1. Highlights aus den Kinosälen:
Hereditary – Immer wieder ist es vor allem das Gefühl von Trauer, welches Regiedebütant Ari Aster in ausschweifenden Szenen zum Ausdruck bringt. In Verbindung mit der dichten Atmosphäre, die sich über weite Strecken nur durch den beunruhigenden Soundtrack und quälende Kameraschwenks aufbaut ohne jemals Entladung zu finden, erschafft Hereditary emotional mitreißende Bildwelten, die den Betrachter alsbald gefangen nehmen. Das Gruselfest für alle Sinne, welches sich viele enttäuschte Zuschauer erhofft haben, bleibt bis zum grandiosen Finale aus und kann auch dort nur seine Wirkung entfalten, wenn man durchgehend im Geschehen involviert bleibt. Dafür belohnt Hereditary aber auch mit eindringlichen Momenten, welche den individuellen Trauerprozess in ein übernatürlich entrücktes und verstörend andersartiges Gewand kleiden.
Utoya 22. Juli – Es wäre zynisch und schlichtweg vermessen, Poppes Ambition als Ausschlachtung der Ereignisse zu begreifen. Seine Absicht ist es keinesfalls die Geschehnisse zu monetarisieren oder als stumpfen Aufhänger zu instrumentalisieren, sondern vielmehr ein kollektives Trauma aufzuarbeiten und durch die filmische Umsetzung erfahrbar zu machen. Darin ein kalkuliertes Produkt zu sehen, sagt wohl weniger über den Film selbst, als vielmehr über den Rezipienten aus. Dass Utoya 22. Juli sich im moralischen Grenzgebiet bewegt, ist unabdingbar. Nur so kann er eine Wirkung entfalten, nur so kann er nicht völlig egal sein. Die formale Entscheidung das 72 Minuten lange Massaker als Plansequenz zu inszenieren ist daher weniger kalkulierte Nabelschau, als vielmehr ein notwendiges Mittel zur Immersion. Durch die Intensität der Ereignisse lässt sich das unverständliche Massaker zumindest ein Stück weit greifen.
2. Flops aus den Kinosälen:
Nope
3. Highlights im Heimkino:
I Am Love – Luca Guadagnino beweist schon in diesem Frühwerk, dass er zu den interessantesten und besten Filmemachern unserer Zeit gehört. Die Strukturen einer Großfamilie bricht er auf, um atmosphärisch dichte Momente voller Leidenschaft und Verlust zu kreieren. Einnehmend bis zum grandiosen Finale, das von einem Gefühl der Selbstbestimmtheit getragen wird.
Ready Player One – Steven Spielbergs Umsetzung des gleichnamigen Romans entwirft eine dystopische Zukunft, welche der routinierte Regisseur der Traumfabrik jedoch in utopisches Bonbonpapier verpackt. Krankt an so mancher Stelle, reißt aber auch genügend Gedankenwelten an, um durchgehend interessant zu bleiben.
Im Westen nichts Neues – Eindringlich berichtet Lewis Milestone bereits 1930 von den wahnsinnigen Gräueltaten des Krieges. Einer Blaupause gleich begleitet Im Westen nichts Neues eine Gruppe junger Soldaten, deren anfängliche Motivation alsbald der bitteren Realität weichen muss. In niederschmetternden schwarz-weiß Bildern findet Milestone weder Sinn noch Logik und steht vor allem dafür ein, sich einen Funken Menschlichkeit zu bewahren.
Millennium Actress – Satoshi Kon verwebt auf eindrucksvolle Weiße Fiktion und Wirklichkeit und lässt beide Elemente so fließend ineinander übergehen, dass sie eine untrennbare Einheit bilden. Gebettet in den Kontext einer melodramatischen Liebesgeschichte beschäftigt sich das Werk mit der Wechselwirkung zwischen Leben und Kunst. Auch wenn Millennium Actress dabei nie zu einer durchgehenden Stimmung finden will, ist das Werk ein eindrucksvolles Beispiel für das Potential fernöstlicher Animationskunst.
Stalag 17 – Man kommt nicht umhin, Stalag 17 als den Propagandafilm zu sehen, als welcher er zwangsläufig konzipiert wurde. Das macht ihn einerseits natürlich fragwürdig, eröffnet aber gerade im filmhistorischen Blick einige interessante Perspektiven. Davon abgesehen ist Billy Wilders Klasse zu jedem Zeitpunkt spürbar, trotz oder gerade weil der humoristische Anstrich nie Hand in Hand mit den ernsteren Untertönen greift.
4. Flops im Heimkino:
Fifty Shades Freed – Die komplette Trilogie ist ein Kuriosum, das man gesehen haben sollte. Von der ursprünglichen Marschrichtung ist im abschließenden Teil der Reihe wenig erhalten geblieben und so wirken die immer noch völlig lustfreien Sexszenen wie pflichtschuldige Lückenfüller. Die wahre Perversion liegt darin, wie der Film über zwei Stunden Momente aneinanderreiht, in denen Anastasia über Christian dominiert und das hintergründig als feministischen Triumph verortet.
Knock Knock – Was als souveräne Home Invasion beginnt, entpuppt sich alsbald als ideologisch fragwürdige und völlig lustfreie Nummer. Meine Tür bleibt verschlossen.
5. Alles über Serien:
Na
6. Für den August plane ich:
Mission: Impossible – Fallout, Vollblüter, BlacKkKlansman, Don´t Worry, weglaufen geht nicht
7. Filmschaffende(r) des Monats:
8. Mein Monat hat mich irgendwie an diesen Film erinnert:
9. Thema des Monats: Meine Gedanken zu MBs Kriegsspecial:
Die Verluste waren überschaubar, an meinen verlorenen Arm muss ich mich jedoch erst gewöhnen…
Gezeichnet