Bildnachweis: © Lions Gate Films

Moviebreak Monatsrückblick: März

von Levin Günther

1. Meine Highlights des Monats: 

"Kids" - Strotzt nur so vor roher Kraft und ist ein eindringliches Statement, das die immer stärker ins Verderben abgleitende Jugend mit der harten Realität kollidieren lässt, in der AIDS schlagartig als unaufhaltsame Welle in der Gesellschaft einschlägt und Orientierungslosigkeit sowie unbekümmertes Handeln zu Isolation, Trauer und noch mehr Leid führen. Faszinierend und frustrierend zugleich und auch nach über 20 Jahren immer noch so relevant und eindringlich wie eh und je.

"Die Regeln des Spiels - Rules of Attraction" - Am besten direkt als Double-Feature mit "Kids" schauen. Hier lauert unter der gut getarnten Fassade eines banalen College-Party-Beziehungs-Filmchens ein ebenso zynischer wie entlarvender Blick auf eine Jugendkultur, die aus lauter Langeweile, banalen Luxusproblemchen und egozentrischen Manieren beginnt, sich selbst oder den jeweils anderen tief ins Verderben zu reißen. Eine unwiderstehliche Mischung aus poppiger Hochglanzoberfläche, bissiger Gesellschaftskritik und präziser sowie zynischer Dekonstruktion. 

"Rashomon" - Ein stilbildender Klassiker des japanischen Meisterregisseurs Akira Kurosawa. In überwiegend majestätischen Kompositionen vernebelt der Regisseur sein trügerisches Erzählgeflecht, verwandelt die einzelnen Bruchstücke mit prasselndem Regen zu verschwommenen Eindrücken und stellt die Frage, inwieweit eine einzige objektive Wahrheit überhaupt existiert oder jedes bewusste Erleben und jede getätigte Aussage des Menschen doch nur einem subjektiven Filter unterliegt. 

"Absentia" - Überwiegend eher schlecht aufgenommen erweist sich das Regiedebüt von Mike Flanagan als überaus faszinierender und höchst atmosphärischer Horror-Volltreffer. Mit einem raffinierten Spiel aus Licht und Schatten, dem bedrohlich-intensiven Sound-Design und grauenvollen Impressionen, die immer wieder puren Horror versprühen, verzahnt der Regisseur psychologische Schuldbelastung, traurige Realität und übernatürlichen Terror so geschickt ineinander, dass irgendwann eine gänzlich neue Ebene entsteht, bei der man sich fragen muss, ob hier überhaupt irgendeine Form von unerklärlichem Horror existiert oder alles nur der Vorstellungskraft und Traumata der Figuren entspringt.


2. Meine Flops des Monats: 

"Five Across the Eyes" - Kurz auf den Punkt gebracht: Der vermutlich schlechteste Film aller Zeiten.

"The Forbidden Room" - Mein erster Guy Maddin und vermutlich auch direkt der letzte. Das Werk fühlt sich allgemein wie ein schlimmer Acid-Trip an, in dem skurrile Stummfilm-Klassiker und Vertreter der frühen Tonfilm-Ära durch einen Mixer gejagt, mit extremen Stilmitteln und Farbfiltern verfremdet wurden und fragmentarisch sowie unvermittelt auf den Betrachter einstürzen. Die unterschiedlichen, teils interessanten und wirklich kreativen Denkansätze, Genres, Stimmungen und Einfälle hätten in einem Kurzfilm wahrscheinlich eindrucksvoll gewirkt, doch als Spielfilm von unglaublich zähen 120 Minuten Länge hat der Streifen sein ungewöhnliches Konzept bereits vor der Hälfte voll ausgeschöpft, dreht sich redundant um die eigene Achse und beginnt bald, äußerst beliebig, austauschbar und belanglos zu verwässern. 

"Chatroom" -  Hideo Nakata hat mit seinem wohl bekanntesten Werk "Ring" auf ungemein intensive wie furchteinflößende Weise bewiesen, wie gekonnt er die Wechselwirkung zwischen Realität und Virtualität auf Film bannen konnte. "Chatroom" hat interessante Ansätze, in denen der Film ein kreatives Konzept aufweist, mit dem die virtuelle Interaktion visuell recht innovativ dargestellt wird. Zu schade, dass das uninspirierte, mit ärgerlichen Klischees und Stereotypen durchsetzte Drehbuch dem Geschehen jederzeit im Weg steht und den Film somit zur riesigen Enttäuschung werden lässt.


3. Diesen Film habe ich nach langer Zeit wieder gesehen: 

"Donnie Darko" - Die letzte Sichtung war eine Weile her, der Film ist aber immer noch ein Meisterwerk. Selten wurden träumerische Coming-of-Age-Geschichte, Psychogramm eines geschädigten Charakters und surrealer Zeitreise-Mystery-Trip so gekonnt und aufsaugend kombiniert wie in Richard Kellys Regie-Debüt (!). 


4. Meine aktuelle Lieblingsserie: 

Aktuell schaue ich keine Serien.


5. Was ich im April gucken möchte: 

"Hardcore", "The First Avenger: Civil War"


6. Das habe ich zuletzt gedacht: 

Das Kinoprogramm ist momentan und auch in naher Zukunft immer noch ziemlich mau.


7. Was ich aktuell neben Moviebreak mache: 

Das neue Semester hat erst vor kurzem wieder angefangen, also vor allem Studium.


8. Was mich demnächst beschäftigen wird: 

Hausarbeiten und Gruppenprojekte im Studium, daneben wie gewohnt neue Filme schauen und darüber schreiben. 


9. Der Monat März in einem Wort: 

Osterhase


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