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Flimmerkiste: Pornographie und Sex im Kino

von Sascha Wuttke

In der Ernsthaftigkeit, sich selbst als Aufklärerin darzustellen, war Pornographie nie wirklich angekommen. Dem lehrerhaften Dokucharakter eines "Schulmädchenreports" wurde der frontale Bildangriff und Selbstzweck hervorgehoben. Wer Aussagen in dem Genre sucht, findet meist nur den Akt an sich, Gefühlsangleichung und versteckte Gedankenmechanismen darin wieder. Der Mensch ist eben so, und es reicht schlicht, dort hinzuzeigen, wo man gesellschaftlich oder religiös motiviert lieber den Mund hält oder es gleich ganz sein lässt.

Was ist also das erste, das ein Mensch verhüllt, sei es im afrikanischen Busch oder in unseren Breitengraden? Richtig, die empfindlichen Geschlechtsteile. Das sind natürlich nur Schutzfunktionen (wir brauchen sie ja noch zur Fortpflanzung), doch hier hat das auch gerne mit moralischen Aspekten zu tun. Es heißt ja auch nicht "Pass auf, dass du dir da unten nichts einfängst.", sondern "Bedecke deine Blöße." - auch heute noch. Irgendwo sind wir doch immer noch sehr beengt in unserem Freiheitsdenken, und der Aufschrei bei "Nymphomaniac" war heftiger, als es unser derzeitiger Entwicklungsstatus vermuten ließe.

Dabei hat Porno selbst als Kunst schon eine Niesche gefunden, die uns vielleicht gar nicht so bewusst ist. Wir erinnern uns an VHS-Zeiten und die 18er-Abteilung der Videotheken. Oder noch früher, als "Deep Throat" tief im Rachen der sexuellen Freigeister landete - das wollte der Mann auch mal erleben, und die Frau erschrak bei dem Gedanken an den Würgereiz. Von moralischen Grenzgedanken keine Spur, und gerade die 60er und 70er Jahre waren es, die mal locker-flockig auf den expliziten Akt mit einer Voyeurkamera sondergleichen draufzeigte. Sie fungiert schlicht als der pubertäre Finger: "Schau mal, das sieht ja geil aus."

Selbstzweck hin oder her, wir betrachten den Geschlechtsverkehr immer noch als etwas Privates, Intimes, als etwas, das hinter die Tür als auf die Parkbank beim Englischen Garten gehört. Pornokino als Kunst liegt dagegen irgendwo dazwischen gelagert. Man hat die Wahl, sich Filme dieser Art anzusehen, und wenn ja, dann ist man unter Gleichgesinnten. Und gerade in der Dogma-Doktrin avanchierte der Porno als Bestandteil künstlerischer Entfaltung.

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