MB-Kritik

Silent Night, Deadly Night 2025

Horror

6.3

Inhalt

Im Zentrum der Geschichte steht Billy Chapman, der als Kind mitansehen muss, wie seine Eltern an Heiligabend brutal ermordet werden – und zwar von einem als Weihnachtsmann verkleideten Täter. Nach diesem Trauma zieht Billy viele Jahre später selbst an Weihnachten im roten Kostüm los, um jeden Tag des Adventskalenders mit Blut zu füllen.

Kritik

Saisonale Filme sind beliebt. Und während manche – wie Stirb Langsam, Kevin - Allein zu Haus, Die Geister, die ich rief... und Nightmare Before Christmas – alljährliche Favoriten vieler Menschen sind, haben andere den Durchbruch bestenfalls in die weihnachtliche Playlist von Trashfans geschafft. Dazu gehört auch Stille Nacht – Horror Nacht von 1984; als einer der miesesten Slasher seiner Zeit ganz zu Recht.

Trotzdem gab es diverse Fortsetzungen und mit Silent Night – Leise rieselt das Blut (2012) auch schon einen seltendämlich betitelten Remake-Versuch. Wo platziert sich jetzt die 2025er-Nachverfilmung, geschrieben und inszeniert von Mike P. Nelson, der als Regisseur schon mit Wrong Turn – The Foundation nicht sonderlich überzeugen konnte? Die wichtigste Erkenntnis: Silent Night, Deadly Night geht einen anderen Weg.

Die folgenden Absätze enthalten Spoiler . Das 80s-Original hält es simpel: Ein Junge sieht zu, wie ein als Weihnachtsmann verkleideter Mann seine Eltern abmurkst, und verstärkt das Trauma im religiös geprägten Heim, sodass es im Triggermoment zur mörderischen Entladung samt Kunstbart kommt. That’s it. Was heute keinen Killer hinter dem Vorhang hervorlockt, wirkte vor mehr als 40 Jahren natürlich noch frischer.

Im neuen Remake ist die Vorgeschichte sehr ähnlich. Allerdings zeitspringt der Plot deutlich fixer ins Erwachsenenalter des Protagonisten Billy Chapman (Rohan Campbell, The Monkey) und platziert rein stimmlich den Killer seiner Eltern an dessen Seite. Dass Billy keine gespaltene Persönlichkeit ist, der sein personifiziertes Trauma nur im eigenen Kopf hört, wird schnell klar – und dieser inhaltliche Kniff distanziert Silent Night, Deadly Night gelungen vom Ursprungswerk.

Die Bestrafung fungiert sowohl im alten als auch im neuen Film als übergeordnetes Thema. Doch vor allem der Ansatz des 2025ers lädt dazu ein, die Horrorfilmoberfläche wie Zuckerguss zu durchbrechen und zu philosophieren, welche bittere Wahrheit unter dem sichtbar Süßen liegt. Wie würdest du mit dem Schicksal von Billy umgehen?

Andererseits müssen wir auch nicht mehr Hirnmasse investieren als nötig. Zurück zum Wesentlichen: Als reiner Slasher kann der Film nicht wirklich punkten, denn dafür sind die Kills zu belanglos. Ein ernsthaft fieses Spiel mit den Erwartungen ist dahingehend die Info, dass Menschen beteiligt sind, die auch für Terrifier 2 und Terrifier 3 verantwortlich zeichnen. Das ist irreführendes Marketing, weil Silent Night, Deadly Night mit dem grenzüberschreitenden Art-the-Clown-Gemetzel (leider) nichts zu tun hat.

Ziemlich cool ist Ruby Modine (Satanic Panic) als Pam, die wir bei einem kommerziellen Erfolg möglicherweise wiedersehen. Auch Campbell ist eine passende Wahl. Es ist auch nicht so, dass der Film die Rute verdient. Aber er kann sich nicht richtig entscheiden, was er sein möchte: Slasher, Psychothriller, Trash-Movie oder übernatürlicher Horrorfilm mit Chucky-Vibes. Gemessen an der Storyidee wäre es wohl sinnvoller gewesen, ganz im „Wennschon, dennschon“-Sinne mehr Gewicht auf die Trash-Seite zu legen, denn die Nazi-Szene bleibt am ehesten im Gedächtnis.

Fazit

„Silent Night, Deadly Night“ ist ein überraschungsarmes, zuweilen etwas langweiliges Remake, das weder mit Gore noch mit packender Dramaturgie überzeugt. Zumindest wird es der Mindestanforderung gerecht und kopiert die Vorlage nicht einfach. Doch mehr als ein kurzer Zuckerrausch ist hier nicht drin. Da ist die Vorstellung, dass sich Kinder in überfüllten Einkaufszentren auf den Schoß eines fremden Mannes setzen, deutlich gruseliger. Oder die Legende vom echten Weihnachtsmann, der nachts in dein Haus oder deine Wohnung einbricht, nachdem er dich ein Jahr lang gestalkt hat.

Autor: André Gabriel
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