Story
Im Schatten des Zagros-Gebirges werden Spezialeinheiten auf der Suche nach Massenvernichtungswaffen angegriffen. Das daraus resultierende Feuergefecht löst ein Erdbeben aus, bei dem beide Seiten in die Ruinen eines verschütteten sumerischen Tempels stürzen. Ohne jegliche Kommunikation sind die Protagonisten in einer furchterregenden Unterwelt gefangen, aus der sie sich befreien müssen - nicht ahnend, dass in den Schatten etwas Uraltes und Böses erwacht ist. Nun gilt es in die Rolle der fünf spielbaren Charaktere zu schlüpfen, die sich mit ihren Feinden aus der oberen Welt zusammentun müssen, um die Monster aus der unteren Welt zu überleben.
Kritik
Supermassive Games dürfte den meisten wohl dank des PS4-exklusiven Horror-Slashers Until Dawn bekannt sein, seitdem haben sich die britischen Entwickler mit ihren filmisch aufbereiteten Horror-Stories auf ein Episodenformat konzentriert. Mit jeweils rund 5 Stunden Spielzeit sind die einzelnen Ableger der The Dark Pictures Anthology zwar recht kompakt gehalten, dafür lässt sich im jährlichen Zyklus ein neuer Titel realisieren, mit dem man thematisch auch stets neue Wege beschreiten kann. Für Horror-Fans bedeutet das also reichlich Abwechslung, denn bislang fielen die Titel sehr spaßig aus.
House of Ashes erinnert mit seinem unterirdischen Schauplatz und den dort lauernden Monstern vor allem an The Descent. Bevor die Situation eskaliert, lernen wir zunächst alle wichtigen Akteure kennen, die mal mehr, mal weniger sympathisch ausfallen. Nach Shawn Ashmore (X-Men) in Man of Medan und Will Poulter (Midsommar) in Little Hope ist Sängerin und Schauspielerin Ashley Tisdale (High School Musical) diesmal das bekannteste Gesicht im Cast. Konfliktpotenzial unter den Figuren ist durch eine heimliche Romanze sowie einem spontanen Vorgesetztenwechsel reichlich vorhanden, ebenso rassistische Vorurteile, die im Laufe der Zeit zum Tragen kommen. Ansonsten halten die Monster die Truppe natürlich genügend auf Trab. Wie auch bei den Vorgängern stehen die Story und ihre filmische Inszenierung im Fokus. Das mag inhaltlich zwar alles im B-Movie-Bereich angesiedelt sein und lässt echte Tiefe vermissen, wird aber gewohnt unterhaltsam und auch spannend inszeniert. Und durch den faszinierenden Schauplatz sehr atmosphärisch rübergebracht.
Erneut gilt es Entscheidungen zu treffen, die weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen. Das können bereits Kleinigkeiten sein, die völlig harmlos wirken, aber zu einem verheerenden Butterfly Effect im späterren Verlauf führen. Und damit vielleicht sogar zum endgültigen Tod einer unserer Figuren. Doch genau hier liegt der Reiz am Spiel, das Abenteuer in ungeahnte Richtungen zu führen. Und auch der Wiederspielwert ist dadurch enorm hoch, da man unbedingt ausprobieren möchte, was für Dinge denn so alles möglich sind. Erleben lässt sich das Ganze übrigens entweder allein oder im Koop mit einem (online) oder mehreren (lokal) Spielpartner(n).
Spiele wie House of Ashes, Until Dawn, Heavy Rain oder das hervorragende Detroit: Become Human sind nun nicht jedermanns Sache, böse Zungen mögen sogar behaupten, dass sie eigentlich nur interaktive Filme sind und damit aus spielerischer Sicht völlig anspruchslos. Inwieweit man dem zustimmen möchte oder inwieweit einen das stört, muss jeder für sich selbst beantworten. Für die einen sind Quick Time-Events und einflussreiche Dialogoptionen genug um Spaß zu haben, für die anderen eben nicht. Wer damit nicht warm wird, wird es natürlich auch diesmal nicht. Fans des Genres werden das cineastische Erlebnis wohl aber erneut zu schätzen wissen. Und dank umfangreicher Optionsmöglichkeiten in Sachen Barrierefreiheit lassen sich die QTE-Elemente auf Wunsch auch wesentlich vereinfachen, sodass House of Ashes zugänglicher wird als seine Vorgänger.
Häufiger Kritikpunkt der Reihe war stets die feste Kamera, die das Geschehen nicht immer aus dem günstigsten Winkel wiedergegeben hat. In House of Ashes können wir die Kamera erstmals selbst bewegen, was ein Stück weit mehr Freiheit bedeutet. Allerdings ist das gelegentlich auch hierbei eine sperrige Angelegenheit, zumindest wenn man sich in engen Räumen befindet. Hier gibt es sicherlich noch Verbesserungspotenzial für die Zukunft. Grafisch schaut das Abenteuer die meiste Zeit über gewohnt gut aus, kann mit stimmungsvollen Lichteffekten aufwarten und überzeugt mit tollen Animationen. Gelegentlich aber kommt es zu ungewöhnlichen Ausreißern in der Umgebungsgrafik, in denen die Qualität abfällt. Das betrifft vor allem Außenbereiche, die beinahe so wirken, als hätte für sie die Entwicklungszeit nicht mehr ganz gereicht. Solche Momente halten sich glücklicherweise in Grenzen, fallen natürlich aber auf. Ebenso die gelegentlichen Ruckler auf der PS5, auf der das Spiel getestet wurde. Alles aber noch lange kein Dealbreaker.
2022 soll übrigens die letzte Episode erscheinen, die den Namen The Devil In Me trägt und die Staffel abschließen soll. Einen ersten Teaser gibt es nach den Credits von House of Ashes zu bewundern, ansonsten wird man auch schon längst auf Youtube fündig. Bekannt ist darüber noch nicht viel, auch nicht, welcher Star diesmal mit an Bord ist. Die Bilder deuten tödliche Spiele eines wahnsinnigen Killers à la Jigsaw an, sodass uns vermutlich ein Spiel in Anlehnung an Filme wie Saw erwartet. Nächstes Jahr wissen wir sicherlich mehr.
Fazit
Einen gewissen Trashfaktor kann man "House of Ashes" wohl nicht absprechen, doch auch das kann seinen Charme haben, wenn man sich darauf einstellt. Atmosphärisch gelungen ist der Höllentrip dank des faszinierenden Schauplatzes in jedem Fall und wird erneut filmisch und diesmal auch sehr actionreich inszeniert. Durch getroffene Entscheidungen lässt sich das Abenteuer zudem in verschiedenste Richtungen lenken, was ebenfalls seinen Reiz hat. Spielerisch anspruchsvoll mag das Ganze nicht sein, doch das hat das Genre, das stark in Richtung interaktiver Film geht, nun mal an sich. Macht aber nichts, denn wer zuvor schon Spaß an den Episoden der "The Dark Pictures Anthology" hatte, wird ihn sicherlich auch diesmal wieder haben – entweder allein oder im Koop. Ein paar technische Macken hier und da mögen dabei zwar unschön auffallen, stören aber glücklicherweise nicht allzu sehr.