12:00 Ein letztes Mal steige ich aus dem Zug, wandere den kühlen Bahnsteig entlang und stürze mich in den Wahnsinn der da heißt Gamescom. Ein kurzes Blick auf die Mitarbeiter am Eingang zeigt, dass der Ansturm am gestrigen Tage auch beim Personal nicht ohne Folgen blieb, denn so manche Empfangsdame kann sich ihr gähnen dann doch nicht mehr verkneifen. An die zahlosen Besucher vom Wochenende möchte ich gar nicht erst denken.
12:10 Der obligatorische Besucher der Business Area, in der ich rasch mein zweites Frühstück in mich hinein schaufel. Zwar geht die kulinarische Vielfalt hier in der Regel nicht über belegte Brötchen, Obst und Kaffee hinaus, aber wer bin ich schon kostenloses Essen zu kritisieren.
12:30 Wie bereits angekündigt, soll sich der heutige Tag ganz um den E-Sport drehen. Glücklicherweise bietet die Gamescom zu diesem Thema mehr als genug Material. Mein Weg führt mich zunächst in Halle 5, zum Stand der „WCA“ (World Cyber Arena), die täglich größere E-Sport Events auf der GC veranstalten. Bereits am Mittwoch habe ich hier kurz eine Partie des Strategie Klassikers „Warcraft 3“ gesehen, die mein Herz mit allerlei Nostalgie erfüllte. Einen kurzen Blick auf den Fahrplan verrät, dass man hier noch bis Sonntag diverse Partien in den Disziplinen „Warcraft 3“ 1on1, „Hearthstone“ 1on1 und „Heroes of the Storm“ 5on5 zu sehen bekommt.
Allesamt im übrigen Titel aus der Schmiede von „Blizzard“, die der breiten Öffentlich wohl am ehesten durch den Bahnbrechenden Erfolg des Online Rollenspiels „World of Warcraft“ ein Begriff sind.
Da so früh am morgen jedoch kaum etwas los ist, beschließe ich der Bühne erst einmal den Rücken zu kehren.
Nebenan stoße ich auf einen Stand, dessen Interieur man eher in Tim Allen's „Tool Time“ erwarten würde, als in einer Halle auf der Gamescom. Hinter Kreissäge, Bohrmaschine und Schleifpapier verbirgt sich ein Case Modding Contest. Wem der Begriff nichts sagt, der stelle sich einfach „Pimp my Ride“ mit PC Gehäusen vor. Optisch durchaus beeindruckend, bevorzuge ich dann doch meinen schlanken Laptop über die sperrigen Gehäuse.
13:20 Zurück in Halle 8 geht es direkt zum Stand der „Intel Extreme Masters“, einer international sehr erfolgreichen Turnier Reihe, die in Köln mit „Counter Stirke: Global Offensive“ 5on5 und „Starcraft 2“ 1on1 aufwarten kann. Im großen Finale am Wochenende wird im übrigen um ein Preisgeld von 85000 und 25000 Dollar gespielt, nicht gerade ein Hungerlohn für 4 Tage „Arbeit“.
Tickets für das Event gibt es im übrigen bereits für 5€, wer das Finale Live miterleben will, sollte sich jedoch rechtzeitig seinen Platz sichern, denn die guten Sitze sind heiß begehrt.
Leider muss ich mit ansehen, wie die deutschen Teams „Mousesports“ und „SK Gaming“ den Einzug ins Finale mit wehenden Fahnen verpassen, da die internationale Konkurrenz allzu oft die Nase vorne hat.
Nichtsdestotrotz herrscht hier eine Bomben Stimmung, die zahlreichen Zuschauer feiern jede Aktion auf der Leinwand frenetisch und die Kommentatoren sorgen für die passende Untermalung. Man mag als Außenstehender über den E-Sport ja gerne die Nase rümpfen, aber die Atmosphäre auf solchen Events steht der im Fußballstadion um nichts nach.
16:30 Etwas wehmütig trete ich zum letzten mal in die knallende Sonne und betrete erneut die Strandbar. Wer auch immer diese großartige Idee hatte, ich danke dir von ganzem Herzen.
