Inhalt
Gerade noch wird er als Autor eines verstörenden Bestsellers über eine Kindesentführung gefeiert, im nächsten Moment macht er Schlagzeilen, weil er in seinem Atelier brutal ermordet wird. Die vermeintliche Täterin stellt man noch vor Ort mit blutiger Waffe in den Händen. Sie leistet keinen Widerstand, will aber nur mit Ermittlerin Park Min-ju sprechen. Die einstigen Jugendfreundinnen verbindet ein dramatisches Schicksal und unter den vielen wohlbehüteten Geheimnissen gibt es auch eine grausame Verbindung zum Roman des Toten.
"A Girl With Closed Eyes" ist Teil des Programms der Fantasy Filmfest Nights 2025
(das komplette Programm findet sich hier)
Kritik
Sun-Young Chun ist quasi eine Newcomerin im Filmbereich. 2002 veröffentlichte sie mit Good Night zwar einen Kurzfilm, seitdem war es um die Koreanerin aber komplett ruhig bestellt. Mit A Girl with Closed Eyes meldet sie sich nun mit einem Langfilmdebüt zurück und wandelt mit ihrem Crime-Thriller auf den Pfaden von Showgrößen wie Park Chan-wook, Bong Joon-ho oder auch David Fincher. An deren qualitatives Können reicht Chungs Beitrag zwar bei weitem nicht heran, kann sich aber für einen ersten Versuch durchaus sehen lassen.
A Girl with Closed Eyes beginnt mit einem brutalen Mord an einem Autor, der gerade seinen neuen Bestseller über ein entführtes Mädchen veröffentlicht hat. Die Täterin wird noch am Tatort blutverschmiert mit Schrotgewehr in der Hand festgenommen und möchte sich nur einer ganz bestimmten Ermittlerin gegenüber äußern, die für den Fall extra anreist. Selbstverständlich steckt hinter dem Vorfall noch mehr, als es zunächst den Anschein macht. Doch welche Verbindungen es zwischen Mörderin, Opfer und der Ermittlerin gibt, bleibt zunächst im Dunkeln. Der Film schafft ein Mysterium, welches Stück für Stück entschlüsselt wird.
Somit ist zu jeder Zeit für eine gewisse Grundspannung gesorgt, die dazu motiviert, den Fall bis zum Ende zu verfolgen. Im Gegensatz zu großen Vorbildern wie Das Schweigen der Lämmer, Sieben oder Memories of Murder fehlt es Regisseurin Chun aber ein wenig an erzählerischer Finesse, die ihr Werk auf eine ähnliche Ebene wie die genannten Werke hebt. Dazu weißt ihr Film zwischendurch eben doch einige spürbare Längen auf und schafft es auch nie wo recht besondere Akzente zu setzen. Und auch die großen Überraschungen lassen eine ganze Weile auf sich warten. Das reicht durchaus für ordentliche Unterhaltung, aber eben auch nicht für mehr als das. Und gerade wenn man sich an Elementen so vieler großer Filme bedient (auch gewisse Parallelen zu Lady Vengeance sind erkennbar), fällt der Unterschied umso mehr auf.
Mit seiner Auflösung gibt es gegen Ende dann doch die ein oder andere nette Überraschung, auch wenn man dabei die Glaubwürdigkeit ein wenig überstrapaziert. Hält sich aber noch im Rahmen und ist verkraftbar. Gut fallen in jedem Fall die Leistungen der beiden Hauptdarstellerinnen Minha Kim (Pachinko) und Choi Hee-Seo (Park Yeol) aus, die einen mit ihrem gekonnten Mimikspiel auch auf emotionaler Ebene abholen. Und auch aus handwerklicher Sicht ist A Girl with Closed Eyes absolut solide umgesetzt. Insgesamt vielleicht nicht der ganz große Wurf, aber durchaus brauchbare Genre-Kost.
Fazit
"A Girl with Closed Eyes" erinnert immer wieder an diverse große Crime-Thriller, die heute Kultstatus genießen. Diesen kann der Film zwar nicht das Wasser reichen, macht seine Sache aber dennoch sehr ordentlich. Dafür sorgen unter anderem die stimmige Inszenierung, die beiden gut agierenden Hauptdarstellerinnen und die nette Idee hinter dem Mordfall.
Autor: Sebastian Stumbek