Inhalt
Wir befinden uns im Jahre 50 v.Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt. Ganz Gallien? Nein, ein unbeugsames gallisches Dorf leistet der Belagerung erbitterten Widerstand. Schuld ist ein Zaubertrank des Druiden Miraculix, der Riesenkräfte verleiht. Als Gaius Bonus hinter das Geheimnis der Kräfte kommt, lässt er den Druiden entführen, um den Trank für seine eigenen Machtpläne zu missbrauchen, doch naht schon Asterix zu Hilfe, der alleine mit Miraculix das komplette Lager an der Nase herumführt.
Kritik
Acht Jahre nach Erscheinen des allerersten Asterix-Comics stand auch schon die erste Zeichentrickverfilmung auf dem Programm. Die mittlerweile weltbekannte Reihe von René Goscinny und Albert Uderzo sollte auch auf der Leinwand ihren Siegeszug fortführen und den pfiffigen Gallier und seinen besten Freund Obelix in bewegte Abenteuer führen.
Und wer kennt sie nicht, die Schnauzbart tragenden Nordfranzosen, die scheinbar ohne Mühe ein ganzes Weltreich in Schach halten können? Einen Vorgeschmack darauf bot nun die Originalverfilmung, die recht augenzwinkernd die Umstände vor Ort beschrieb, basierend auf dem ersten Comicrelease 1959. Mit klassischem Witz garniert, führt der Film angemessen in die Ereignisse ein, teils kindgerecht, aber auch für Erwachsene interessant, lehrreich und lachfördernd. Da der Film jedoch wohl ein wenig zu sehr auf Nummer Sicher gehen wollte, fehlt das entsprechende Tempo.
Das zieht sich recht eindeutig durch die gesamte Spiellänge und sorgt so nach heutigem Maßstab für etliche Längen. Szenenschwenks dauern einfach zu lange, die Animationen wirken teils einschläfernd und die Schnitte hätten gut und gerne etwas gestrafft werden können. So latschen der Karrenhändler und sein Ochsengespann zeitlupenartig durch die Landschaft, und auch wenn der Gute keine große Leuchte ist, hätte das Pacing der Szenen etwas flotter ausfallen können - so trällert er niedergeschlagen sein Jammerliedchen und wird von seinen Ochsen unendlich langsam wiederkäuend wie ein Rentner in der 30er-Zone befördert. Selbst dynamische Elemente können da im restlichen Verlauf wenig hinüberretten, denn passiert in der Story nicht allzu viel, das den Figuren und den Begebenheiten etwas abgewinnen müsste. Einzig die Musikbegleitung bringt da etwas Pepp in die Sache, doch wirkt dies im Zusammenspiel etwas holprig.
Man sollte sich lieber an den augenzwinkernden Geschichtchen ergötzen, als den Film in seinem Pacing zu verfluchen. Auch wenn der Plot ein bisschen blutleer und in Zügen infantil verläuft, liebt man seine Helden ja doch für ihre Cleverness, mit der sie ein ganzes Römerlager zum Narren halten. Wie haarig es werden kann, mit einem integeren Druiden als Geisel Ziele verwirklichen zu wollen, bemerken die Rüstungsträger und Dummbeutel eigentlich fast schon zu spät. Denn wie eine Schnapsidee nach hinten losgehen kann, erfahren Gaius Bonus und sein Gefolg am eigenen Leib. Letztlich erfreut man sich natürlich noch an den Figuren, wobei das gallische Dorf und erstaunlicherweise Obelix ein bisschen zu kurz kommen.
Selbst in den zwei vorhandenen Synchronfassungen kann "Asterix, der Gallier" keinen komplett guten Eindruck hinterlassen. Die Originalsynchronisation von 1971 überzeugt vor allem qualitativ durch wohl gewählte Sprecher, dagegen ging der Dialogwitz ein wenig unter. Das wollte man 1984 ändern, schrieb das Dialogbuch ordentlich um und änderte die Sprecher. Hier wurde nun etwas "geschnodderdeutscht" und an der Temposchraube gedreht, doch klingen nun Frank Zander und Günter Pfitzmann, ausgerechnet in den Hauptrollen, deutlich monotoner - darüber hinaus macht der geänderte Synthisoundtrack weit weniger Spaß. Als letztes Schmankerl - Verzeihung: "schnugglische Dräängoobe" - wurde eine sächsische Version aufgenommen, die man sich gerne mal zu Gemüte führen kann.
Fazit
Ganz frech und ideenreich mischen zwei einzelne Gallier ein ganzes Römerlager auf, hinkt die Erstverfilmung jedoch in vielen Bereichen anderen Vertretern hinterher. Es fehlt schlicht das gewisse Maß an Geschwindigkeit, und so dümpelt der Film manches Mal so dahin, auch wenn die hübsch gezeichneten Szenen sofort ansprechend wirken. Da hätte etwas mehr Nachbereitung sicherlich gut getan, so blieb ein zweischneidiges Vergnügen übrig, das seiner Vorlage nicht ganz würdig erscheint.
Autor: Sascha Wuttke