Neben der Bar befindet sich übrigens ein Stand von „Unity Media“, bei dem man allen Anschein nach auf einer übergroßen Carrera Bahn gegeneinander antreten kann, passend dazu knapp bekleidete Boxenluder. Wo wir bereits beim Thema sind: Die Messe Hostessen, deren Kleidungsstil früher oftmals Auskunft über die Qualität des zu bewerbenden Produkts gegeben hat, halten sich in diesem Jahr dezent im Hintergrund. Zwar sieht man sie noch vereinzelnd an einigen Ständen, doch die Zeiten, in denen leicht bekleidete Frauen ahnungslose Jünglinge in ihre Fänge ziehen, sind zum Glück vorbei.
Das Klischeebild des pickeligen Teenager Gamers, der Frauen nur aus dem Internet kennt, ist halt eben veraltet, wie die Idee diese mit besagten Hostessen zu Ködern.
In der Sonne liegend überprüfe ich kurz meine E-Mails und finde dort unter anderem die Gewinner der diesjährigen Gamescom Awards, welche am Abend verliehen werden sollte.
Der große Abräumer ist dabei ganz klar „Star Wars – Battlefront“ von "Electronic Arts", der in 5 der 17 Kategorien gewinnt, unter anderem die Auszeichnung für das Beste PC Spiel, sowie den Publikums Preis und den „Best of Gamescom“ Award.
Weiter Preisträger sind unter anderem „Darksouls 3“, „Metal Gear Solid 5“ und „Super Mario Maker“.
17:10 Mein heutiger Rundgang endet in Halle 9 in der "ESL" (Electronic Sports League) Area.
Die weltweit größte Liga für den elektronischen Sport bietet ein bunt gewürfeltes Programm, das neben den bereits bekannten Titeln wie „Counterstrike“, „Starcraft“ und „Hearthstone“ auch allerlein Exoten auf die große Bühne holt. Unter anderem das 3rd Person MOBA „Smite“, das Online Rollenspiel „Guildwars 2“, den Konsolen Shooter „Halo 5“ und die beliebte Fußball Simulation „Fifa 2015“. Zwar haben die gezeigten Spiele durchaus ihren Reiz, allerdings will bei mir nicht so recht Stimmung aufkommen, da die Titel für mich zu unbekannt sind und ich daher als neutraler Beobachter oft nur Bahnhof verstehe, ungefähr so als würde ich als passionierter Fußball Fan mich plötzlich in einem Baseball Stadion wiederfinden.
18:00 Entkräftet mache ich mich auf den Heimweg, die 3 Tage auf der Messe waren im Nachhinein dann doch anstrengender, als zunächst angenommen. Zeit also ein kleines Fazit zu ziehen.
Mein letzter Besuch auf der Gamescom liegt nun bereits einige Jahre in der Vergangenheit, daher habe ich mich umso mehr auf dieses Jahr gefreut, nicht zuletzt, um das Geschehen auch mal hinter den Kulissen zu verfolgen. Die vergangenen 3 Tagen waren informativ, lehrreich, unterhaltsam, aber auch sehr anstrengend, dennoch werde ich im nächsten Jahr bestimmt wieder vor Ort sein, diesmal aber mit genügend Terminen bei den großen Publishern.
Die Messe hat sich wieder einmal von ihrer besten Seite präsentiert und zeigt der breiten Öffentlichkeit so nicht nur die kulturelle Vielfalt, die das globale Phänomen Videospiele so mit sich bringen, sondern auch den generationsübergreifenden Einfluss, denn das Medium mittlerweile hat.
Vom Casual Gamer auf dem Smartphone, über den Hardcore PC Veteranen, vom Retro Spieler bis hin zur rüstigen Renterin und ihrem Wii Sports, auf der größten Videospiel und Entertainment messe frönen sie alle gemeinsam ihrer Leidenschaft.
Damit endet mein kleines Messe Tagebuch, ich hoffe ihr hattet Spaß beim lesen.
Unser Bericht ist jedoch noch lange nicht zu ende, morgen meldet sich Aurea zu Wort, die einen der begehrten Plätze auf der Gästeliste beim „Last Man Standing“ ergattern konnte und euch von dem Event und ihren Eindrücken auf der Gamescom berichten wird.