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Kolumne - Reisebericht aus Japan

von Sebastian Pierchalla

Intro – Der Ruf der Ferne


Hallo und willkommen bei Sonnenklar TV, heute präsentieren wir ihnen die wunderschöne Stadt Tokio im fernen Land Japan. Besuchen sie mit uns malerische Einkaufspassagen, Wunderwerke moderner Architektur,  idyllische Landschaften und fremde Kulturen.

Nach dem Ende meiner Bachelor Arbeit Anfang September, packte mich wie so oft das fern weh. Wochenlange Arbeit, bei denen die Tage oft vor dem PC anfingen und spät Abends vor selbigem flimmernden Bildschirm endete, hatte mich sichtlich erschöpft, sodass ich, nach eigenen Ermessen, eine Auszeit deutlich nötig hatte.

Nach einigem hin und her fiel meine Wahl letztendlich auf Japan, sehr zu Verwunderung von Freunden und Familie, denn ich strahle nach außen hin nicht unbedingt eine Affinität zum Land der Mitte aus. Zwar kommt man nach 3 Jahren in Düsseldorf durchaus mit einem kleinen Teil der Kultur in Takt, aber bis auf ein paar einfache Sätze ist mein japanisch noch schlechter als mein französisch und über meine Skills bei der korrekten Handhabung von Essstäbchen will ich gar nicht erst anfangen.

Doch gerade dieser Umstand machte für mich Japan als Reiseziel letztendlich so reizvoll, denn obwohl der Urlaub unter der Schirmherrschaft von Erholung stand, wollte ich dennoch ein kleines urbanes Abenteuer erleben.

Die Vorbereitungen sind schnell erzählt, Hals über Kopf wurde ein günstiger Flug über Mailand, beziehungsweise Paris gebucht, ein günstiges 3 Sterne Hotel ward auch schnell gefunden und nach einigem hin und her kam auch mein Express Reisepass noch pünktlich an.


Hinflug – 40 Stunden Ölsardine


Je nach Flughafen beträgt die durchschnittliche Reisedauer von Europa nach Tokio zwischen 10 und 12 Stunden. Da ich aus Kostengründen jedoch zunächst nach Mailand fliegen musste und am dortigen Flughafen gute 5 Stunden warten durfte, erhöhte sich die gesamte Reisedauer auf über 18 Stunden, Check-in in Düsseldorf nicht eingerechnet. Unglücklicherweise haben Linienflüge innerhalb Europas die lästige Angewohnheit in aller Herrgottsfrühe zu starten und so stand ich um 4 Uhr morgens mit halb geschlossenen Augen in einer Schlange, um mein Gepäck aufzugeben.

Im Flugzeug von Air Berlin werde ich dann prompt vom strahlenden Gesicht Elyas M'Bareks begrüßt, der auf den Kotztüten für „Fack Ju Göhte 2“ posiert. Treffenderes product placement kann es für den Film eigentlich nicht geben.

Beim Gate in Mailand merke ich bereits, dass die Mehrheit meiner Mitreisenden vermutlich auf dem Weg nach Hause sind und so sitze ich dann auch neben einer nette alten japanischen Dame und ihrer jungen Enkelin, die beide nur gebrochen Englisch sprechen, sich jedoch als hervorragende Sitznachbarn heraus stellen. Während die Beiden jedoch nach einigen Stunden ins Land der Träume versinken, quäle ich mich mit meinem 1,93 in den viel zu engen Sitzen der Economy Class und selbst nach rund 30 Stunden ohne Schlaf wollte mich Morpheus nicht in seine Arme nehmen.

Als einziger Ausweg blieb noch der Fernseher und so wurden kurzerhand „Frozen“, "The Shawshank Redemption“ „The Green Mile“ und „Fast & Furious 7“ abgefeuert, dessen Ende mich und für die Aussage schäme ich mich ein bisschen, emotional mehr mitgenommen hat als die anderen Filme zusammen.

Angekommen am Flughafen Narita im Nordosten Tokios galt es dann nur noch eine Weiterfahrt nach Shinagawa, einem Stadtteil im Südosten, zu finden. Nach einigem hin und her mit der Dame am Informationsschalter ging es schließlich mit einem Bus zum Hotel, blöderweise nur zum falschen, sodass ich die letzten Meter mit dem Taxi zurück legen musste, was nicht unbedingt zu empfehlen ist, da diese in Tokio lächerlich teuer sind, aber allein der Gedanke mich auf eigene Faust bis zu meiner finalen Unterkunft durchzuschlagen erschien mir zu jenem Zeitpunkt als ein hoffnungsloses Unterfangen.

Völlig erschöpft erreichte ich so um 12 Uhr mein Hotel und werden mit folgenden Worten begrüßt „Check in is at 3“.

Meine Reaktion lässt sich in etwa so beschreiben.

Im Delirium schlendre ich daher durch die direkte Nachbarschaft und finde ein ruhiges Plätzchen an einem Fluss, wo ich mich mit ein bisschen Musik und dem Buch „Wizard and Glass – The Dark Tower 4“ von Stephen King niederlasse, um dann um 3 wie ein Stein ins Bett zu fallen, nach rund 46 Stunden.

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