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Game of Thrones Season 3

von Kadir Güngör

„Do you know what the realm is? It's the thousand blades of Aegon's enemies. A story we agree to tell each other over and over until we forget that it's a lie.“

Die beiden Mitverschwörer um den Thron, Lord Petyr Baelish (Aiden Gillen), aka Littlefinger, und Varys (Conleth Hill), liefern sich hingegen weiterhin Machtduelle ab. Man kommt fast nicht umhin Varys Glauben zu schenken, wenn er beteuert, das Wohlbefinden des Reichs wäre seine höchste Priorität, da seine bisherigen Taten nicht anders zu deuten sind. Er legte sein gesamtes Vertrauen in Ned Stark, musste sich jedoch zurückziehen, als dessen Schicksal besiegelt war. Er verbündete sich mit Tyrion und musste erneut diesem den Rücken zu kehren, als die Situation zu brenzlig wurde. Littlefinger hingegen ist nach wie vor ein ruchloser Konspirator um den Thron, der trotz seiner Liebe für Catelyn Ned Stark in Season 1 betrog, was auch Konsequenzen für Catelyn nach sich zog. Littlefinger ist ein einsamer Wolf, der nur sein eigenes Wohl im Sinn hat und mit seiner Dosis Rücksichtlosigkeit ist er um einiges gefährlicher als Varys, Cersei oder sogar Tywin. Denn man kann sich nie sicher sein, was Lord Baelish als nächstes tun wird. Als Sansa (Sophie Turner) auf dem Schachbrett zwischen Varys und Littlefinger an enormer Relevanz gewinnt, verbündet sich Varys mit Olenna Tyrell (Diana Rigg), Margaery's Großmutter. Trotz des enormen Intellekts und bissigen Charakters der Olenna Tyrell, die selbst Tyrion nicht zu Wort kommen ließ, und trotz Varys' Expertise im Spiel um den Thron, werden beide von Littlefinger ausmanövriert, was das Geschick des schmierigen Lord Baelish unterstreicht. Sansa ist weiterhin eine Geisel in King's Landing. Und obwohl sie einer Heirat mit Joffrey gerade so entging, trifft es sie kaum schwächer in Season 3. Nichts weiter als eine Schachfigur auf dem Spielbrett der Teilnehmer am Spiel um den Thron, wird Sansa Versprechungen und Hoffnungen gemacht, die sich immer als Lüge und Enttäuschung herausstellen. Trotz all der grausamen Realität, die ihr widerfuhr, konnte dem Mädchen, das in Season 1 noch an glitzernde Ritter und geschmeidige Prinzen-Märchen glaubte, nicht die Naivität ausgetrieben werden. Einerseits erntet sie dadurch Mitleid vom Publikum, andererseits viel Hass aufgrund ihrer jugendlichen Dummheit. Aber Sansa ist nun mal nicht Arya und kanalisiert die Grausamkeit, die ihr stets angetan wird, nicht in Hass und Rachegedanken, sondern verfällt stets in Depression. Das Duell zwischen Varys und Littlefinger ist, wie sie stets augenzwinkernd die Fassade einer Freundschaft zwischen sich aufrechterhalten, wirklich faszinierend mitanzusehen. An weiter oben zitierter Aussage Baelish's wird der enorme Realismus dieser Welt klar: Durch die Tatsache, dass die Regierung nur aus Leuten besteht, die sich und nur sich selbst dienen (außer wenigen Ausnahmen), entpuppt sich das „Reich“ als eine Illusion. Wenn Varys beteuert all seine Taten seien zum Wohle des Reichs geschehen, nimmt Littlefinger das „Reich“ auseinander und deckt die wahren Facetten auf. Nichts geschieht „zum Wohle des Reichs“, sondern lediglich zum Wohle der Person/Gruppierung, die schlau genug ist, die Illusion eines „Reichs“ für sich zu nutzen (z.B. Littlefinger). Dass Varys selber nicht ganz an eine Existenz eines Königreichs glaubt, lässt sich an seinem Rätsel an Tyrion in Season 2 erkennen:

„Power resides where men believe it resides. It's a trick, a shadow on the wall.“

Es ist die pervers-verdrehte und korrupte Wahrheit, dass das Manipulieren und Konspirieren in den höchsten Reihen der „Regierung“ per se nichts Schlechtes ist. Eher ist es zynischer Rationalismus oder skrupelloser Realismus, abhängig von der Perspektive des Betrachters.

„Chaos is a ladder.
Many who try to climb it fail, and never get to try again.
The fall breaks them.
And some are given a chance to climb, but refuse.
They cling to the realm, or love, or the gods … illusions.
Only the ladder is real. The climb is all there is.
But they'll never know this.
Not until it's too late.“

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