1. Highlights aus den Kinosälen:
Utoya, 22. Juli - Zweifelsohne liefert Utoya, 22. Juli genügend Diskussionsstoff, nicht zuletzt aus dem Grund, weil er sich über seine gut 90-minütige Laufzeit so extrem einnehmend gestaltet, den Horror von Utoya quasi greif- aber nicht begreifbar macht. Von einer stofflichen Ausschlachtung aber kann nicht die Rede sein, dafür zeigt sich Erik Poppe zu bestürzt, zu fassungslos und letztlich auch zu angewidert von Breiviks Amoklauf, als dass er ihn für niedere Unterhaltungszwecke instrumentalisieren könnte.
Sweet Country - Man merkt Sweet Country durchweg an, dass Regisseur Warwick Thornton hier aus persönlichen Antrieben gearbeitet hat, besitzt er doch selbst indigene Wurzeln. Sein Outback-Western überzeugt nicht nur durch seine durchgängige Bildgewalt, sondern auch als Anklage gegen eine angeblich moderne Zeitrechnung, die sich ihren rückständigen Strukturen jedoch nicht entledigen kann. Der Bezug zur Gegenwart also ist mehr als deutlich.
2. Flops aus den Kinosälen:
Lieb alle Filme. Lieb alle Frauen.
3. Highlights im Heimkino:
Psycho - Da muss ich nichts mehr zu sagen an dieser Stelle, oder? Die ausführliche Besprechung findet ihr im Zuge des Horroctobers auf Moviebreak, hier mache ich es kurz: Die Mutter (lol) aller Psycho-Thriller. Denkt ausschließlich in Situationen, erlaubt Leerstellen, findet darin die unermessliche Angst des Menschens, sowohl zum Opfer als Täter als auch zum Täter zu werden. Alfred Hitchcock war wahrscheinlich zuvor und danach nie wieder so effizient darin, sein Publikum zu manipulieren. Falsche Fährten zu treuen, ein emotionales Wechselbad der Anti- und Sympathie zu erschaffen.
First Reformed - Terrorismus, Lobbyismus, Umweltverschmutzung. Sind wir die Geister, die Gottes Schöpfung rief? In seiner strengen Formalität erinnert Schraders Ägide an die große Namen des Weltkinos, Ingmar Bergman und Robert Bresson unzweifelhafte Vorbilder, denen First Reformed Tribut zollt, ohne dabei aber, sich seiner eigenen Identität zu entledigen. Tatsächlich besitzt der Film in seiner Schwere, seiner Bedrückung auch eine poetische Schönheit, die nicht nur Ethan Hawkes brillante Performance akzentuiert, sondern First Reformed erst zu dem mehrwertigen, zutiefst moralischen Diskurs über die Unabänderlichkeit der Dinge machen, der er ist. Ein beachtliches Werk.
Lucky - Mit seinem Regiedebüt ist John Carroll Lynch eine zutiefst einfühlsame Meditation über das Leben, die Vergänglichkeit, das Altern und die Ängste, die damit einhergehen, gelungen. Ein nicht immer in subtilen Metaphern denkender, aber immer von einer ungemeinen Warmherzigkeit beseelter Film, der sich durch seine unaufgeregte, nach innen gerichteten Art zu einem ganz besonderen filmischen Akt der Alltagspoesie erhebt. Eine formidable Hommage an Harry Dean Stanton, diesem einzigartigen Kaktus im Blumenbeet namens Leben.
4. Flops im Heimkino:
Ghost Ship - Tatsächlich ist GHOST SHIP in seiner jämmerlichen Konstruktion von hirnverbrannten Twists, grässlichen Schauspielleistungen und der vollkommenen Verweigerung einer stimmungsvollen Auskleidung des Genre-affinen Settings ganz nah an Steve Becks Vorgängerwerk 13 GEISTER. Mit dem Unterschied, dass der Ausflug auf das verwunschene Schiff noch hirnverbrannter ist. Dabei hätte man die Vernebelung des Geistes, die das Schiff auf seine Besucher auswirkt, nicht zuletzt auch als Auseinandersetzung mit den Dämonen der Vergangenheit verwenden könnten. DAS wäre die geringste Schwierigkeit gewesen, wird Gabriel Bryne doch eh als Ex-Suffi eingeführt. Aber nun ja. Ein echter Karrierekiller halt. Mit Recht.
13 Geister - Das Setting ist wirklich beeindruckend: Aus dieser gläserne Kathedrale, diesem futuristische Museum, muss man doch einfach Profit schlagen! Und in den ersten Minuten täuscht die labyrinthische Konstruktion des architektonischen Unikums, von der weder der Film, noch der Zuschauer irgendeinen Plan hat, immerhin darüber hinweg, dass 13 GEISTER als Genre-Film um Seelenfänger und Seelenerlöser gewaltig versagt. Danach geht es nur noch steil bergab. Eine spannungsbefreite Lachnummer, grässlich zerschnitten, unter aller Kanone gespielt und eine Beleidigung für das Original von William Castle. 3 von 10 Mal schockiert darüber sein, wie unzeitgemäß der Dödel hier schon wirkt.
5. Alles über Serien:
Zum Einschlafen abends immer noch Eine schrecklich nette Familie (Staffel 7 derzeit), ansonsten nebenbei im wöchentlichen Turnus The Deuce und Mayans MC.
6. Für den Oktober plane ich:
Den Horroctober zu koordinieren, weil ich das nun mal am besten kann. Und dann geht's erst mal nach Berlin, wo ich MrDepad, Vitellone, Smooli, JackoXL und watweißichnicht alles sehe. Da gibt's n strammen Suff!
7. Filmschaffende(r) des Monats:
8. Mein Monat hat mich irgendwie an diesen Film erinnert:
9. Meine Gedanken zu zukünftig weniger Star Wars:
Ist ja immer gut, wenn dem Ausverkauf von Star Wars Einhalt geboten wird. Sicherlich handelt es sich um ein Serienprodukt, aber es muss sich doch nicht auch zwangsläufig wie eines anfühlen.