Bildnachweis: Focus Home Interactive / Don't Nod Entertainment / astragon Entertainment

Videospiel "Banishers: Ghosts of New Eden" im Test

von Sebastian Stumbek

Story

New Eden, 1695: Antea und Red sind Liebende und Verbannende, ausgebildete Geisterjäger:innen, die die Menschen vor umherirrenden Geistern schützen. In einer Welt voller okkulter Gefahren übernehmt ihr die Rolle der beiden Charaktere, stellt euch schwierigen Herausforderungen und trefft schwerwiegende Entscheidungen, während ihr durch die Kombination von Reds Waffenarsenal mit Anteas geisterhaften Fähigkeiten alle Arten von albtraumhaften Kreaturen bekämpft.

Kritik

Wenn in Banishers: Ghosts of New Eden ein professionelles Geisterjäger-Pärchen paranormale Ereignisse im Land untersucht, ist nicht etwa von Ed und Lorraine Warren (Conjuring) die Rede, sondern von Antea Duarte und Red mac Raith, die sich im neuen Spiel des französischen Entwicklers Don't Nod Entertainment (Life is Strange, Vampyr, Jusant) im 17. Jahrhundert ruhelosen Seelen stellen und sie ins Jenseits verbannen. Das storyfokussierte Action-Adventure mit Rollenspielelementen hat große Ambitionen und weiß sich technisch wirklich eindrucksvoll zu präsentieren.

Das Abenteuer beginnt im schaurigen New Eden, wohin das Pärchen zu seinem nächsten Einsatz gerufen wird. Merkwürdige Dingen sollen sich dort ereignen, ihr guter Freund Charles hat per Brief um Hilfe gebeten. Bei Ankunft ist dieser bereits tot und der Job geht gewaltig in die Hose und endet mit dem Tod von Antea. Keine Sorge, das ist kein Spoiler, sondern Beginn der fesselnden Geschichte, die darauf schließlich aufbaut. Red und seine verstorbene Partnerin in Geistform machen fortan Jagd auf den heimtückischen Nachtmahr, der für all das Übel verantwortlich ist. 

Banishers: Ghosts of New Eden legt sehr viel Wert auf seine Erzählung: Nicht nur fällt die Hauptgeschichte sehr packend aus, auch die vielen kleinen Nebengeschichten aus den Sidequests sind wirklich gut und interessant gestaltet. Zu verdanken ist das auch den tollen Charakteren, von denen vor allem die beiden Protagonisten einem schnell ans Herz wachsen. Ihre regelmäßigen Interaktionen miteinander und mit ihrer Umwelt sind äußerst stark geschrieben und verleihen dem Abenteuer viel Realismus und Natürlichkeit. Dabei leisten auch die beiden Synchronsprecher in der Originalversion ausgezeichnete Arbeit. Die deutsche Fassung ist zwar ebenfalls gut vertont, kann aber nicht mit den schönen Akzenten und Dialekten der Originalversion mithalten. 

In Third-Person-Perspektive steuern wir Red durch eine halb offene Spielwelt, in der erkundet, gerätselt und gekämpft wird. Wer mag, folgt einfach der Hauptstory oder verliert sich zusätzlich in zahlreichen Nebenquests und Schatzsuchen. Während vergleichbare Spiele ihre Nebenaufgaben oftmals nur als Zeitfüller einsetzen, sind diese in Banishers: Ghosts of New Eden durchweg lohnenswert. Dabei handelt es sich um Geisteruntersuchungen, bei denen das Pärchen seiner Profession nachgeht und den Betroffenen bei ihren paranormalen Problemen hilft. Das sieht in der Regel so aus, dass man Tatorte nach Hinweisen absucht, diese verknüpft und sich auch immer mal diversen Gegnern entgegenstellen muss. Richtig spannend wird schließlich der Missionen, bei denen man vor einer schwierigen moralischen Entscheidung steht: Den spukenden Geist brutal verbannen? Oder ihn sanft erlösen? Oder den Menschen, der von diesem heimgesucht wird, bestrafen, indem man ihn ermordet?

Diese Entscheidungen sind deswegen so schwer, da es selten eindeutiges Gut oder Böse gibt, sondern eine große Grauzone, in der sich die Charaktere alle bewegen. Schwer auch deswegen, weil davon abhängig ist, was am Ende mit Antea geschieht. Denn ein Banisher hat die Kraft, einen Verstorbenen ins Leben zurückzuholen. Dafür muss er allerdings die Seelen zahlreicher Menschen sammeln, um den Geist damit zu "füttern". Was ist man also bereit zu opfern, um seine Liebe zu retten? Verstößt man gegen seine eigenen Prinzipien und wird zum Monster? Und gegen seinen beruflichen Kodex, jeden Geist ohne Wenn und Aber ins Jenseits zu befördern? Banishers: Ghosts of New Eden macht es einem nicht einfach und verwebt diese Entscheidungen wunderbar mit seiner Story.

