Von Gothic-Romantik zu knallrotem Blut
Während Universal in Hollywood dominierte, trat in den 1950er-Jahren in Großbritannien ein neuer Player auf den Plan: Hammer Films. Das Studio hauchte den klassischen Monstern neues Leben ein, allerdings mit einem frischen Ansatz. In Filmen wie Frankensteins Fluch (1957) und Dracula (1958) präsentierte Hammer bekannte Figuren in sattem Technicolor, mit opulenten Kulissen und, für die damalige Zeit, ungewohnt expliziter Gewalt.
Zentrale Gesichter des Studios waren Christopher Lee und Peter Cushing, die zu wahren Ikonen des Genres wurden. Lee prägte als Dracula gleich mehrere Generationen von Zuschauern, während Cushing unter anderem als Dr. Frankenstein brillierte. Die beiden Schauspieler traten in zahlreichen Hammer-Produktionen auf und begründeten eine der legendärsten Schauspiel-Duos der Horrorgeschichte.
Hammer Films war auch bekannt für seine ästhetische Handschrift: düstere Burgen, stimmungsvoller Nebel und ein Mix aus Erotik und Schrecken. Diese stilistischen Elemente fanden großen Anklang beim Publikum und setzten sich weltweit durch. Der Erfolg war so groß, dass Hammer über zwei Jahrzehnte hinweg das Horrorkino dominierte und die Universal-Monster in den Hintergrund drängte.
In den 1970ern geriet das Studio jedoch in Schwierigkeiten, da sich das Publikum zunehmend an explizitere Horrorfilme aus den USA gewöhnte. Produktionen wie Tobe Hoopers Texas Chainsaw Massacre (1974) wirkten moderner und härter. Trotzdem bleibt Hammer ein Eckpfeiler der Horrorfilmgeschichte, dessen Einfluss noch heute spürbar ist. Sei es in der Ästhetik moderner Gothic-Horrorfilme oder in Remakes und Hommagen.