Die »Marvel«-Monokultur hat nicht nur die Kinokultur, sondern auch die Umstände und das Denken befallen und das geschieht auf Kosten dieser Unterhaltung. Ich sage es ganz frei heraus: Die meisten Marvel-Produktionen sind zwangs-ennuyant und unterscheiden sich in keiner Weise von ihren Vorgängern; ein riesig gespanntes Franchise-Netz, bestehend aus Sequels, Prequels und Spin-Offs, die andere Machwerke der Filmkunst aus den Sälen vertreibt. Belanglose Produkte, doch zugegeben: Es gibt tatsächlich gute Marvel-Streifen. Zuletzt Bryan Singers X-Men: Zukunft ist Vergangenheit, eine Produktion, die clever und unterhaltsam war. Zuletzt wurde die jüngste Verfilmung der Avengers, Age of Ultron, von bedeutenden Filmkritikern in der "FAZ" und der "Welt" mit Werken von berühmten Dichtern gleichgesetzt. Das ist wirklich nonsense, denn Sprachkunst ist in Avengers: Age of Ultron nicht vorhanden. Es wird lediglich Popularität mit Kunst vertauscht, ähnlich wie Musiker und Dichter. Würde man die Marvel-Filme als nette Unterhaltung einstufen, so gäbe es kein Problem, doch wiedereinmal wird das Etickett »Kunst« verwendet; mit ungenügender Begründung: Unterhaltung versteckt sich hinter dem Wort Kunst.
Dieses Problem ist nicht nur im Marvel-Cinematic-Universe bekannt, sondern gilt für viele Produktionen, die ihre Popularitätskunst mit Hochkunst verwechseln, was die eigentliche Filmkunst immer weiter in den Schatten drängt. Ich boykottiere weder Marvel oder DC (denken wir an die fantastische "Dark Knight"-Triologie), doch man sollte sich eingestehen, dass Superhelden, das Kino nicht vor dem Untergang retten.