Bildnachweis: © Viennale

Viennale 2025

von Dominic Hochholzer

[...] Ob Köhler letztlich ein Charakterdrama mit emotional greifbaren Figuren oder doch eine zeitgeistige Gesellschaftssatire zeigen will, bleibt unklar. Irgendwo dazwischen erzählt Gavagai von moderner Einsamkeit und der Herausforderung einander wirklich zu verstehen. Dadurch, dass alle Figuren auch als Symbol fungieren und sinnbildlich für eine Rolle in der Gesellschaft stehen, scheitert Köhler jedoch an dem Spagat, beide Ebenen in Einklang miteinander zu bringen.

Gavagai spielt mit Erwartungen. Manchmal intelligent, manchmal tappt er selbst in die Klischeefalle. In einer zentralen Szene zur Hälfte des Films werden seine Themen nochmal explizit verbalisiert. In einer Pressekonferenz zur anstehenden Premiere der Medea-Adaption werden Regisseurin und Team von anwesenden Journalist*innen ins identitätspolitische Kreuzverhör genommen. Von White Savior ist dann die Rede, von Caroline als alter weißer Frau und von der Grenzüberschreitung, die dadurch entsteht, die Vorzeichen bei Medea einfach umzudrehen. Also all das, was ohnehin klar war und auf andere Ebene bereits verhandelt wurde. Nourou, obgleich in Europa geboren, wird aufgrund seiner familiären Herkunft als Diversitätstoken vorgeschoben. [...]


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