Bildnachweis: © Sony | Szene aus "Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba Infinity Castle"

Box Office: Anime-Hit erobert die US-Kinos – "Demon Slayer" schnetzelt sich an "Conjuring 4" vorbei auf Platz 1

von Sebastian Groß

Der September gilt eigentlich nicht als Wonnemonat fürs Kino, doch bislang ist er überraschend stark. Mehrere Neustarts konnten in den vergangenen Tagen die Erwartungen deutlich übertreffen, während eine traditionsreiche Horrorreihe weiterhin solide Einnahmen verbucht. Auffällig ist zudem, dass sowohl Genrefilme als auch gezielte Gegenprogramme ein interessiertes Publikum finden. Damit zeigt sich, dass die Vielfalt des Angebots im Kino nach wie vor ein entscheidender Faktor für den Erfolg bleibt.

"Demon Slayer" schlägt "DragonBall", "Conjuring" und die "Bad Boys"

Anime hat die Spitze der Charts zurückerobert. Mit einem Einspiel von 70 Millionen US-Dollar über das Startwochenende liefert Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba Infinity Castle nicht nur den erfolgreichsten Starttag eines Animefilms in Nordamerika, sondern auch das umsatzstärkste Auftaktwochenende der gesamten Gattung. Der Film, der in 3315 Kinos lief, pulverisierte die bisherigen Bestmarken von Dragon Ball Super: Super Hero (10,9 Millionen US-Dollar am Starttag) und Pokémon  – Die Macht in uns (31 Millionen US-Dollar zum Startwochenende). Letzterer hielt diesen Rekord beinahe ein Vierteljahrhundert, bis er nun von der aktuellen Adaption der Manga-Vorlage übertroffen wurde.

Dabei profitierte Infinity Castle nicht nur von der großen Fanbasis, sondern auch von einer breit angelegten Auswertung. Neben synchronisierten und untertitelten Fassungen lockten insbesondere Premium-Formate zusätzliche Besucher in die Säle. Allein in IMAX-Kinos wurden am Freitag 6,4 Millionen US-Dollar umgesetzt. Die Resonanz fällt überwältigend aus: Das Publikum vergab bei CinemaScore die Bestnote „A“. International setzt sich der Erfolg fort: Bereits mehr als 279 Millionen US-Dollar wurden weltweit eingespielt, davon über 200 Millionen allein in Japan. Dort hält sich der Film seit acht Wochen auf Platz 1 und ist inzwischen der dritterfolgreichste Titel in der japanischen Kinogeschichte.

Für Sony und dessen Anime-Label Crunchyroll ist dieser Triumph von enormer Bedeutung. Bereits 2021 feierte das Studio mit Demon Slayer - Kimetsu No Yaiba - The Movie: Mugen Train einen Überraschungserfolg, der mit 20 Millionen US-Dollar am Startwochenende die Kinos nach den Pandemie-Schließungen wiederbelebte. Doch Infinity Castle geht weit darüber hinaus und dürfte diese Marke nahezu verdreifachen. Dass dieses Anime-Epos unmittelbar nach dem eindrucksvollen Start von Conjuring 4 für ein weiteres Highlight sorgt, hebt die September-Einnahmen deutlich über die bisherigen Branchenerwartungen hinaus.

Auch für Sony, das zuletzt einen eher stillen Blockbustersommer erlebte, bedeutet der Film einen willkommenen Prestigeerfolg. Branchenbeobachter weisen allerdings darauf hin, dass Anime-Veröffentlichungen stark frontgeladen sind: Die leidenschaftlichsten Fans strömen bereits zu den frühesten Vorführungen, sodass der weitere Verlauf des Wochenendes entscheidend sein dürfte. Sollte sich das obere Ende der Prognosen bestätigen, könnte Infinity Castle mit einem Einspiel über 60 Millionen US-Dollar sogar Bad Boys: Ride or Die überflügeln und damit Sonys erfolgreichster Kinostart der letzten zwei Jahre werden.

In Deutschland startet Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba Infinity Castle offiziell am 18. September. Der Titel wurde aber bereits in diversen hiesigen Previews gezeigt.

Erfolgsgrusel spukt sich auf Platz zwei

Der vermeintlich letzte Auftritt (eine Serie befindet sich bereits in der Mache) des Geisterjäger-Duos Lorraine und Ed Warren bleibt ein starkes Zugpferd für Warner und New Line. Zwar brachen die Einnahmen im zweiten Wochenende um deutliche 68 Prozent ein, doch mit etwas über 26 Millionen US-Dollar konnte sich Conjuring 4: Das letzte Kapitel solide behaupten und wurde immer noch in über 3800 Kinos aufgeführt. Nach nur acht Tagen in den Kinos beläuft sich das Gesamteinspiel in Nordamerika bereits auf 131,9 Millionen US-Dollar.

Damit hat sich der Film zur 14.-erfolgreichsten Veröffentlichung des Jahres entwickelt – und das in einer verhältnismäßig kurzen Laufzeit. Angesichts des nach wie vor hohen Interesses an Horrorfilmen zur Herbstzeit könnte sich Last Rites trotz seines steilen Rückgangs weiterhin als beständige Einnahmequelle erweisen. Für Warner und New Line ist dieser Start ein Beweis dafür, dass die Conjuring-Reihe auch nach über einem Jahrzehnt noch ihre Zugkraft nicht verloren hat.

