Ein sagenhaft guter James-Bond-Film; ein so guter James-Bond-Film, dass er nicht nur als Frischzellenkur temporär überzeugt, sondern glatt zur Renaissance taugt, einfach weil er von den besten James-Bond-Filmen zehrt und gelernt hat: Die Abenteuer von George Lazenby und Timothy Dalton liegen hier als Folie über dem Geschehen und wurden in ihrer Verletzlichkeit und Geradlinigkeit punktgenau fusioniert. „James Bond 007 – Casino Royale“ ist so herausragend, weil er die Figur James Bond (Mit dem Kopf durch die Wand: Daniel Craig) genau dorthin entwickelt, wo man sie als Zuschauer auch sehen möchte: Als einen Menschen, dessen soziale Inkompetenz nur Fassade ist, dessen stahlblaue Augen nur im ersten Moment von abgestumpfter Rohheit berichten. James Bond darf sich wieder verlieben, James Bond darf sich von seinen Gefühlen vollends versteinern lassen. Ihm gegenüber steht mit dem Blut weinenden Mads Mikkelsen ein Zerrbild seiner selbst; ein Gegner, der mehr Spiegelung ist und dem es nicht um das Geld geht, es geht ihm rein um das Siegen, um den Selbsterhaltungstrieb und nur darum, James Bond in die Knie zu zwingen: Das Pokerspiel ist hier die Abstraktion des manierierten Schwanzvergleichs. „James Bond 007 – Casino Royale“ ist die Kollision zweier Überegos und ihren lächerlichen Männlichkeitsidealen. Regisseur hat die legendäre Doppelnull zurück ins Leben geholt, um ihn mit dem Tod zu konfrontieren, einmal durch das Gift im Drink, einmal durch den Verrat der Liebe, allerdings auch, um ihn durch sein Scheitern wachsen zu lassen. Dass die Action selbst mal wieder richtig scharfe Härte in das Sujet bringt, ist erfreulich, genauso toll ist aber auch die Cinephilie des Films: Da wird dann auch mal Nicolas Roegs „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ zitiert, während James Bond einem roten Mantel durch das labyrinthische Venedig nachspürt.
von Pascal Reis