Inhalt
Nachdem ihre elfjährige Schwester durch den Genuss von verunreinigtem Heroin bleibende Schäden davongetragen hat, knöpft sich Krankenschwester Coffy den verantwortlichen Dealer und seine Helfer vor. Danach verschafft sie sich als angebliche jamaikanische Prostituierte Zugang zum Drogenhändler und Zuhälter King George, der sie an den Mafioso Vitroni vermittelt. Ihr Versuch, Vitroni zu töten, scheitert und sie wird gefangen genommen. Vitroni glaubt, dass King George mit ihr unter einer Decke steckt und lässt ihn töten. Coffy kann fliehen und mit Vitroni abrechnen. Außerdem stattet sie noch ihrem falschen Politiker-Freund einen Besuch ab.
Kritik
„Coffy is the color ...“, singt Roy Ayers, während der Vorspann von Jack Hills stilbildendem Actionstreifen rollt, „Coffy is the world you live in“. Der Prolog in der drogenberauschten Atmosphäre eines Nachtclubs lässt keinen Zweifel an der Konnotation der souligen Zeilen. Die Welt des Blaxploitation-Meilensteins ist moralisch düster und die Grenzen zwischen dem System und dem Syndikat diffus. Die rabiate Story einer Krankenpflegerin, die im Alleingang mit dem Mob abrechnet, kommt aus den B-Movies des Noir und schießt in ein fulminantes Pulpjuwel. Die grandiose Pam Grier macht die Titelfigur zur Ikone, deren eindrucksvolle Erscheinung ihr Subgenre definierte und die Darstellung und Wahrnehmung von Frauen und Farbigen im Kino revolutionierte. Als Kassenkonkurrent zu Jack StarrettsCleopatra Jones angelegt, übertrumpfte Hills rückhaltlose Exploitation das Vorbild dank seiner bissiger Gesellschaftskritik, Sex-Appeal und cleverer Ironie. Die Settings und Outfits sind so stylish, dass die Filmemacher sogar Angst hatten, zu hipp zu sein. Zu Hipp? You can never have too much style!
Coffy trägt die Handschrift des Regisseurs wie kaum ein anderes seiner meist mit kleinem Budget produzierten Werke. Selbst fast 40 Jahre später steht überraschen die grellen Szenen immer wieder mit einer besonders im traditionell von Konservativismus und Machismo geprägten Actiongenre mit ihrer Liberalität. Das Establishment ist hinter der sauberen Fassade pervers, ressentimentgeladen und käuflich. Griers temperamentvolle Darstellung enthüllt hinter der Wut ihrer Figur eine rigorose ethische Konsequenz. Coffy will nicht nur Rache an den Männern, die ihre 11-jährige Schwester und ihren Jugendfreund Carter (William Elliott) auf dem Gewissen haben. Sie will die kriminelle Maschinerie, in denen ihre ersten Opfer nur kleine Rädchen sind, demontieren. Schließlich nimmt sie die ultimative Rache an dem manipulativen Drahtzieher in einer Weise, die vor symbolischen Interpretationsmöglichkeiten nur so strotzt. Zufall? Jack Hill ist immerhin der Regisseur von Spider Baby und natürlich Foxy Brown. In Zweitem spielt Grier die gleiche Figur unter anderem Namen und rächt sich ähnlich am Handlanger der Oberschurkin.
Dass der gefährlichste Gegenpart des inoffiziellen Sequels eine Frau ist, lässt das Ende von Coffy noch subversiver wirken, als könnte höchsten eine Frau es mit ihr aufnehmen. In ihrer ersten Hauptrolle verkörpert Grier eine Ausnahmefigur, die bis heute auf furiose Weise gegen filmische Normen verstößt. Sie ist aktiv, intelligent und selbstbestimmt, selbst in den diversen Nacktszenen. Sie lässt sich weder emotional, noch materiell korrumpieren, im Gegensatz zu ihrem verlogenen Lover Stadtrat Howard Brunswick (Booker Bradshaw), der so in den weißen Klüngel aufsteigen will. Die Schattenseite dieser Konstanz ist die Niedergeschlagenheit, mit der Coffy dem Kampfplatz den Rücken kehrt. Ihr persönlicher Triumph ist verschwinden gegenüber dem zutiefst verkommenen Machtapparat, der sich ihr offenbart hat. Aus filmgeschichtlicher Perspektive erhält ihr Abgang eine zusätzliche bittere Note. Das Actiongenre und im weiteren Sinne die Filmwelt sind immer noch der Spielplatz straighter weißer Jungs. Und dem Publikum scheint kaum daran gelegen, das zu ändern.
Fazit
„The baddest one-chick hit-squad that ever hit town“ verspricht das Poster und Jack Hills kultiger Actionfilm hält jedes Wort. Die exzellente Hauptdarstellerin, der eingängige Soundtrack und der knallige 70er-Look wiegen inszenatorische Schwächen mehr als auf. Bei aller reißerischen Gewalt, Klischeelastigkeit und absurder Frivolität ist "Coffy" eine der coolsten Figuren der Filmgeschichte. Fight The Man.
Autor: Lida Bach