Serien gibt es wie Sand am Meer. Jedes Jahr werden in Amerika unzählige neue Formate ins Fernsehen gebracht und so schnell wieder herausgenommen, dass der Großteil der Zuschauer (vor allem der europäischen) gar nicht merkt, dass es sie überhaupt gab. Und trotz der überschwemmend hohen Anzahl an Serien und dem Aufwand, der hinter all jenen steckt, scheint sich diese wahnsinnige Fernsehoffensive für die Sender immer wieder dann zu rentieren, wenn es nur eine von hundert Serien zum richtigen Erfolg schafft. Jeder amerikanische Sender wünscht sich ein zweites „Friends“, ein „Two and a half Men“ oder ein „How i met your Mother“. 2011 warf der Sender FOX also ganz in dieser Hoffnung die erste Staffel der Serie „New Girl“ auf die Mattscheibe. Und obwohl die Show, die sich um eine verrückte Wohngemeinschaft dreht, vielleicht nicht ganz so ein Riesenerfolg geworden ist, ging sie vor Kurzem immerhin schon in Staffelrunde 4. Und auf DVD ist nun vor einiger Zeit auch Staffel 3 in Deutschland erschienen, ohne Ende in Sicht. Ein Grund diese Staffel mal ein wenig unter die Lupe zu nehmen.
Wie gelang es „New Girl“ eigentlich sich immerhin ein wenig vom Serien-Durchschnitt abzuheben? Aufgrund seiner Figuren. "New Girl" ist eine Serie, die sich durch eine hervorragend funktionierendes Darstellerensemble auszeichnet, das viel Charaktersympathie mitbringt und dabei einen erstaunlich konsequent albernen Humor auf den Zuschauer abfeuert. "New Girls" Konzept würde ohne seine guten Darsteller und coolen Charaktere vermutlich gar nicht aufgehen. Die Hauptaufgabe der dritten Staffel ist es also jene Figuren gelungen weiterzuentwickeln, damit der oberflächliche Comedyritt weiterhin interessant bleibt und nicht irgendwann zur Geduldsprobe avanciert. Und wie macht sich Staffel Nummer 3? Nicht mehr ganz so gut wie Season 1 und 2, wenn auch immer noch unterhaltsam und spaßig genug, um den Loftwahnsinn gelungen weiterzuführen.
Bei der dritten Staffel einer Comedyserien, die sich mehr durch ihre Figuren und albernen Situationen, als eine interessante Geschichte oder einen packenden roten Faden auszeichnet, hat sich die Zielgruppe vermutlich schon gefunden. Jeder, der mit der Serie nichts anfangen kann, hat das Handtuch geworfen. Diese Kritik bezieht sich also auf die Leute, die „New Girl“ etwas abgewinnen konnten. Denn auch Staffel 3 wird keinen „New Girl“-Verachter auf die andere Seite locken können, während sie vermutlich auch keinen Seriensympathisanten wirklich enttäuschen kann. Und das trotz einiger erkennbarer Abnutzungserscheinungen bei der Story und den Figuren. „New Girl“ Season 3 hat das Problem eine schon abgefahrene Ausgangslage von Staffel 1 und 2 nun noch abgefahrener gestalten zu müssen, um das Publikum noch mitreißen zu können. Und das führt in vielerlei Szenen gar zu hysterischen Wortgefechten, comichaften Charakterentwicklungen und einem Werdegang der Serie hin zur reinen Albernheitsfabrik. Episoden wie „All in“, „Coach“ oder „Longest Night ever“ versuchen zwar auch irgendwo die Charaktere weiterzubringen, verlieren sich aber viel zu oft in nervigem Blödsinn.
Zum Glück gibt es da ja noch die angesprochenen Figuren, mit denen die Serie viel humoristische Abnutzung ohne Probleme auffangen kann. Vor allem der Umstand, dass Nick und Jess nun endlich ein Paar sind (eine zwar klischeehafte aber doch absolut überzeugende Entwickelung der letzten Staffeln) bringt jede Menge frischen Wind in das Geschehen hinein. Da werden dann auch endlich Nicks Probleme (wie seine Faulheit und seine fast schon ausufernde Fernheit von jeglicher Realität) angepackt und zu einem nachvollziehbaren Hauptkonflikt der Staffel geformt. Die Chemie zwischen den Figuren ist ebenso nach wie vor super. Winston versucht langsam sein Leben in eine gelenkte Bahn zu führen, während mit der Rückkehr des Charakters Coach ein neuer, zwar noch nicht ganz ausgearbeiteter, aber dennoch frischer Charakter in die Serie zurückgebracht wird. Nur Schmidt leidet ein wenig unter den neuen Wegen der dritten Staffel, da er lange Zeit zum Arschloch degradiert wird. Das hätte man vielleicht besser lösen können.
Sonst gibtes auch bei der dritten Staffel von „New Girl“ mehr vom Alten. Ob nun Zooey Deschanel ("500 Days of Sommer"), Jake Johnson ("Let's be Cops"), Max Greenfield ("Veronica Mars") oder Hannah Simone ("Oldboy"), sie sind längst eins mit ihren Rollen geworden, bringen jede Menge gelungene Situations- und Dialogkomik in die Geschichten hinein und geben den Schma-F-Folgen so meist den letzten, besonderen Schliff. Humoristisch bleibt ebenfalls vieles beim Gewohnten. Nur auf Deutsch lässt sich die Serie so gut wie gar nicht ertragen. „New Girl“ lebt, wie besprochen, von der Art der Figuren untereinander und den meist abgefahrenen aber sympathischen Wortgefechten. Diese wirken in der deutschen Synchro aber mehr als einmal arg forciert. „New Girls“ deutsche Version ist daher dazu verdammt sich mehr auf die Geschichte, als auch die absurden Situationen verlassen zu müssen und siehe da: Dabei kann die Serie sich nicht mehr über den Durchschnitt erheben. Ein Umstand, der nur erneut unterstreicht, wie sehr „New Girl“ von seinen coolen Figuren lebt.
Fazit:
Auch wenn man der dritten Staffel von „New Girl“ nun schon einige Abnutzungserscheinungen in Sachen Humor und Albernheiten anmerkt und vor allem die Figur des Schmidt doch arg negativ zum Arsch der Season degradiert wird, überzeugt die Serie doch erneut durch viele sympathische Charaktermomente, als auch absurde Wortgefechte, ein paar nette Ideen und letztlich aufgrund der tollen Darsteller. Fans und Sympathisanten der Serie bekommen mehr vom Gleichen, alle Anderen werden auch bei Satffel 3 nur erneut verständnislos den Kopf schütteln. „New Girl“ mag sich inhaltlich also nur wenig weiterentwickelt haben, gibt seinen Figuren aber neue, interessante Konflikte zu lösen und überzeugt durch Highlights wie „Dance“, die „Sister“-Trilogie oder die Interims-Beweihräucherung von„Prince“.
Wertung: 6,5/10
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