Bildnachweis: © Sovexportfilm | Der Protagonist in "Komm und Sieh"

Moviebreak Monatsrückblick: März

von Levin Günther

1. Meine Highlights des Monats:

"Komm und Sieh" - Ein brachiales Ungetüm von Film. Ein niederschmetterender Schlag in die Magengrube. Ein Werk, welches seinen Betrachter für zwei Stunden mit in die Hölle nimmt und noch viel länger dort gefangen hält. Nach all den Qualen und der Tortur gibt es keine Erlösung, weder für den Protagonisten, noch für den Zuschauer. Alles was bleibt ist eine Erkenntnis, eine simple und erdrückende Aussage, die jedoch kein anderer (Anti-)Kriegsfilm so eindrucksvoll vermittelt. Im Krieg gibt es keine Gewinner, nur Verlierer. Weniger Film als Erlebnis. Kein sonderlich vergnügliches, aber dennoch eines, das man gemacht haben sollte.

"Die Verachtung" - Jean Luc Godard und ich werden sicherlich nicht mehr die besten Freunde, doch muss ich es dem selbstverliebten Franzosen doch lassen, dass es hier einen wirklich gelungenen Film gedreht hat. Formal gewohnt stilsicher und experimentierfreudig streicht Godard sein Ego weitestgehend aus der Gleichung und schafft es dadurch auch inhaltlich eine ansprechende Geschichte zu erzählen.

"Opfer" - Der letzte Film der russischen Regielegende ist ein unglaublich persönlicher Film, manchmal sogar so persönlich, dass man sich als Zuschauer etwas ausgeschlossen fühlt. Überdeutlich in einem spirituellen Kontext verankert sinniert Tarkowski über seine schwere Beziehung zur Religion und hüllt seine kryptische Erzählung in gewohnt ausdrucksstarke Bilder. Nicht ganz so vielschichtig oder soghaft wie seine besten Werke, dennoch überaus sehenswert.

"Das Erste Evangelium Matthäus" - In expressionistischen schwarz-weiß Bildern und auf erstaunlich werksgetreue Art erzählt Passolini die Lebens- und Leidensgeschichte von Jesus Christus. Dabei arbeitet der atheistische Regisseur in erster Linie die soziale Botschaft der Geschichte heraus und vermag es dadurch sogar indirekt Kritik an der Kirche als weltliche Institution zu üben. „Das Erste Evangelium Matthäus“ ist ein humanistisches Manifest, welches durch seine bildgewaltige Inszenierung gläubige wie ungläubige Zuschauer gleichermaßen in seinen Bann schlagen kann.

"The Fog - Nebel des Grauens" - Der Inbegriff von schaurig schöner Gruselromantik. Durch seine dichte Atmosphäre macht er inhaltliche Schwächen spielerisch wett und schafft es seinen Betrachter durchgehend zu fesseln. John Carpenter verbindet wirkungsvolle Bilder mit einem gewohnt stimmigen Score und zaubert eine grandiose Gruselgeschichte.


2. Meine Flops des Monats:

"L.A. Crash" - Mit einem kompletten Unverständnis der Materie und einer völlig überzogenen Inszenierung greift der Film das Thema Rassismus auf die denkbar schlechteste Art und Weise auf. Anstatt einer feinfühligen Auseinandersetzung wird hier ohne zu zögern die Brechstange ausgepackt und jede Figur als hasserfüllter Rassist enttarnt. Viel zu ärgerlich, um mich hier nochmals über den Film zu echauffieren.

"Crouching Tiger, Hidden Dragon: Sword of Destiny" - Die erwartungsgemäß amerikanisierte Fortsetzung von Ang Lees essentiellem Klassiker. Trotz ordentlich choreographierter und gefilmter Kampfsequenzen erreicht der Film zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise die Klasse seines Vorgängers. Mit einem katastrophalen Skript inklusive ärgerlicher Rückbezüge beweist der Film eindrucksvoll, dass sich keiner der Beteiligten überhaupt bewusst war, was die Vorlage ausgezeichnet hat.

"Son of Saul" - Bitte nicht falsch verstehen, Laszlo Nemes Werk ist keinesfalls ein schlechter Film. In Anbetracht der gigantischen Vorschusslorbeeren ist er aber zumindest ein sehr enttäuschender. Ein Blenderfilm, wenn man so möchte. Denn formal ist er herausragend, dem Protagonisten auf Tritt und Schritt folgend, macht er den Holocaust mit bisher ungeahnten Möglichkeiten fühlbar. Inhaltlich verschenkt "Son of Saul" jedoch die große Stärke seiner Inszenierung und liefert einen gleichermaßen unglaubwürdig wie lächerlichen Handlungsverlauf. Leider nicht das erhoffte Gold.


3. Diesen Film habe ich nach langer Zeit wieder gesehen:

Der März war breit gefüllt mit Wiederholungstätern, kurz gesagt: "Tiger & Dragon" + "Man of Steel" als Vorbereitungsfilme, "Die nackte Kanone"-Reihe um ordentlich zu lachen, Kurosawas Meisterwerk "Rashomon" und "Halloween" + "The Thing" im Carpenter-Wahn. Beide grandios.


4. Meine aktuelle Lieblingsserie:

Keine Serien geschaut.


5. Was ich im April gucken möchte:

Viel steht nicht an: "Ip Man 3" + "Der Schamane und die Schlange"


6. Das habe ich zuletzt gedacht:

Die Grillsaison kann beginnen!


7. Was ich aktuell neben Moviebreak mache:

Entspannen


8. Was mich demnächst beschäftigen wird:

Semesterstart


9. Der Monat März in einem Wort:

Schokoladenosterhase


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