Story
Die Welt in "For Honor" ist rau und brutal aber voller atemberaubender Landschaften und majestätischer Ruinen. Ihre zähen Bewohner schlagen sich trotz des nie enden wollenden Kriegszustands durchs Leben. Vor tausend Jahren ereignete sich eine Katastrophe, die beinahe alle Zivilisationen auslöschte. Heimatländer wurden dem Erdboden gleichgemacht, Imperien brannten nieder und ganze Nationen befanden sich auf der Flucht. Die Ritter, Wikinger und Samurai konnten sich jedoch aus der Asche des Chaos erheben. Sie mühten sich, ihre Ländereien wieder aufzubauen und dem Ruhm ihrer Vorfahren zu neuem Glanz zu verhelfen.
Kritik
Multiplayer-Spiele boomen, vor allem im Shooter- und MOBA-Bereich. Da wirkt das gerade für PS4, Xbox One und PC erschienene Online-Hack-and-Slay-Spiel "For Honor" aus dem Hause Ubisoft mitsamt seines Mittelalter-Szenarios regelrecht frisch. Ein mutiger Schritt, der hier beschritten wird, da der Ausgang des Erfolgs völlig offen ist. Der optimistische Versuch jedoch verdient schon einmal Anerkennung.
"For Honor" besteht sowohl aus einem Single- als auch Multiplayerpart, richtet seinen Fokus aber vor allem auf Letzteren. Die Einzelspielerkampagne besteht aus drei Teilen und widmet sich dabei seinen Fraktionen (Ritter, Wikinger und Samurai), aus deren Blickwinkel wir jeweils einen lange tobenden Krieg erleben. In rund acht Stunden kämpfen wir uns hier durch diverse Schlachtfelder, von Massenschlachten bis zu harten Einzelduellen, und bekommen dabei eine kleine Geschichte erzählt, die durch schicke Videosequenzen immer weiter vorangetrieben wird. Inszenatorisch macht das Ganze einiges her und wurde mit reichlich Aufwand auf die Beine gestellt. Dennoch ist es, wie auch schon bei "Battlefield 1" der Fall, eher eine nette Dreingabe, als ein wirklicher Kaufgrund. Denn die Story ist völlig austauschbar und die Charaktere bleiben weitestgehend anonym, was daran liegt, dass man hinter den Rüstungen kaum ein Gesicht zu sehen bekommt. Dafür eignet sich die Kampagne wunderbar dazu, erstmals in die Welt von "For Honor" einzutauchen, die Steuerung zu erlernen, das Spielprinzip zu verstehen und nebenbei die hübsch gestaltete Kulisse zu bewundern. Hier kann man seine ersten Stunden durchaus sinnvoll verbringen. Komplex gestrickt ist das Ganze nicht, meist rennen wir von A nach B, kämpfen dazwischen gegen zahlreiche Gegner und müssen uns am Ende einem Boss entgegenstellen, unterhaltsam ist es gewissermaßen dennoch. Eben, wie eingangs erwähnt, ein wirklich netter Zusatz.
Wer wirklich Freude mit "For Honor" haben möchte, muss Spaß am Multiplayer haben. Fünf Spielmodi warten hier auf uns, die wir mit insgesamt zwölf verschiedenen Helden bestreiten können, die sich allesamt auch angenehm unterschiedlich spielen. In Duel geht es 1-zu-1 in den Kampf gegen einen menschlichen Kontrahenten (oder auf Wunsch auch stets gegen einen KI-gesteuerten Bot), bei welchem Geschick, Taktik und Timing gefragt sind. Per schwerem oder leichten Schlag versuchen wir den Gegner aus drei unterschiedlichen Richtungen im richtigen Moment zu verletzen, müssen aber auch gleichzeitig unsere Deckung zielgerichtet aufrechterhalten, wenn es zum Gegenangriff kommt. Schläge können zudem pariert werden, die Gegner außerdem in unterschiedliche Richtungen geschubst und zusätzlich zahlreiche komplexe Kombos eingesetzt werden. Die Möglichkeiten sind groß, die Kämpfe tatsächlich überaus gut gelungen und somit das Herzstück des Spiels. Hier hat Ubisoft ein starkes System entwickelt.
Solche Duelle lassen sich im Brawl-Modus ebenfalls 2 gegen 2 spielen. Besiegt jemand seinen Gegenspieler als erstes, kann er seinem Teamkameraden zur Hilfe eilen und gemeinsam gegen den verbliebenen Gegner kämpfen. Auch dieser Modus fällt, wie bereits Duel, ziemlich spannend aus.
Skimirsh und Elimination sind zwei Deathmatch-Varianten für 4 gegen 4 Spieler, einmal mit Respawns, einmal ohne. Nicht unbedingt originell, Fans werden diese Modi aber sicherlich auch gewinnen.
Am interessantesten fällt der Dominion-Modus aus, worin 4 Spieler gegen 4 andere antreten und diverse Kontrollpunkte erobern müssen. Dazwischen wird viel gekämpft, zudem tummeln sich zahlreiche Krieger auf dem Schlachtfeld, die bekämpft oder unterstützt werden. Dominion hinterlässt den stärksten Eindruck, erfordert Teamgeist und verspricht die größte Langzeitmotivation.
Mit der Zeit sammelt man fleißig Ruhm-Punkte, die unsere Helden in ihren Leveln aufsteigen lassen und spezielle Fähigkeiten freischalten, die wir in die nächsten Runden mitnehmen können. Auch eine Ingame-Währung ist vorhanden, mit welcher neue Ausrüstungsgegenstände, spielerischer und kosmetischer Natur, erkauft werden können. Wer das Verlangen verspürt kann hier echtes Geld loswerden, was als solches System wiederum einen faden Beigeschmack mit sich trägt. Glücklicherweise ist all das nicht nötig und kann, auch wenn es lange dauert, erspielt werden.
"For Honor" ist vermutlich kein Spiel für jedermann, dazu ist das Gameplay einfach zu speziell. Wer direkt in die Schlacht drauf loszieht und unkomplizierten Spaß sucht ist hier eher an der falschen Adresse. "For Honor" erfordert viel Zeit und Eingewöhnung, bis man seinen Helden mit all seinen Kombos und Fähigkeiten wirklich beherrscht. Wer aber genau solch eine Herausforderung sucht und die Konfrontation im Einzelkampf sucht, könnte hiermit definitiv reichlich Spaß haben. Spannend ist hierbei, wie lange "For Honor" für die Spieler interessant bleiben kann. Ubisoft wird nach und nach neue Inhalte veröffentlichen, sowohl kostenlos als auch als kostenpflichtige DLCs. Ob das reicht, wird sich zeigen. Denn so interessant das Spielprinzip auch ist, es ist irgendwo doch ein Stück weit repetitiv.
Noch ein paar Worte zur Technik: Grafisch sieht "For Honor" großartig aus, läuft (auf der von uns getesteten PS4) angenehm flüssig und liefert beeindruckende Effekte. Auch der Sound ist überaus gelungen, sowohl was die Synchronsprecher als auch die Umgebungsgeräusche angeht, wirkt alles sehr hochwertig.
Fazit
"For Honor" sieht spitze aus und kommt mit einem frischen Spielprinzip im Multiplayer-Bereich daher, das vor allem durch die gelungenen Kämpfe zu begeistern weiß. Ob einem solch Einzelduelle, die auch einiges an Eingewöhnung erfordern, zusagen, muss letztendlich jeder für sich selbst entscheiden. Bleibt nur zu hoffen, dass das Game auch auf längere Sicht für die Spielgemeinde interessant bleibt.