Der Name Carl Rinsch dürfte vielen Kinogängern vor allem durch den aufwendig produzierten, aber finanziell enttäuschenden Fantasyfilm 47 Ronin (2013) ein Begriff sein. Nun steht der Regisseur erneut im Mittelpunkt der Schlagzeilen – diesmal allerdings nicht wegen eines ambitionierten Projekts, sondern aufgrund schwerwiegender Vorwürfe. Die US-Justiz hat Anklage gegen ihn erhoben, weil er den Streamingdienst Netflix um rund 11 Millionen Dollar betrogen haben soll. Sollte es zu einer Verurteilung kommen, droht ihm eine jahrzehntelange Haftstrafe. Bestes Material für die nächste True-Crime-Doku des Streamingdienstes.
Der Fall geht zurück auf das Jahr 2019 (wir berichteten). Damals sicherte sich Netflix in einem Bieterwettstreit die Rechte an Rinschs Science-Fiction-Serie Conquest. Insgesamt war ein Budget von 61 Millionen Dollar vorgesehen – ein enormer Betrag für eine noch unverwirklichte Produktion. Doch schon in der Vorbereitungsphase traten Unstimmigkeiten auf. Rinsch verschickte nach Medienberichten ungewöhnliche E-Mails, in denen er behauptete, er habe den geheimen Übertragungsmechanismus von Covid-19 entdeckt oder könne Blitzeinschläge vorhersagen.
Statt die Serie wie vereinbart voranzutreiben, soll Rinsch einen erheblichen Teil der Gelder zweckentfremdet haben. Unter anderem wird ihm vorgeworfen, in Kryptowährungen investiert, mehrere Luxusfahrzeuge erworben und teure private Ausgaben – darunter auch Scheidungskosten – finanziert zu haben. Als schließlich die Dreharbeiten begannen, verschlechterte sich sein Verhalten angeblich weiter: Augenzeugen berichten von Wutausbrüchen, Drogenmissbrauch und paranoiden Anschuldigungen gegenüber seiner damaligen Ehefrau.
Am 2. Dezember soll Rinsch nun vor Gericht erscheinen. Seine Verteidigung kündigte an, psychiatrische Gutachten vorzulegen, die belegen sollen, dass er während der Arbeit an Conquest unter einer „psychotischen Episode“ litt. Damit wollen seine Anwälte erreichen, dass ihm die Fähigkeit abgesprochen wird, den Vorsatz zum Betrug überhaupt gebildet zu haben. Als zentraler Zeuge ist der Psychiater Dr. John Mariani benannt, der bestätigen soll, dass Rinsch in dieser Phase nicht in der Lage war, die Tragweite seines Handelns vollständig zu erfassen.
Ob das Gericht diese Argumentation akzeptiert, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch, dass der einst gefeierte Filmemacher heute weniger für seine künstlerischen Ambitionen als vielmehr für einen bizarren Justizfall Schlagzeilen macht – ein Verfahren, das in den kommenden Monaten mit Spannung verfolgt werden dürfte.