Polanskis Mieter wohnt gleich um die Ecke von Natalia Sinelnikovas Spießbürger-Schaustück. Darin wird ein Hochhaus zur Hochburg nachbarschaftlicher Bespitzelung und schnöseliger Scheinfreundlichkeit. Während die fade Inszenierung die Lage innerhalb des begrenzten Schauplatzes zum Aberwitz überspitzt, wird der gesellschaftliche Gesamtkontext systematisch ausgesperrt. Obwohl Motive wie Agoraphobie und Zutrittskontrollen Gegenwartsbezüge herausfordern, lenkt die Regisseurin ihre Kritik lieber in eine unverfängliche Richtung. Für eine effektive Auseinandersetzung mit privilegierten Ängsten ist die Paranoia-Parodie ironischerweise zu konform und ängstlich.