Bildnachweis: © Celluloid Dreams

Nippon Connection 2016 - Japanisches Filmfestival

von Magnus Knoll

Takeshi Kitano - in Japan sowas wie der Fernsehgott, ist er doch für Dutzende TV-Formate verantwortlich und eine der bekanntesten Medienpersönlichkeiten des Landes. Lange bekam der Westen nichts mit von diesem Erfolg, höchstens mal als Darsteller in Filmen. Doch seit er auch auf dem Regiestuhl Platz nahm, ist er aus dem internationalen Film nicht mehr wegzudenken und bereitete in den 90er Jahren mit anderen Regisseuren eine neue Blütezeit des japanischen Films. 

Da war es von vornherein klar, dass Ryuzo and the Seven Henchmen ein absoluter Pflichtitel im Programm des Festivals werden sollte. Doch die Realität kann manchmal hart sein, denn die erste Vorstellung im kleinen 80-Sitze Programmkino war schon einen Tag im Vorfeld restlos ausverkauft, auch als Pressevertreter hat man da keine Chance mehr. Die zweite Vorstellung am Sonntag konnte ich leider nicht wahrnehmen, da eine Familienfeier anstand und ich einen Tag vor Ende abreisen musste. Was also tun? Ein gemaltes Schild (mit Rechtschreibfehler im Titel!) führte schließlich doch noch zu der ersehnten Karte - jetzt aber genug geschwafelt und zurück zum Film.

Auch Ryuzo (Tatsuya Fuji) ist ein Mann der wenigen Worte. Sein Leben lang war ein Yakuza, doch wie bei den berüchtigen Gangster-Syndikaten sind auch bei Ryuzo die goldenen Tage gezählt. Was im bleibt sind seine imposanten Tattoos, die mit entsprechenden Drohgebärden präsentiert, noch immer für Angst sorgen können. Doch die Gangster sitzen inzwischen in gläsernen Palästen, tragen Anzug und Krawatte. Der Film will es, dass Ryuzo, den man mit dem strapazierten Begriff "grumpy" perfekt beschreibt, an genau diese neuartigen Gangster gerät, nicht aber ohne die Hilfe der alten Clankumpanen, die aus den Seniorenheimen und Krankenhäusern zusammengetrommelt werden, um im modernen Japan alte Zeiten aufleben zu lassen. Kitano bewegt sich mit seinem Film auf den Spuren altbekannter Buddy-Movies und nutzt jede Situation für Witze über das Alter und die obligatorische Situationskomik. Dabei lässt er seine Henchmen, den Haufen räudiger Hunde, genug Auslauf, um das ein oder andere Bein zu zerfetzen. Sein Film erfindet dabei das Rad alles andere als neu, ist aber ein netter Streifen über acht Rentner-Rüpel, die es nochmal wissen wollen. Wie man bei einem neugegründeten Clan die Hierachie ermittelt lernt man hier ebenso, wie einen handfesten Aufstand zu instrumentalisieren.

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