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Der Moviebreak-Adventskalender 2025

von Thomas Repenning

Nach dem durchwachsenden Auftakt des Jahres wurde das Kino im zweiten Quartal 2025 spürbar mutiger, größer – und in manchen Momenten auch lauter. zwischen April und Juni verdichtete sich der Eindruck, dass das Kino 2025 in keine Schublade passen will. Statt einer klaren Linie präsentierten sich die Monate als Nebeneinander von Videospiel-Adaptionen, Action-Franchises, Arthouse-Filmen und großen Studioproduktionen. Was dabei entstand, war ein Quartal voller Gegensätze.

Der April machte direkt klar, dass Zurückhaltung in diesem Jahr kein Kinomotiv ist. Neben der viel diskutierten Game-Adaption Ein Minecraft Film mischten sich in den Monat zahlreiche Titel, die auf sehr unterschiedliche Reize setzten. Mit Edenzog ein mysteriöses Projekt ins Kino, über das man sprechen wollte, während The Amateur klassisches Thriller-Terrain betrat und damit für Spannung jenseits spektakulärer Effekte sorgte. Deutlich düsterer wurde es mit Blood & Sinners, das sich als Monatshighlight etablierte und Horror, Gewalt und Atmosphäre kompromisslos vereinte. Auch interaktive Hoffnungsträger fanden ihren Platz: Until Dawn wagte den Sprung ebenfalls vom Videospiel auf die Leinwand und stellte dabei erneut die Frage, wie nah das Kino an seinen digitalen Vorbildern bleiben sollte. Abgerundet wurde der Monat durch die Rückkehr von The Accountant 2, der sein Publikum mit kalkulierter Härte, bekannten Figuren und dem Versprechen eines soliden Action-Thrillers zurück in den Kinosaal lockte. Der April wirkte damit weniger wie ein einzelner Monat – sondern wie eine Leistungsschau unterschiedlichster Kinoformen.

„Sinners“ ist eine schwierige Angelegenheit: Blutrünstig, enthemmt und genüsslich wie überladen und protzig ist der Vampirfilm vor dem Setting der rassistischen Jim Crow-Ära. In seinem Exzess macht dieser Mix aus Historienaufarbeitung und Horror eine Weile Spaß, entbehrt aber irgendwann nahezu jeder Kreativität im Angesicht seiner Blutsauger. Für den Film ist Genre eine Art Accessoire, das man dem selbst erzwungenen Anspruch überstülpt. Das ist nicht weiter wild, man fühlt sich aber irgendwann wie in einer Museumstour.

Im Mai veränderte das Kino seinen Tonfall, ohne an Intensität zu verlieren. Während sich einige Produktionen spürbar auf emotionale Tiefe und visuelle Eigenständigkeit konzentrierten, erlebte das Franchise-Kino einen seiner großen Momente des Jahres: Thunderboltsbrachte Marvel zurück in eine Phase der Neuorientierung, während Mission: Impossible – The Final Reckoning als Highlight des Monats nicht weniger als ein cineastisches Abschiedskapitel versprach. Action, Stunts und das Versprechen des letzten Kapitels verliehen dem Franchise noch einmal enorme Strahlkraft, auch wenn dieses nicht ganz erreicht werden konnte. Aber auch abseits der Blockbuster setzte der Mai Akzente: Die Legende von Ochibrachte märchenhafte Bilder ins Kino und setzte bewusst auf Fantasie statt Franchise-Routine, während Thriller wie Black Bag für eine kühlere, geradlinigere Atmosphäre sorgten. Mit Last Breath rückte das Überleben selbst ins Zentrum des Films, während Final Destination 6: Bloodlines das Horror-Franchise aus der Versenkung holte und erneut auf sein bewährtes Schicksals-Prinzip setzte. Für nostalgische Gefühle sorgten Karate Kid: Legends und Lilo & Stitch, die jeweils auf ganz eigene Weise Erinnerungen wachriefen und versuchten, alte Marken neu zu verankern. Der Mai war damit gleichzeitig Rückbesinnung und Weiterentwicklung – und einer der dichtesten Monate des Jahres.

Handwerklich souverän und mit vereinzelten Actionspitzen versehen, erfüllt das jüngste Kapitel viele Erwartungen – und bleibt dennoch seltsam konturlos. Was früher als Ausdruck stilistischer Sicherheit galt, wirkt nun wie bloße Routine; Tempo und Erzählfluss geraten ins Stocken, während echte Überraschungen ausbleiben. Zum ersten Mal fühlt sich ein Teil der Reihe an wie ein reines Franchise-Produkt – kalkuliert, durchdesignt, aber ohne jene Eigenwilligkeit, die einst ihren Reiz ausmachte. Trotz technischer Brillanz bleibt der Eindruck eines Films, der solide funktioniert, aber kaum nachhallt.

Mit dem Juni steuerte das Kino dann endgültig in Richtung Sommerblockbuster. 28 Years Later wurde nicht nur als Fortsetzung einer Kultreihe gehandelt, sondern schnell als klarer Höhepunkt des Quartals wahrgenommen. Dystopie, Infektion und Endzeitszenarien trafen auf eine neue Generation – und auf ein Publikum, das offenbar immer noch nicht genug vom Untergang hat. Neben diesem Schwergewicht flankierten weitere Produktionen den Monat mit breitem Wirkungsspektrum: Jurassic World: Die Wiedergeburt versuchte, einer der bekanntesten Marken des Kinos neue Energie einzuhauchen, während F1 – Der Film Geschwindigkeit und Popkino miteinander verband und auf großes Leinwand-Spektakel setzte. Mit The Prosecutor hielt zugleich ein ernsterer, geradliniger Thriller mit  Einzug, der weniger auf Effekte, sondern auf Spannung setzte. Der Juni war damit das, was man sich von einem Kinomonat im Sommer erwartet: groß, laut, emotional aufgeladen – und mit klarer Ausrichtung auf das Event-Publikum.

Hat es sich gelohnt, 18 Jahre zu warten? Da werden sich die Zombies (jaja, Infizierten) scheiden. Ein durchgehender Unterhaltungswert ist „28 Years Later“ aber keinesfalls abzusprechen. Die Fokusverlagerung innerhalb der protagonistischen Familie ist ebenfalls gelungen. Zudem dürfen wir nicht vergessen, dass der Film keine abgeschlossene Geschichte erzählt, sondern eine Trilogie ebnet. Es ist auch nicht nötig, in die Tiefe zu interpretieren. Dank nervenkitzelnder Hetzjagden und ein wenig Gore haut der Streifen auch für reine Horrorfans hin. Trotzdem gibt es Subthemen. Was machen Extremsituationen aus uns? Während Jamie es kaum erwarten kann, seinen Sohn in Todesgefahr zu bringen, ehrt Dr. Kelson den Tod und die Menschen. „Memento mori“, lehrt er uns. So konfrontiert uns „28 Years Later“ mit einer der schwierigsten Lebensaufgaben: bedenken, dass wir sterben müssen.

Heutige Frage: Wie oft wart ihr dieses Jahr im Kino und wurdet ihr enttäuscht oder nicht? Was war dieses Jahr euer absolutes Highlight und welcher Film der größte Flop? 

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