraussicht knapp ein drittel des Ganges abgesperrt haben, sodass man seinen Nebenmann zwar unter Umständen etwas besser kennen lernt, als einem lieb ist, jedoch im Falle einer plötzlichen Panik in der Menge genügend Puffer besteht, um diverse Horrorszenarien bereits präventiv zu bekämpfen.
14:50 Um dem Gedränge und der Hitze zu entkommen, verschlägt mich mein Weg erneut in die Business Area, in der ich zunächst ein bisschen Planlos herum laufe, dann aber durch Zufall am Stand des türkischen Entwicklers "Teknoket" lande. Ein überaus freundlicher Mitarbeiter präsentiert mir dort eine Billiarde Simulation, für die das Studio eine eigene Physik Engine programmiert hat.
Optisch und spielerisch zwar nicht unbedingt mein Fall, dennoch war es eine sehr unterhaltsame Erfahrung. Am Stand der „Iran National Foundation of Computer Games“ höre ich mir im Anschluss einen recht interessanten Vortrag über den Spiele Markt im mittleren Osten an. Dank einiger Import Schwierigkeiten sind dort etwa in vielen Ländern weder die neusten Konsolen noch die dazugehörigen Spiele auf dem Markt, nicht zu vergessen die Internet Zensur in Ländern wie dem Iran selbst. Das führt dazu, dass der Iran in den letzten Jahren zum Größten Marktführer auf dem Bereich der digitalen Medien im nahen Osten heran wuchs, um den Bedarf zu decken, denn die eigene Politik selbst erst geschaffen hat.
Zwar konnten die gezeigten Spiele qualitativ bei weitem nicht mit der Konkurrenz mithalten, dennoch war es sehr schön wie offen sich der Stand präsentierte, ein wunderbares Beispiel dafür, wie es Computer Spiele schaffen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zusammen zu bringen.
15:40 So langsam wird es Zeit mich in das Getümmel zu werfen, jedoch schau ich vorher noch kurz bei Sony vorbei, um mir einen VIP Pass für „Darksouls 3“ zu ergaunern. Leider stößt mein Charme bei den Damen am Presse Counter auf taube Ohren, im stillen beschließe ich es mir mit dem kauf der PS4 noch einmal zu überlegen.
16:00 Bereits der kurze Weg von der Business Area hin zur ersten großen Halle verdirbt mir den Rest meiner guten Laune, denn mit steigenden Temperaturen gesellt sich zu dem Gerangel in den Menschenmassen auch noch ein Duft, mit dem man den stärksten Gorilla betäuben könnte, es stank wie man so schön sagt, wie im Puma Käfig.
16:05 In den Hallen selbst ist es dann, dank einer auf hoch druck arbeitenden Klimaanlage, wieder einigermaßen erträglich. Wie zu erwarten stapeln sich die Menschen in langen schlangen vor den großen Triple A Titeln, doch auf 2 Stunden Warterei kann ich gerne verzichten und so schau ich mir das Spektakel lieber als neutraler Beobachter an. Das Gamescom Gadget Nummer 1 ist in diesem Jahr im übrigen der faltbare Campingstuhl, auf dem es sich zumindest leichter warten lässt. Beim Transport durch die Gänge mag der Besitzer vielleicht noch mit spöttischen Blicken bestraft werden, doch spätestens ab der Hälfte der Schlange, wenn die Beine so langsam müde werden und die nicht vorhandenen Wände keine ausreichende Stützfunktion für den Rücken bieten, dann thront der Campingstuhl Besitzer wie ein König über seinem Gefolge.
So, oder so ähnlich zumindest mein Gedankengang zu jenem Zeitpunkt.
16:20 Zeit der Strandbar mal wieder einen Besuch zu erstatten. Mit einem reichlich überteuerten Tequila Sunrise fläze ich mich in die Sonne, denn irgendwie ist das Wetter doch viel zu schön, um in dunklen Hallen herum zu wandern.