MB-Kritik

Bestiari, Erbari, Lapidari 2024

Documentary

Inhalt

Diese Doku-Enzyklopädie ist in drei Akte über Tiere, Pflanzen und Steine unterteilt und erkundet die wesentlichen Elemente des Lebens anhand unterschiedlicher Erzählstile – eine Hommage an oft übersehene, aber wesentliche Aspekte unserer Existenz auf der Erde.

Kritik

Die Aufgabe von Essay-Dokumentarfilmen bestehe darin, ein Konzept darzustellen. Auch das Unsichtbare müsse sichtbar gemacht werden, stipuliert ein Zitat Hans Richters, das Massimo d’Anolfi (Angela) und Martina Parenti ihrem kinematischen Katalog voranstellen: „Der unsichtbaren Welt der Vorstellungskraft, Gedanken und Ideen kann der Film-Essay Substanz verleihen, unter Verwendung einer Reserve an Ausdrucksmitteln, die unvergleichlich größer ist als die eines einfachen Dokumentarfilms.“ Die Betonung liegt auf „weit größer“, was die schiere Stückzahl meint, nicht die Reserve an Ausdrucksmitteln.

Davon hat das Regie-Duo abgesehen von den Texttafeln nur zwei, beide bildlich: Film und Foto. Deren Entstehung datiert grob vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur jüngsten Vergangenheit und zeigt entsprechend des Titels in drei Kapiteln die jeweiligen Gruppierungen. Tiere, Pflanzen und Steine. Wenig überraschend ist der erste Abschnitt, der das kaum beachtete Thema des Einsatzes von Tieren in Kriegshandlungen berührt, noch der interessanteste. Doch bereits hier begnügt sich die inszenatorische Inventur mit einer archivarischen Ausstellung.

Diese wäre im Vorführraum einer Galerie besser aufgehoben als im Kino, wo das mit bedrückenden Klängen unterlegte Material nur einen Bruchteil seiner Wirkung entfalten kann. Das wird noch deutlicher beim motivischen Übergang zu Pflanzen, die mal als Spore unter dem Bioskop, mal als gepresstes Relikt in botanischen Büchern erscheinen. Den einzigen thematischen Kontext liefern weitere Zitate, die vage auf den herrischen Umgang der Menschen mit anderen Spezies verweisen. Doch das ist weder neu noch tiefgründig.

Fazit

Was auch immer Massimo d’Anolfi und Martina Parenti mit ihrer naturkundlichen Collage ausdrücken wollen, verliert sich in einem mehr als dreistündigen Enzyklopädie. Deren visuelle Variabilität erschöpft sich in der Referenz unterschiedlicher Dokumentarformen, denen die hypothetische Hommage ebenso gilt wie dem unbekannten Kosmos von Tieren, Pflanzen und Mineralien. Die humanistische Betrachtung der generalisierten bleibt indes ähnlich reduktiv wie das extensive Essay, dessen speziistisches Spektrum die Definition der Subjekte über ihren militärischen, medizinischen und materiellen Nutzen verrät.

Autor: Lida Bach
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