Inhalt
Serafine stürzt sich vom Eiffelturm. Kurz vor dem Aufprall kann Bungee-Jumper Andy sie retten und lässt sie auf den Boden gleiten. Für den amerikanischen Urlauber Andy ist es Lie-be auf den ersten Blick, doch Serafine möchte Abstand halten, denn sie hütet ein dämoni-sches Geheimnis. In Vollmondnächten ver-wandelt sie sich in eine kannibalische Kreatur. Auf der Spur dieses Geheimnisses fällt Andy einer Sekte zum Opfer, die es geschafft hat, den Vollmondfluch zu überwinden. Mit der Injextion eines Serums ist es möglich gewor-den, sich jederzeit in einen Werwolf zu ver-wandeln...
Kritik
Um Gottes Willen. Was haben sich die Verantwortlichen hinter An American Werewolf in Paris nur gedacht? Eigentlich möchte man dieser Frage nur sehr ungern auf den Grund gehen, würde sich der Film nicht einem der einflussreichsten Trademarks des Horrorfilms bedienen: Nämlich dem von John Landis im Jahre 1981 ins Leben gerufenen American Werewolf. Dass die von Anthony Waller inszenierte Fortsetzung erst mit über 15 Jahren Verzögerung ihren Weg in das Kino gefunden hat, spricht vermutlich Bände. Nicht nur schien man sich lange Zeit darüber im Klaren gewesen zu sein, dass American Werewolf in London keine Weiterführung benötigen wird, An American Werewolf in Paris wirkt darüber hinaus auch wie ein einzig und allein nach wirtschaftlichem Kalkül gestricktes B-Movie-Vehikel. Und das kommt einem Affront, mitten ins Gesicht des Originals, gleich.
Natürlich ist es unsinnig und nicht zuletzt kunstfeindlich, stemmt man sich ostentativ gegen den Nachfolger eines renommierten Werkes; Und auch An American Werewolf in Paris besitzt vereinzelte Momente, die die Daseinsberechtigung seiner Existenz zumindest fast in den Bereich des Möglichen verschieben. Da gibt es zum Beispiel Sequenzen, in denen Anthony Waller seine Leidenschaft für das klassische Gruselkino zum Ausdruck bringen darf und eindrückliche Horror-Ikonographie (wir reden hier von den Katakomben unter Paris oder dem Friedhof) in das Geschehen einwebt, die sich immerhin partiell als stimmungsträchtige Impressionen verstehen lassen dürfen. Bemerkenswerter allerdings gestaltet sich jedoch, mit welcher schamlosen Impertinenz sich das dreiköpfige Autorenteam vom angeeigneten Titel distanziert und das Ziel verfolgt, die vom Erstling ausgegangene und bis heute angehaltene Erfolgswelle zu reiten.
Zu Anfang könnte man noch die Vermutung anstellen, An American Werewolf in Paris hätte das anfängliche Konzept von Eli Roths Hostel vorgedacht: Wir sehen ein Trio ralliger Jugendlicher, die durch Europa tingeln, um Sexpunkte zu sammeln. Und Paris soll der Höhepunkt ihrer (Kultur-)Reise werden, denn: Alle Französinnen sind sexbesessen und fahren vor allem auf vollkommen ausdruckslose Amerikaner ab. Wo Eli Roth dieses pubertären Treiben aber noch gegen den Strich bürsten sollte, verliert sich Anthony Waller leider zusehends in den Untiefen plumper Peinlichkeiten. An American Werewolf in Paris nämlich ist es daran gelegen, das Gleichgewicht zwischen Horror und Komödie ausschlagen zu lassen und den Tonus überdeutlich ins Alberne zu verzerren. Da darf der von Tom Everett Scott mäßig verkörperte Hauptdarsteller auch mal Kondome aufblasen und durch ein Café sausen lassen.
Dass derlei Pennälernonsense selbstredend nichts mehr mit American Werewolf in London zu tun hat, erklärt sich selbst. Vielmehr steht es AnthonyWallers Machwerk ins pelzige Gesicht geschrieben, dass hier eine erschreckend uninspirierte Anpassung an die niedlich-naiven bis enervierenden Teenie-Formate der späten 1990er Jahre unternommen werden sollte: Die Legitimation dafür, ist dann wohl der kümmerliche Bezug zum Zeitgeist. Dass in den motivischen Anlagen von An American Werewolf in Paris ein ähnlich kontroverses Potenzial schlummert, wie etwa in Paul Schraders Katzenmenschen, ist den Machern wohl kaum bewusst gewesen. Stattdessen wird die Lykantrophie für beschämende Infantilismen instrumentalisiert, anstatt in eine Dimension vorzudringen, in der eine Reflexion über die animalischen Impulse unserer Sexualität stattfindet. Über das Verhältnis von Eros und Thanatos möchte man jedoch nicht sinnieren, hoch lebe die unverhohlene Primitivität.
Fazit
Eine Schande für das wunderbare Original von John Landis. Mit dem Instant-Klassiker aus dem Jahre 1981 hat "An American Werewolf in Paris" wahrlich nichts gemeinsam. Wenngleich Anthony Waller inszenatorisch nicht auf ganzer Strecke versagt, ist der Film in Gänze zu sehr am primitiven Pennälerhumor interessiert und vergisst dabei, den Geist der Vorlage in Ehren zu halten. Und außerdem: Da spielt der Film schon in Paris und ist nicht in der Lage, diese traumhafte Stadt entsprechend in Szene zu setzen? Peinlich.
Autor: Pascal Reis