Wie bereits erwähnt, handelt es sich um keine echte offene Welt, sondern um eine halb offene. Bedeutet, dass man sich zwar frei in den Gebieten bewegen kann und jederzeit an alte Orte zurückkehren kann, um mit neuen Fähigkeiten ganz nach Metrovania-Art Zugang zu neuen Passagen zu erhalten, die Abschnitte selbst sind trotz Abzweigungen aber recht begrenzt. Wer also keine Lust hat, riesige Gebiete abzulaufen, wird den hier angewandten Ansatz sicherlich begrüßen. Dabei geht es unter anderem durch dichte Wälder, Gebirgspässe und auch Städtchen, wo es stets am Rande des Weges etwas zu entdecken gibt, von brauchbaren Ressourcen bis hin zu neuer Ausrüstung oder permanenten Upgrades. 

Dabei muss man ein Lob für die grafische Aufmachung aussprechen, denn Banishers: Ghosts of New Eden sieht wirklich hübsch aus, was für ein Spiel, das nicht aus der AAA-Liga kommt, keine Selbstverständlichkeit ist. Auch schafft es das Game mit seinem Art Style und seiner inhaltlichen Ausrichtung eine wirklich dichte Atmosphäre aufzubauen. Stets liegt über allem etwas Mysteriöses und auch Bedrückendes. Auf der getesteten PS5 läuft das Spiel im Performance Modus dabei auch weitestgehend flüssig, leidet aber meistens dann, wenn man sich zu schnell fortbewegt unter kleinen Rucklern. Diese beeinträchtigen das spielerische Erlebnis zwar nicht, dennoch ist es ein natürlich Makel innerhalb der ansonsten so tollen Präsentation.

Das Kampfsystem orientiert sich grob an Spiele wie Dark Souls, ist jedoch lange nicht so hart. Das Besondere hier ist, dass man eigentlich zwei Charaktere steuert: Red greift zu Schwert, Flinte und Fackel und kann Gegner mit einem aufgeladenen Angriff verbannen, während Geisterfreundin Antea per Knopfdruck das Ruder übernimmt und mit übernatürlichen Fähigkeiten auf Feinde einprügelt. Beide besitzen einige Spezialattacken und Powers, die sich auch untereinander kombinieren lassen. Funktioniert alles recht solide, die Komplexität, Geschmeidigkeit und Feinheiten eines Soulslike erreicht Banishers: Ghosts of New Eden dabei jedoch bei weitem nicht. Und auch die Gegnervielfalt hätte gern größer ausfallen können, da man es meist mit dem gleichen Gesocks zu tun bekommt. Zumindest die Bosskämpfe fallen aber recht ordentlich aus und verlangen auch ein wenig taktisches Vorgehen.

Hat man genügend Erfahrungspunkte gesammelt, lassen sich weitere Fähigkeiten und Vorteile für beide Charaktere freischalten. Dabei muss man stets zwischen zwei Knotenpunkten innerhalb des Baums wählen. Wer mit seiner Wahl nicht zufrieden ist, kann die Punkte aber auch jederzeit wieder umverteilen. Die Auswirkung der Auswahl ist durchaus spürbar und verändert das Kampfgeschehen ein wenig auf gewünschte Weise. Stärkung erhält man zudem durch das Verbessern der Ausrüstung, wofür die bereits erwähnten Ressourcen nötig sind. So steigert man diverse Attribute, erhält Perks und teilt letztendlich mächtiger aus oder steckt mehr Schaden ein.  

Fazit

Überraschend gutes Action-Adventure mit Rollenspiel-Anleihen, das vor allem auf erzählerischer Ebene zu punkten weiß. Dazu eine äußerst schicke Präsentation, dichte Atmosphäre und ein moralischer Konflikt, vor den Spieler immer wieder gestellt werden. Kleine Performance-Issues gilt es noch auszumerzen und auch das Kampfsystem hätte sicherlich noch etwas mehr Finesse vertragen können, doch davon mal ab ist "Banishers: Ghosts of New Eden" ein tolles Spiel mit reichlich eingeflossenem Herzblut. 

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