Inhalt
Der Film wird von einer Rahmenhandlung getragen: Billy steht am Straßenrand und wartet auf den Lieferanten seines Lieblingscomics „Creepshow“. Da erscheint der Creep und erzählt die Geschichten… Die Geschichte um Billy wird zwischen den Episoden in Form von Zeichentricksequenzen weitererzählt.
Kritik
Der Reiz von kurzen, effektiven Schauer-Häppchen für zwischendurch ist besonders in der Halloween-Season so naheliegend wie selten sonst. Somit bleibt es beinah unausweichlich auch über Creepshow 2 zu sprechen, den Nachfolger des in Deutschland damals als Die unheimlich verrückte Geisterstunde vermarkteten Episoden-Mini-Klassikers, geschrieben von Stephen King (Es) und inszeniert von George A. Romero (Zombie – Dawn of the Dead). Medienübergreifend zwei der größten Namen des Horrorgenres, die so auf kreative und verspielte Weise zusammenfanden und gleichzeitig ihre Liebe für die speziell in den USA weitverbreiteten und populären Pre-Code Horror Comics ausleben durften. Ähnlich wie es später die noch erfolgreichere TV-Show Geschichten aus der Gruft über Jahre erfolgreich praktizierte. Fünf Jahre nach dem Erstling fanden sich die beiden für das Sequel wieder zusammen, allerdings in veränderten Positionen.
Romero vergab den Regiestuhl an seinen aktuellen Kameramann Michael Gornick (bis 1985 und Zombie 2 – Das letzte Kapitel), der es danach aber auf keine weitere Kinoarbeit auf der Position brachte. Er selbst verfasste erneut gemeinsam mit Stephen King das Drehbuch, wobei eine der diesmal insgesamt nur drei Geschichten tatsächlich auf einer literarischen Vorlage von diesem beruht (die zweite, Das Floß). Etwas gewöhnungsbedürftig und in dem nicht wirklich verständlichem Wechsel von Zeichentrick und real gefilmter Zwischensequenzen (in denen der „Creep“ von Effekt-Guru Tom Savini verkörpert wird) zusammen gehalten wird ein inhaltlich unabhängiges, jeweilig in sich geschlossenes Dreigänge-Menü des kurzen Trivial-Horrors serviert. Wie meistens üblich nicht auf dem gleichen Niveau, diesmal aber (ob absichtlich oder zufällig) genauso aufgebaut, wie es in dem Fall auch Sinn machen würde. Der Anfang ist nicht das Gelbe vom Ei, der Mittelpart schon besser und das Finale mag einen schon dazu anregen, euphorisiert in die Hände zu klatschen. Wenn bewusst so konzipiert, Hut ab.
In Episode eins werden ein altes Ehepaar in ihrem Gemischtwarenladen von einem skrupellosen Trio überfallen, ausgeraubt und letztendlich auch umgebracht, was deren langjähriger, indianischer Holz-„Golem“ nicht einfach so durchgehen lassen will. Im Anschluss verschlägt es vier kiffende, unbedarfte College-Kids auf ein Floß inmitten eines harmlos anmutenden Sees, was sich als großer Fehler herausstellt. Denn im Wasser lauert etwas Undefinierbares, auf jeden Fall sehr Bewegliches und besonders Gefräßiges, was die Zeit auf seiner Seite hat. Zum krönenden Abschluss überfährt eine in ihrer reichen Anwaltsehe nur finanziell, aber sexuell nicht ausreichend befriedigte High-Society-„Dame“ bei der Abreise von ihrem multiple Orgasmen garantierenden Toyboy wegen Unachtsamkeit eine Anhalter und begeht Fahrerflucht. Was den frischgebackenen Toten nicht davon abhält, sich auf dem Heimweg sehr aufdringlich und wiederholt für seine Mitfahrgelegenheit zu bedanken.
Es fehlt dem Episodenfilm schon an inszenatorischer Klasse, was sich besonders in den ersten beiden Geschichten deutlich macht. Alle Abschnitte verfügen über gute bis sehr gute, plastische Effekte, da lässt sich das Gesamtprodukt nicht lumpen. Die erste Story hat mit George Kennedy (Die nackte Kanone) den prominentesten und besten Darsteller zu bieten, ist so gesehen auch ganz nett, hat aber null Überraschungswert und verfügt über die noch sauberste, moralische Ebene. Was ihn gerecht, aber etwas langweilig in seinem Vorgehen macht. Nummer 2 ist nicht gerade spitze gespielt und (bewusst, trotzdem) nervig geschrieben in seinen Figuren, hat aber auch eine simple wie dadurch aber auch geile Prämisse, die enorm kurzweilig und fies daherkommt. Besonders das Ende entschädigt für die deutlichen, aber im Zusammenhang weniger relevanten Unzulänglichkeiten. Guter Aufbau, denn nach halbwegs okay und gar nicht so schlecht überzeugt der Showdown namens Der Anhalter umso mehr. Eine richtig garstige, von galligem Sarkasmus nur so triefende Karma-Möbius-Schleife, veredelt mit einem zynischen Running Gag und einem so deftigen Gore-Anteil, dass die immer noch existente Indizierung nun auch noch Sinn macht. Was für ein (Fast)Rausschmeißer, der allein schon das Ansehen absolut lohnt. Übrigens: Hier gibt Stephen King als betonter Whitetrash-Trucker sein übliches Cameo.
Fazit
Ein in Teilaspekten natürlich nicht einwandfreier, in seinem Konzept aber sehr sympathischer und in seiner inhaltlichen wie fachlichen Qualität sich wirklich enorm steigernder, von Sarkasmus und (gerechter) Ironie geprägter Horror-Spaß, der selbst seine recht explizite Gewaltdarstellung noch konsequent nach oben schraubt. Nicht alles passt hier richtig zusammen, aber wie einen dieses immer noch herzlich aufzunehmendes Projekt einen entlässt (bezogen auf die letzte Real-Episode) ist schon klasse.
Autor: Jacko Kunze