Nachdem sich der vielgescholtene Pierce Brosnan mit dem schönen “The World Is Not Enough” scheinbar endlich in die Rolle der Doppelnull eingefunden hat, muss er den Staffelstab auch gleich wieder abgeben – oder auch nicht, schließlich lagen zwischen seinem letzten und Daniel Craigs ersten Einsatz ganze vier Jahre. Diese Zeit muss der eine oder andere Fan aber auch bitter nötig gehabt haben, denn “Die Another Day”, Brosnans vierter Bond-Film, ist katastrophal. Atmeten die albernsten Vertreter der Reihe (zum Beispiel “Moonraker”) immerhin noch spaßige Trash-Luft, geht diesem Spektakel jeglicher Charme abhanden. 007 hebt ab, und das im wahrsten Sinne des Wortes. “Die Another Day” ist ein einziges Quatsch-Spektakel, von seinem lächerlich-überzogenen Plot, bis hin zum (unübersehbaren) Einsatz von CGI und Greenscreens, von dem sich die Reihe eigentlich schon längst verabschiedet hatte. Nie war ein Bond-Film weiter entfernt von Ian Flemings Vision, nie ist einer in so peinliche Sphären vorgestoßen. Eingeleitet vom grässlichsten Bond-Song aller Zeiten und beendet von einem vor Blödheit nur so strotzenden Science-Fiction-Finale, markiert dieser Film zweifellos den Tiefpunkt der ganzen Reihe. Zwischen all den Laserstrahlen, Eispalästen und digitalen Gletschern wirken auch die Schauspieler nur noch verloren: Pierce Brosnan schlägt sich wacker, Halle Berry gleicht ihr hölzernes Schauspiel mehr oder minder mit ihrem Sex-Appeal aus, Rosamund Pike ist schmückendes Beiwerk, und zwischendurch schauen plötzlich Madonna und Michael Madsen für unsinnige Cameos vorbei. In seinem Scheitern gekrönt wird “Die Another Day” durch die Abwesenheit des großartigen Desmond Llewelyn (Q), der zuvor verstorben ist und nun komplett durch John Cleese ersetzt wird. Irgendwie traurig, aber immerhin hat er das hier nicht mehr miterleben müssen.
von Nikolas Friedrich