5.5

MB-Kritik

100 Yards 2023

Action, Drama

5.5

5.7

Jacky Heung
Bea Hayden Kuo
Andy On Chi-Kit
Shiyi Tang
Kevin Lee
Brono Bajtala
茂涛
Li Yuan
Temur Mamisashvili
Artem Perevyshko
Xu Changchu
Fredrik Yderström

Inhalt

Der alte Meister der Kampfkunstakademie in Tianjin verstirbt. Statt dem rechtmäßigen Nachfolger, seinem Sohn Shen An, wird sein bester Schüler, Qi Quan, zum neuen Leiter der Akademie bestimmt. Während dieser eine Reformation der Kampfkunstschule anstrebt, arbeitet Shen An in der örtlichen Bank. Die Rivalität der beiden Männer führt schon bald zu kämpferischen Auseinandersetzungen, welche die Akademie strikt missbilligt. Diese jahrelange Fehde zwischen den zwei meisterhaften Kampfkünstlern steuert auf einen unausweichlichen und katastrophalen Konflikt zu…

Kritik

Mit der Schönheit und Philosophie hinter der Kampfkunst befasste sich Haofeng Xu bereits als Drehbuchautor für Wong Kar-Wais The Grandmaster, hat im Martial Arts-Genre aber auch schon selbst Regie geführt bei Filmen wie The Master - Einer muss der Beste sein oder The Hidden Sword. An der Seite seines Bruders Junfeng Xu (Decent Things) drehte er nun das historische Kampfepos 100 Yards (OT: Men qian bao di), das nach knapp 1,5-jähriger Runde auf diversen Festivals endlich seinen Weg ins deutsche Heimkino fand.

100 Yards dreht sich um zwei Männer, die sich für Einfluss und Ehre als Meister ihrer tödlichen Kunst im China der 1920er Jahre fortlaufend duellieren. Jeder mit eigenen Absichten, die Kampfkunst in Zeiten des Kolonialismus in eine andere Richtung zu lenken. Im Grunde guter Stoff, um ähnlich wie ein Ip Man auch erzählerisch zu trumpfen. Gelingt 100 Yards allerdings nicht, da die Motivation der Charaktere schwer zu begreifen ist und sich im Laufe des Films auf wirre Weise entwickelt. So ist irgendwann nichteinmal mehr klar, wer eigentlich der Gute und wer der Böse ist. Und wenn man nicht einmal mehr weiß, mit wem man hier noch mitfiebern soll, geht eben die Spannung verloren.

Das ist insofern schade, da der Film visuell richtig viel zu bieten hat. Die Choreografien sind schön ausgearbeitet und gleichen einem eleganten Tanz. Und die Kamera fängt das Geschehen stets kunstvoll und mit ruhiger Hand ein. Aus ästhetischer Sicht also absolut klasse, was hier aufgefahren wird, wenn man sich denn mit dem künstlichen Look der Kulissen anfreunden kann. Diese gleichen vielmehr dem Set eines Theaterstücks als einer reellen Umgebung, was sich vor allem in den Außenaufnahmen bemerkbar macht. Wird vermutlich nicht jedem gefallen, ist aber, wenn man es akzeptiert, auf seine Weise faszinierend. 

Die Kämpfe sind dank der beiden kampferprobten Hauptdarsteller Jacky Heung (The Warlords) und Andy On (New Police Story) vor allem dann stark, wenn sie gegeneinander antreten. Prügeln die beiden zwischendurch aber mal auf Statisten ein, reißt es diese in der Regel schon bei kleinsten Treffern von den Beinen. Auch das mag sicherlich kunstvoll inszeniert sein, ist aber aufgrund des geringen Widerstands leider nicht so beeindruckend, wie es hätte sein können. Eindruck macht abseits der beiden Stars lediglich noch Bea Hayden Kuo (Almost Human), die mit einer eigenen flotten Actionsequenz ein wenig Frauenpower in den Film bringt und damit für angenehme Abwechslung sorgt.

Fazit

"100 Yards" bietet mit seinen eleganten Choreografien und dem geschickten Kameraspiel einiges fürs Auge. Schade nur, dass die Figuren und die Erzählung kaum mitreißen können. Potenzial dazu war definitiv vorhanden.

Autor: Sebastian Stumbek
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