Bildnachweis: © DOK Leipzig 2025

DOK Leipzig 2025 - 68. Internationales Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm

von Lida Bach

Bevor es im November wieder nach Estland zum größten Film-Event des Baltikums geht, gibt es einen kleinen Abstecher in die hiesige Festival-Landschaft. DOK Leipzig lädt vom 27. Oktober bis zum 02. November erneut dazu ein, die Vielfalt des dokumentarischen und animierten Kinos zu entdecken. In seiner 68. Ausgabe zeigt das Festival rund 252 Filme und XR-Arbeiten aus über 50 Ländern – ein facettenreiches Panorama, das künstlerische Umsetzung ebenso offenlegen möchte wie kritische Perspektiven auf die Gegenwart. 

Im April hatten wir euch mit Vision du Réel bereits eines der ältesten Festivals für Dokumentarfilmvorgestellt. Erstmals 1955 als Gesamtdeutsche Leipziger Woche für Kultur- und  Dokumentarfilm abgehalten, betrachtet sich die getreu des sperrigen Originalnamens siebentägige Veranstaltung als das weltweit erste Film Festival mit dokumentarischem Schwerpunkt. Das ist allerdings ein anfechtbares Attribut. Bereits am 11. Oktober 1950 ging immerhin im kanadischen Städtchen Yorkon in Saskatchewan das Yorkton International Documentary Film Festival an den Start. Soviel steht fest: Das Internationale Leipziger Festival für Dokumentar‑ und Animationsfilm ist eines der ältesten seiner Kategorie und war zur Gründungszeit das erste unabhängige Film Festival der DDR. 

Oder wollte es zumindest sein, denn das “unabhängige” entpuppte sich als naiver Wunschtraum. Spätestens die Niederschlagung des Prager Frühlings machte unmissverständlich, wer das letzte Wort bei Programm und Preisvergabe hatte. Alle Beiträge, die mit der Tschechoslowakei zu tun hatten, flogen aus dem Programm. Der Hauptpreis ging damals an den russischen Beitrag Roman Karmans, Grenada, Grenada, Grenada moya. Der zweite Preis an den aus Beiträgen von  , ,  , , und kompilierten Far from Vietnam. Letzter hatte passenderweise ein Poster-Motiv von , dessen Entwurf die in Gold und in Silber verliehenen Tauben-Figuren inspirierte. 

Der Jahrgang gab den Startschuss für massive staatliche Eingriffe in das Festival-Programm und dessen Beiträge. Die Gewinner-Werke markieren einen letzten Höhenflug, bevor die filmische Qualität aufgrund der rigorosen Zensur steil absank. Die DDR-Zensur verbannte alles, was dokumentarisch nicht genehm war, die SU zwangsnominierte ihre eigenen Favoriten. Ab 1987 waren selbst Diskussionsrunden und Publikumsgespräche gestrichen. Zwar gibt es beides längst wieder, doch erholt hat sich das Festival von dem systemisch forcierten Bedeutungsverlust nie. Sundance, Amsterdams IDFA, CPH:DOX in Kopenhagen, SWSX, Hot Docs und Vision du Réel hatten in den letzten Jahren die dokumentarischen Highlights. So sind die interessantesten Beiträge vorwiegend Wiederaufführungen. 

Natchez besucht die gleichnamige US-Stadt, die sich mit Antebellum-Tourismus ökonomisch hält. Coexistence, My Ass! zeigt Comedy als politischen Aktivismus. Conbody vs Everybody erzählt eine Erfolgsstory im Kontext der Masseninhaftierung in den USA. The Endless Cookie erzählt tragikomisch von Identität, Familie und der vielschichtigen Erfahrung Indigener kanadischer Menschen, verpackt in genial-skurrile Animationen. Animationsfilm sollte ein Schwerpunkt des Programms sein, wirkt aber mehr wie eine Nebenkategorie mit nur einer Handvoll animierter Langfilm. Prominent vertreten sind dafür Kurzfilme, die der zweite Festival-Fokus waren. Ob ihr viel oder wenig Zeit habt, schaut vorbei. Vom einminütigen Short bis zur fünfstündigen Langzeit-Doku ist alles dabei. Wir sind für euch vor Ort und liefern einen kritischen Einblick in eine Woche Dokumentarfilm.

Das komplette Festival-Programm findet ihr hier.

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