Bemerkenswert ist zudem, dass der Film nicht nur eingefleischte Fans des Franchises erreicht. Die Kombination aus altbewährten Figuren und einem dramaturgisch aufgeladenen Finale sorgt dafür, dass auch ein breiteres Publikum angesprochen wird. Damit unterstreicht die Reihe einmal mehr, dass Horror im Mainstream-Kino eine verlässliche Größe bleibt.

Ein großes Finale auf dem Bronzeplatz

Focus Features, die zu Universal gehören, setzte beim Start von Downton Abbey: Das große Finale auf geschickte Gegenprogrammierung – und wurde belohnt. Mit einem Einspiel von über 18 Millionen US-Dollar zum Auftaktwochenende positioniert sich der Film auf Rang drei der Charts. Der Start liegt deutlich über den 16 Millionen US-Dollar, die der Vorgängerfilm seinerzeit erzielte.

Der Erfolg zeigt, dass kluge Terminierung allein nicht genügt. Entscheidend ist, eine klare Marketingstrategie zu entwickeln, die das Stammpublikum mobilisiert und zugleich neugierige Zuschauer anzieht. Das große Finale beweist, dass ein traditionsbewusstes Drama im Kino weiterhin bestehen kann – auch inmitten einer Konkurrenz, die stark auf Genrefilme setzt. Außerdem könnte der Kino-Abschluss der Reihe sich länger halten, weil das Zielpublikum erst nach und nach in die Kinos geht. Downton Abbey: Das große Finale wurde in 3,694 nordamerikanischen Kinos gezeigt. Bei uns läuft ab dem 18. September.

So groß ist die Wanderlust dann wohl doch nicht

Mit einem Start zwischen 11 und 12 Millionen US-Dollar reiht sich The Long Walk – Todesmarsch leicht unterhalb vergleichbarer Stephen-King-Adaptionen ein. Für Lionsgate, das den Film mit einem Budget von rund 20 Millionen US-Dollar produzierte, bleibt dies dennoch ein kalkuliertes Risiko, das sich auf längere Sicht auszahlen könnte. Dazu startete der R-Rated-Titel auch nur in 2845 nordamerikanischen Kinos.

Der Film setzte vor allem auf unverbrauchte Gesichter und eine kontroverse Thematik. Die Story über junge Männer, die in einem perfiden Wettkampf ums Überleben antreten, wurde in den Trailern mit militärkritischen Untertönen versehen – ein Aspekt, der in manchen Regionen des Landes auf Widerstand stoßen dürfte. Dennoch konnte die düstere Adaption zum Start ausreichend Aufmerksamkeit generieren, um sich im Mittelfeld der Charts zu etablieren.

(Wieder) bis zur Undendlichkeit - auch wenn's nur für Platz fünf reicht

Disney brachte zum 30-jährigen Jubiläum den Pixar-Klassiker Toy Story erneut in 2375 nordamerikanische Kinos. Mit 3,5 Millionen US-Dollar platzierte sich der Animationsfilmpionier auf Rang fünf und beweist erneut, wie teilweise lukrativ und gut angenommen Wiederaufführung werden - zumindest wenn der jeweilige Filme einen Klassiker-oder Kultstatus besitzt.

Die nostalgische Rückkehr von Woody, Buzz und Co. erinnert daran, wie grundlegend dieses Werk die Welt der Animation veränderte. Auch wenn die Wiederaufführung in erster Linie symbolischen Charakter hat, unterstreicht sie eindrucksvoll die anhaltende Popularität der Marke, die über Generationen hinweg wirkt.

Ausblick auf die kommende Woche

Der Horrorfilm HIM - Der größte aller Zeiten aus der Produktionsschmiede von Jordan Peele startet am kommenden Wochenende in den US-Kinos und dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Platz in den Top 5 erobern. Ob es dem Film allerdings gelingt, Conjuring 4 in der Rangliste zu überholen, bleibt abzuwarten. In Deutschland wird HIM erst am 27. November anlaufen.

Der zweite große Neustart ist A Big Bold Beautiful Journey von Regisseur und Künstler . Der Film, in dem unter anderem Margot Robbie und  zu sehen sind, soll eine längere Postproduktion durchlaufen haben. Sony, die den Film von A24 übernehmen und in die Kinos bringen, haben den Starttermin eher kurzfristig angekündigt – offenbar ohne größere Erwartungen an den kommerziellen Erfolg, trotz prominenter Namen vor und hinter der Kamera. Hierzulande ist der Kinostart für den 2. Oktober vorgesehen.

Abgesehen davon dürfte die kommende Woche eher ruhig verlaufen. Zwar startet auch noch Waltzing with Brando, der im Vorfeld vor allem durch die erstaunliche Verwandlung von Hauptdarsteller Billy Zane in die Leinwandlegende Marlon Brando für Schlagzeilen sorgte, doch es wäre eine Überraschung, wenn der Film es tatsächlich in unseren nächsten Box-Office-Report schaffen würde.

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