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Moviebreaks Monatsrückblick: Oktober

von Sebastian Groß

1. Highlights aus den Kinosälen:

Blade Runner 2049 - Mit sorgfältiger Ausgelassenheit scheinen die vor sich hin fließenden Impressionen einer Zukunft ohne reale Zwischenmenschlichkeit förmlich zu atmen, während der eigenwillig verdichtete Erzählrhythmus auch Abschweifungen zulässt, in denen die hingebungsvoll entworfene Dystopie neben der eigentlichen Handlung ein detailreiches Eigenleben entwickeln darf. Im Vergleich zu den ersten zwei Dritteln des Films gestaltet sich der Handlungsverlauf im letzten Drittel aber fast schon übereilt. Plötzlich gibt sich Villeneuve klischeehaften Konfrontationen handelsüblicher Blockbuster-Strukturen hin, ergeht sich des Öfteren in ausführlichen Erklärungen, wo Scott unausgesprochene Magie walten ließ, und schafft lediglich ganz zum Schluss, dem zusätzlich einige unsauber eingeführte und in der Luft hängengelassene Nebenschauplätze vorangestellt werden, ein Ende, in dem sich die Gegensätze eines verzweifelten Verlangens nach Menschlichkeit in einer unmenschlichen Welt so elegant und poetisch vereinen wie dunkelrotes Blut, das mit dem beruhigenden Weiß fallender Schneeflocken verschmilzt.

2. Flops aus den Kinosälen:

Schneemann – In seiner ursprünglich vorgesehenen, vollständigen Schnittfassung hätte aus dem Film womöglich ein ästhetischer Krimi-Noir-Höhepunkt entstehen können, der neben dem eigentlichen Fall von frustrierten Kindern und unfähigen Eltern erzählt, die sich als Motive immer wieder durch einzelne Szenen dieses übriggebliebenen Torsos ziehen. So bleibt diese gescheiterte Vision neben der nach wie vor erkennbaren Handschrift des Regisseurs aber hauptsächlich durch verpasste Chancen, verschnittene Frustrationen und nebensächliche Kuriositäten (Val Kilmers Nebenrolle in diesem Film muss man selbst gesehen haben, um sie glauben zu können) in Erinnerung.

3. Highlights im Heimkino:

The Meyerowitz Stories - Funktioniert nicht nur als hervorragend geschriebene, mit viel Witz und Esprit inszenierte sowie von sämtlichen Beteiligten wunderbar gespielte Tragikomödie über eine dysfunktionale Familie. Noah Baumbach erzählt im Kern außerdem die Geschichte von Kindern, die sich besser spät als nie von den Fehlern ihrer eigenen Herkunft lösen können und schließlich im, mitunter durchaus schwierigen, Miteinander zu gestärkter Selbstbestimmung finden.

Jessy - Die Treppe in den Tod - Schrecklicher deutscher Titel, aber ansonsten eine wunderbare Perle des frühen Slasherfilms. Über die gesamte Laufzeit hinweg erweist sich Black Christmas als regelrechte Blaupause des weitreichend bekannten Slasherfilms, in der sämtliche Elemente und Markenzeichen, die anschließend unzählige Male kopiert oder leicht variiert wurden, zu erkennen sind. Die Faszination von Clarks Film besteht jedoch darin, wie unverbraucht die einzelnen Versatzstücke ineinandergreifen und mit was für einer stilsicheren Souveränität dieser einflussreiche Grundstein, obwohl das Subgenre hier gewissermaßen noch in den Kinderschuhen steckt, bereits einen absoluten Höhepunkt markiert.

Tampopo - Ein filmisches 6-Gänge-Menü. Warmherzig, urkomisch, bissig und erotisch zu gleichen Teilen entwirft Juzo Itami neben der sympathischen Haupthandlung mehrere eigenständige Episoden, durch die das Essen zum lebensbestimmenden Faktor wird, der nicht nur über Liebe und Glück, sondern auch über Leben und Tod entscheiden kann. Ein kleines Juwel von einem Film, das man auf keinen Fall mit leerem Magen sehen sollte, außer man ist in der Lage, direkt im Anschluss eine leckere Nudelsuppe zu sich nehmen zu können.

4. Flops im Heimkino:

Die feine Gesellschaft - Ein Witz wird nicht unbedingt besser, je länger man ihn erzählt. Bruno Dumont scheint dieses Prinzip nicht verstanden zu haben, denn sein satirisches Gesellschaftsporträt scheitert trotz eines stimmungsvollen Auftakts und grotesk überzeichneten Figuren an uninspirierter Eintönigkeit, albernen Slapstick-Einlagen, die gefühlt endlos wiederholt werden und einer Aussage, die nach nicht einmal der Hälfte der Laufzeit klar ist und der fortan keine nennenswerten Facetten hinzugefügt werden.

Leatherface - Ein unnötiges, miserabel geschriebenes, über weite Strecken uninspiriert inszeniertes Werk, das als Origin-Story einer legendären Horror-Ikone ebenso massiv scheitert wie als unterirdische Kopie der Werke von Filmemachern wie beispielsweise Rob Zombie. Dieser zerfahrene, unentschiedene Mix aus klischeehaftem Psychiatrie-Wahnsinn, psychotischem Road-Trip, gnadenlosem Rache-Inferno sowie bitterer Nihilismus-Parade ist eine der lausigsten Horror-Gurken des bisherigen Filmjahres.

Exorzist II - Der Ketzer - Dieses Machwerk hat nicht umsonst den Ruf, eine der schlechtesten Fortsetzungen aller Zeiten zu sein. Das Sequel zu William Friedkins Klassiker Der Exorzist wirkt aufgrund der unbeholfenen, abstrusen sowie gänzlich unpassenden Elemente und Einzelszenen wie eine ungewollte Parodie, die dem gutmütigen Zuschauer eventuell den ein oder anderen Lacher entlocken kann, ansonsten aber fast schon einer Denkmalschändung entspricht. Eine filmische Beleidigung und Zumutung.

5. Alles über Serien:

Nachdem ich von der zweiten Staffel Mr. Robot nach der großartigen ersten etwas enttäuscht war, hatte ich trotzdem Lust auf weitere Folgen der Serie und schaue aktuell Woche für Woche eine neue Folge der 3. Staffel. Läuft recht solide an bisher, mal sehen, wie sich das noch entwickelt...

6. Für den November plane ich:

Justice League, Fikkefuchs, Detroit, Aus dem Nichts

7. Filmschaffender des Monats:

Adam Sandler, der mit seiner grandiosen Leistung in The Meyerowitz Stories mal wieder zeigen konnte, was für ein überraschend guter Schauspieler er sein kann, wenn man ihm nur die richtigen Rollen gibt.

8. Mein Monat hat mich irgendwie an diesen Film erinnert:

Und Täglich Grüßt Das Murmeltier

MrDepad

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