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"My Hero Academia" - Staffel 2 - Vol. 1-3 - Kritik

von Kadir Güngör

Inhalt

Willkommen zurück in der Heldenklasse der renommierten Yuei-Akademie! Nachdem unser einst superkräfteloser Protagonist Izuku Midoriya an der Yuei-Akademie aufgenommen wurden und schon früher als erwartet seine erste Auseinandersetzung mit waschechten Schurken meistern konnte, geht's in der zweiten Staffel wieder in den normalen Schulalltag—d.h. sofern man den Alltag an der Yuei als "normal" bezeichnen könnte. Der junge Izuku hat immer noch Schwierigkeiten mit seiner neugewonnen Superkraft "All for One" umzugehen, die ihm sein Idol Dwayne The Ro—ich meine All Might—vererbte und ihn zu seinem Nachfolger ernannte. Wannimmer er seine Kraft einsetzt, zieht er seinen eigenen Körper in Mitleidenschaft, während er und seine Mitschüler sich nervös und gestresst auf das Yuei-Sportfestival vorbereiten—ein gigantisches Event, das von vielen Heldenorganisationen, Agenten und Scouts mit großem Interesse verfolgt wird.

Kritik

My Hero Academia konnte schon in der ersten Staffel mit einem Charme und herzerwärmenden Ehrlichkeit beeindrucken, die gerade in unserer heutigen Zeit wie Balsam für die Seele wirken kann und was das angeht, macht Staffel 2 genau da weiter, wo die erste aufgehört hat. Angesichts der Tatsache, wie melodramatisch und plump die Dialoge Shonen-typisch oft sein können, bestätigt Staffel 2 von My Hero Academia im Gegensatz jedoch, wie nuanicert die Charakterentwicklungen lückenlos ausfallen. Es ist etwas schwer zu beschreiben, aber diesen Kids dabei zuzusehen, wie sie aus ihrer pubertären Verwirrung und Frustration die Kraft schöpfen sich selbst verstehen zu lernen, scheitern, von ihren Fehlern lernen und daran wachsen wird mit solch einer sympathischen Ehrlichkeit vermittelt, das man nicht anders kann, als sich selbst in diesen Helden in Ausbildung zu erkennen. Shonen-typisch geht das ganze recht pathetisch voran (sprich es wird viel geheult, geschrien und expositorische Selbstgespräche geführt. Ob man sich daran stört, ist wohl Geschmackssache). An der hier präsentierten Qualität kratzt es jedoch nicht.

Im Storytelling dieser zweiten Staffel manifestiert sich zudem ein Level an Verständnis und Einfühlsamkeit für die Probleme von zweifelnden und verunsicherten Jugendlichen, das wirklich beeindruckt. Gerade im Kontext eines Sportdramas, das die erste Hälfte dieser Staffel annimmt, ist es schön mitanzusehen, wie die persönlichen Probleme in den Ring getragen werden und die sportlichen Auseinandersetzungen weitaus mehr bedeuten, als ein reiner Wettkampf. Dieses Maß an charakterlicher Tiefe ist zwar nur für eine handvoll von Charaktere reserviert (neben Izuku sind das Ochako, Tenya und Shoto), der Rest der Heldenklasse (und auch die zweite Heldenklasse, die hier eingeführt wird) bekommen genug Screentime spendiert, um im Gedächtnis zu bleiben.

Einerseits liegt das nicht zuletzt an den nach wie vor köstlichen und endlos charmanten Charakterdesigns, andererseits sind es die Superkräfte der einzelnen Charaktere, die nach wie vor immens kreativ und oft richtig weird daherkommen. Die Superkraft einer Schülerin aus der B-Heldenklasse, Itsuka, ist es ihre Hände beliebig zu vergrößern. Richtig gelesen. Nur ihre Hände, sonst nichts. Fantastisch. Oft wirken diese komischen Fähigkeiten wie Gimmicks, deren einzige Existenzberechtigung ihr Potential als Comic Relief zu sein scheint, doch entpuppen sich jedes Mal überraschende Techniken und Formen, wie diese Kräfte kreativ eingesetzt und erweitert werden können, wenn ihnen mal die nötige Screentime gewährt wird.

Generell genießt die Welt von My Hero Academia einen größeren Fokus in Staffel 2. Neben dem bereits erwähnten Sportfestival erfahren wir mehr darüber, was die Heldenausbildung genau beinhaltet. U.a. steht nach dem Sportfestival ein einwöchiges Praktikum an, das den Helden in Ausbildung erste Praxiserfahrungen schenken soll. Eingegangen wird darauf wie die professionelle Heldentätigkeit ins Gesetz eingebunden ist oder auch darauf, wie das Heldendasein von heute weitaus mehr beinhaltet, als das Retten von Leuten, sprich: Werbedeals, Modelinien, Fotoshoots, etc.

Die Animationen überzeugen nach wie vor mit einem Qualitätsstandard, den man vom renommierten Studio Bones mittlerweile fast schon erwartet. Die kontrastreiche und poppende Farbpalette ist toll mitanzusehen und unterstreicht diese Geschichte perfekt, die sich doch so stark vom amerikanischen Comic bedient, während die Musik mit viel Energie mitzureißen weiß.

Technisches zur Blu-Ray: 

Veröffentlicht wird My Hero Academia von Kazé. Sprich die Blu-Ray ist qualitativ hochwertig. Bilder explodieren auf den Bildschirm und der Sound knallt fehlerfrei aus den Boxen. Die deutschen Synchronsprecher sind nach wie vor super, wobei das eine oder andere Extra von einem Laien vertont zu worden scheint, doch darüber sei hinweg gesehen. Nach wie vor kommen die Volumes mit sympathischen Extras daher: dem Booklet, das diverse Charaktere näherbeschreibt, dem Sticker und eine Quartettkarte zu einem der Charaktere. Vol 1. ist seit dem 31.05. im Handel erhältlich, Vol. 2 seit dem 28.06. und Vol. 3 seit dem 26.07.2019.

Fazit

Wir leben in einer traurigen Zeit.  Nichts macht Sinn, nichts ist mehr heilig. Wenn auch ihr, wie ich, etwas Balsam für die Seele gebrauchen und auch nur ansatzweise was mit Animes anfangen könnt, sollte My Hero Academia bei euch über den Bildschirm flimmern. Die zweite Staffel präsentiert Charaktere, die so lebendig und sympathisch sind, dass man sie sofort ins Herz schließt und lässt sie als Menschen anhand ihrer Fehler wachsen, dass man die Charakterentwicklung am eigenen Leib spürt, weil man sich selbst in den zweifelnden und verunsicherten Jugendlichen erkennt. Grandiose Animationen, tiefgründige Charakterarcs und pure Positivität machen aus My Hero Academia eine der besten, aktuell laufenden Serien. Pflichtprogramm.

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