Denkmalschändung in Reinkultur: 10 Remakes, die besser nie gedreht worden wären

von Pascal Reis

Die größte Bürde, die ein Remake zu nehmen hat, ist wohl, dass es sich immer dem Vergleich mit dem Original stellen muss, der unweigerlich forciert wird. Das kann den Effekt mit sich bringen, dass eine eigentlich gelungene Neuauflage in ihrer freien Entfaltung immens blockiert wird, auf der anderen Seite aber kann es auch brodelnden Groll darauf heraufbeschwören, welche Impertinenz jene Neuauflage aufweist, um sich auf dem großen Namen auszuruhen und diesen so nachhaltig zu beschmutzen. 10 Remakes, die besser nie gedreht worden wären, finden ich nun in dieser Liste wieder. Viel Spaß beim weiträumigen Umgehen.

DieListe wurde von Souli ins Leben gerufen.


10: Psycho

Eigentlich gar nicht so uninteressant, dass Gus van Sant ein Shot-By-Shot-Remake gedreht hat, um dem großen Alfred Hitchcock Tribut zu zollen. Allerdings muss sich sein Psycho nun mal dem großen Vorbild beugen – und da zieht Gus van Sant unweigerlich den Kürzeren. Nicht zuletzt wegen Vince Vaughn, der eine reinrassige Fehlbesetzung für Muttersöhnchen Norman Bates darstellt.

9: Das Geisterschloss

Einige nette Sequenzen muss man Das Geisterschloss zugestehen, und ein herausragendes Setting besitzt er auch. Jan De Bont indes nutzt dieses natürlich zu keiner Zeit. Und während das Original, Bis das Blut gefriert, auch als psychoanalytischer Diskurs funktionierte (mal ganz davon abgesehen, dass dieser auch exzellent inszeniert war), ist das Remake eine XXL-Geisterbahnfahrt, der das Herz am rechten Fleck fehlt. Das Hausieren technischer Möglichkeiten gestaltet sich als ermüdendes, seelenloses Unterfangen.

8: My Bloody Valentine 3D

War George Mihalkas Reißer nicht nur schön garstig in seiner Gewalt, sondern darüber hinaus auch reichlich schroff in Szene gesetzt, turnt Patrick Lussiers, zugegeben, recht freie Neuauflage von Blutiger Valentinstag  schon allein durch seine ekelhaft-keimfreie DV-Optik gewaltig ab und erweckt nicht selten den Eindruck, dass man es hier womöglich doch mit einem kümmerlichen TV-Film zu tun bekommt. Aber Patrick Lussier scheint hier ohnehin wenig Verständnis dafür zu haben, einen Horrorfilm angemessen aufzuziehen, raubt seinem Goreanteil wiederholt die unvermittelte Wucht, weil ja da sobligatorische Schmunzeln nicht fehlen darf und setzt zu viel Vertrauen in die überbordenden Toneffekte, anstatt den Fokus auf eine gescheite atmosphärische Suggestion zu legen und dadurch vielleicht auch eine erkennbare Spannungskurve herauszufiltern.

7: Das Omen

Auch Das Omen sucht die obligatorische Remake-Krankheit heim: Es fehlt schlicht und ergreifend das einnehmende Gefühl. Warum das fehlt? Nun, John Moore erweist sich als ein Regisseur, der sich allein über Oberflächenreize artikuliert und findet für die tiefen, ständig in Zweifel gehüllten Angstzustände, die das Original noch zu schüren wusste, keinerlei Ausdrucksmöglichkeit. Zu sauber, zu glatt, zu anonym.

6: Carrie

In Carrie regiert keineswegs der zentrale und einst so subtil verfasste Psycho-Horror, sondern das blinde und jeden Ansatz von Stimmung zerstörende Getöse, wie es in den Genregefildeten heutzutage nunmal Gang und Gäbe scheint. Der klinische Ausdruck künstlerischer Inkompetenz findet in Carrie eine neue, bemitleidenswerte Behausung. Der Fluch der Remakes setzt sich fort.

5: Stepfather

Weil Nelson McCormick dem Original nichts hinzuzufügen weiß, setzt er einfach auf die körperlichen Reize von Amber Heard, die sich durchweg räkelnd vor der Kamera präsentieren darf. Beschämend. Darüber hinaus weist Stepfather natürlich auch keinen Sinn für das Ausstaffieren einer gekonnten Bedrohungskulisse auf, hat mit Danny Welsh einen schwachen Terry-O'Quinn-Ersatz gefunden und lässt jeden ironisch-zynischen Charme der Vorlage vermissen.

4: The Fog - Nebel des Grauens

Mit The Fog zollte John Carpenter der klassischen Gruselgeschichte seinen Tribut und veranschaulichte, mit welchem stimmungsträchtigen Feinsinn er in der Lage ist, sein schauriges Szenario auszukleiden. Das Remake indes ist die Antithese von schaurig-effektivem Spannungskino und setzt nicht auf eine sich sukzessive verdichtende Atmosphäre, sondern auf Lärm und Stumpfsinn. Eine Frechheit, maßgeschneidert für ein Publikum, welches nicht mehr in der Lage ist, fünf Minuten ruhig im Kinosessel zu verweilen.

3: The Last House on the Left

Während Wes Craven an den zeitlich gebundenen Kontrollverlust einer Nation gemahnte und die Verrohung des Menschen in bis heute schockierenden Bildern destillierte, entledigt sich das Remake von jedem politischen Gedanken und verkommt zum typischen MTV-Slasher ohne Sinn und Verstand. Ein plumper Exploiter, der seinen großen Namen nach Strich und Faden verschandelt.

2: Cabin Fever - The New Outbreak

Warum einen Film recyclen, der noch in diesem Jahrtausend entstanden ist – und nicht einmal aus einem anderen Land kommt? Das peinliche Argument, dass die Amerikaner nicht gerne Untertitel lesen, löst sich dementsprechend in Luft auf und unterstreicht dafür umso deutlicher, wie gnadenlos schlecht Cabin Fever – The New Outbreak geworden ist. Im Gegensatz zum subversiven Original von Eli Roth geht der Neuauflage jeder Sinn für das Aushebeln von genreimmanenter Gesetzmäßigkeiten vollkommen ab.

1: A Nightmare on Elm Street

Denkmalschändung und rigorose Fehldeutung samt Demontage des Originals. Wes Craven dürfte noch heute im Grabe rotieren angesichts dieses Debakels. Die Produktionsfirma von Michael Bay hat wieder zugeschlagen und einen weiteren Klassiker entsprechend heutiger Sehgewohnheiten glattbügeln lassen. Plastikkino ohne Charme, Fantasie oder Inspiration. Schade um Jackie Earle Haley, dessen Besetzung nämlich eigentlich ein echter Coup ist.

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